Sonntag, 4. Januar 1998

Wir wollen heute nach Jerma umd dort Alt-Jerma zu besichtigen, vielleicht auch noch die Nekropole. Reicht die Zeit wollen wir auch noch hinauf auf den Msak Mustafit, ein Stück nach Süden in Richtung Wadi Matendous.

	In Ubari angekommen müssen wir uns erst einmal zur Post durchfragen, denn wir wollen zuhause anrufen. Ein junger Mann weist uns jedoch freundlich den richtigen Weg. Kaum haben wir vor dem Gebäude gehalten sammelt sich flugs eine große Traube Kinder um die Motorräder, denn direkt gegenüber befindet sich die Schule. Doch Ilka ist guter Dinge, sich des Ansturms erwehren zu können. Tausend Finger wollen die Twins begrabbeln und wenigstens ein schlimmer Finger muß sich wohl - so stellen wir später fest - die mit Klett auf dem Sicherungskasten befestigte Uhr einer Maschine unter den Nagel gerissen haben.
	Wir fahren zurück nach Jerma. Nach den Nekropolen suchen wir nicht weiter sondern steuern nach Süden die lange Rampe auf dem Msak Mustafit hinauf - die an einer Steilstufe jäh abbrechende Steinebene, die das Wadi Adjal nach Süden begrenzt, während der nördliche Rand vom schier endlosen Sandmeer des Idhan Awbari mit bis zu 300m hohen Dünen gebildet wird. Zurück im Beit Shebab vereinbare ich mit dem Herbergsvater für den nächsten Tag eine Tour zu den Seen. Nach langem Überlegen haben wir uns entschlossen nicht mit den Motorrädern zu fahren, da sich Ilka sicher ist, dass sich ihre Begeisterung mit der Twin im tiefen Sand in Grenzen halten wird. Es ist bereits später Nachmittag, als wir zu einem Spaziergang durch den Ort in Richtung der gewaltigen Dünen aufbrechen, die etwa 2 Km von der Jugendherberge entfernt liegen. Am Fuße der Dünen angekommen, beginnen wir uns langsam über die tragfähigen Grate nach Oben zu arbeiten. Je höher wir steigen, desto phantastischer werden die Perspektiven. Auf Schritt und Tritt wird der Blick von oben auf das Sandmeer vor uns immer beeindruckender: Die perfekte Wüste. Ba bela Ma - das Meer ohne Wasser.