Samstag, 3. Januar 1998

Auf der Straße Tripolis-Sebha kommen wir zügig voran. Die uns entgegen kommenden Autos können wir mit den Fingern beider Hände abzählen. Auffällig ist, daß sie oft bereits auf große Distanz mit der Lichthupe blinken. Mal ist es wohl ein Gruß, wie wir an den winkenden Fahrern erkennen können, mal erwarten sie aber wohl auch die Lichthupe als Antwort - als Beweis dafür, daß der Entgegenkommende nicht soeben am Einschlafen ist. Denn trotz schnurgerader und bis zum Horizont einsehbarer Strecke kommt es immer wieder zu verheerenden Zusammenstößen, wie die nicht wenigen Autowracks am links und rechts der Straße nachhaltig dokumentieren.

	Die Landschaft, zunächst noch von der Hammada Al Hamra geprägt, wird - für Wüstenverhältnisse - abwechslunsgreicher. Im Westen kommen die Ausläufer des Jabal Al Hasawinah in Sicht. Berge tauchen auf, bedeckt mit einer gleichmäßigen Schicht schwarzen Gerölls. Sie sehen aus wie riesige Mohnbrötchen. Das Wetter ist hervorragend: blauer Himmel und fotogene Wolken. Nur der Wind ist empfindlich kühl, kommt aber zum Glück meist schräg von hinten.
	Am südlichen Stadrand Sabhas müssen wir uns etwas orientieren, um den richtigen Abzweig nach Westen in Richtung Wadi Adjal zu finden. Dank des Westkurses erwischt uns der Wind nun mit voller Breitseite. Wind und Sand werden immer schneller eins: Es entwickelt sich ein handfester Sandsturm mir rapide schwindender Sicht. Schon erkenne ich die erste Sandwehe zu spät und fräse mich mit Tempo 100 hinein. Dank der Geschwindigkeit komme ich nur kurz ins schlingern und bin zum Glück ebenso schnell wieder heraus wie hinein geraten. Später offenbart ein Blick auf die Alukisten die Kraft des Sturmes: Die dem Wind zugewandte Box ist auf das Feinste gesandstrahlt und mattiert.
	Bald erreichen wir das Wadi Adjal und Bewuchs und Hügel bieten immer mehr Schutz vor dem Wind. Auf den ersten Blick scheint die Jugendherberge von El Fejeaj schon geschlossen und auf den zweiten mitten im Bau befindlich. Da sie aber doch geöffnet hat bekommen wir ein Zimmer für 10 LD pro Person. Die beste heiße Dusche seit langem spült den Sand herunter.