Überschreitung der Watzmann-Ostwand
von Timo SiebeckTipps
Tatsächlich stellt die Orientierung den Ostwand-Neuling
vor eine nicht zu unterschätzende Herausforderung. Außer
ein paar wenigen Steinmandl in der oberen Wandhälfte, gibt
es keine Markierungen. Stellenweise, insbesondere in den unteren
Latschenhängen und auf schottrigen Passagen, lassen sich
Steigspuren ausmachen, diesen ist aber nie hundertprozentig
zu vertrauen, da sie oftmals als Verhauer in schwieriges Gelände
führen. Trotz gründlicher Vorbereitung leisteten auch wir uns direkt am Einstieg einen kurzen "Ausflug" in die Latschen. Von der Eiskapelle, einem Schneefeld, genährt durch winterliche Lawinenabgänge, zieht der Weg anfangs in steilen Serpentinen durch grasbewachsene Schrofen aufwärts. Zweieinhalb Stunden nach Aufbruch im Lager erreichen wir das Schuttkar und damit die erste von zwei Wasserstellen in der Wand. |
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Die Sonne hat sich mittlerweile
über die gegenüberliegenden Grate erhoben und sorgt,
gemeinsam mit der anstrengenden Steilheit des Berges dafür,
dass wir mächtig ins Dampfen kommen.
300 Höhenmeter weiter aufwärts, immer in leichtem
Klettergelände, treffen wir auf die erste Schlüsselstelle.
Die "Platte" ist eine ca. 80 m hohe geneigte, etwas
griff- und trittarme Passage im oberen 3. Grad. An dieser
Stelle könnte man über eine Seilabsicherung nachdenken,
jedenfalls sind einige Bohrhaken zu finden. Wir hatten speziell
für diese Stelle vorsichtshalber die ganze Schlosserei,
wie Keile, Expressen, Seil mitgeführt, bemerkten die
Platte aber erst, als wir sie schon so gut wie überwunden
hatten. |