Unterwegs mit dem Zelt durch Schottland auf dem West Highland Way

Die an die Norddeutsche Heide erinnernde Landschaft nahe Milngavie mit ihren Sträuchern und flachen Hügeln, wird schon bald abgelöst durch einen ersten Vorgeschmack von Bergen. Letztere sind auf schmalen steinigen Pfaden zu begehen. "How are ya" und kurz darauf rauscht eine Gruppe Schotten, die wie die Gemsen von Stein zu Stein springen, an einem vorbei. Mir als Wanderer kam die Strecke schon im Schritttempo sehr anstrengend vor. Aber in Schottland ist es ein beliebter Sport den West Highland Way in weniger als 24 Stunden zu laufen. Ich sollte dafür insgesamt sieben Tage brauchen.

Nach dem Abstieg stößt man auf die weiten Kiesstrände von Loch Lomond. Dieser riesige See ist ein Naherholungsgebiet für den Einzugsraum Glasgow. Gerade an Wochenenden trifft man hier jede Menge Schotten, die zelten und grillen. Ich schlage mein Lager auf einem der weitläufigen Kiesstrände auf, die das Ufer des Sees säumen. Eine Entenfamilie gesellt sich zu mir ans Lagerfeuer. Den schottischen Nächten ist eine wilde Romantik zu Eigen. Wie auch tagsüber kann das Wetter innerhalb von Minuten wechseln von Sonne zu Wind zu Dauerregen. Ich habe bei einer früheren Wanderung in Schottland einen Iren getroffen, der sich in einer warmen milden Sommernacht lieber außerhalb seines Zeltes zum schlafen niederlegen wollte. Mitten in der Nacht fing es an wie aus Eimern zu schütten, der Ärmste war nass bis auf die Knochen bevor er im Zelt war. Die Schotten sagen zu ihrem Wetter "be always prepared" (Sei immer auf alles Vorbereitet). Der Weg entlang Loch Lomond gehört zu dem Schönsten, was der West Highland way zu bieten hat. Da wäre zum Beispiel Ross Wood, einer von Europas ältesten Eichenwäldern. Die Bäume verschlucken jeden Laut von außen. Der weiche Waldboden dämpft die Schritte des Wanderers, eine sakrale Stimmung macht sich breit. Voller Ehrfurcht erkundete ich diesen unglaublichen Wald, um anschließend auf einer Klippe am Fuße einer riesigen Eiche meinen Mittagsschlaf zu halten. Die Stille lullt mich ein, während kräftige Sonnenstrahlen mein Gesicht kitzeln.

Am Nordende von Loch Lomond befindet sich Rob Roy´s cave. Hier soll sich der schottische Robin Hood in unruhigen Zeiten versteckt gehalten haben. Die nächsten zwei Tage geht es durch hügeliges Gelände. Dichte Wälder rechts und links vom Weg. Viele andere Wanderer sind hier unterwegs. Bridge of Orchy ein schwerer Sturm zieht nachts auf. Am nächsten Morgen Sonne und ein leichter Wind, als wäre nichts geschehen. Unschuldiges schottisches Wetter. Ich trockne meine Sachen und ziehe weiter.