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The white Temptation

von Johannes Stupp

Tipps



Nach etwa 10minütigem Gipfelaufenthalt steigen wir langsam wieder ab. Die Sonne bricht hinter den Berggipfeln hervor und wärmt uns nach dieser gottverdammten Kälte mehr und mehr auf. Ich sehe nun, was mir in der Nacht des Aufstieges verborgen geblieben ist.

Abstieg vom Gipfel Nach drei Stunden Abstieg erreichen wir wieder das Ende des Gletschers. Was mich erfreut: Mein Guide ist ebenfalls geschafft und möchte nur noch schlafen. Nachdem wir unser Eisequipment in unsere Rucksäcke verstaut haben, möchte ich noch aus meiner mitgeführten Wasserflasche trinken, welche beim Gipfelaufstieg kaum in Gebrauch war. Das Wasser ist inzwischen gefroren und ich begnüge mich mit einem mir vom Guide angebotenen Schokoriegel, wohl wissend, das wir nach kurzer Zeit unser Basecamp erreichen um dort verloren gegangene Flüssigkeit wieder aufzunehmen.

Nach 15 Minuten über Schotter und Steine erwartet uns im Basecamp schon unser Assistant Guide, der während unser Abwesenheit auf unsere zurückgelassene Ausrüstung aufgepasst hat und wie beneidenswert, sich nach unserem Gipfelaufbruch im Zelt wieder aufs Ohr gelegt hat. Es gibt nochmals Tee, Brot und Obst. Danach bauen wir das Zelt ab, packen unsere sieben Sachen und laufen noch eine Stunde bis zu unserem Ausgangspunkt in 4400 Meter Höhe. Von dort holt uns nach etwa dreißig Minuten der vorher über Handy angeforderte Taxifahrer ab und bringt uns sicher nach Huaraz zurück.

Unten angekommen, es ist inzwischen früher Mittag, spendiere ich den Guides noch ein kleines Trinkgeld und lasse mich vom Taxifahrer vor der Türe meiner Pension abladen. Ich bin müde, fertig und glücklich. Nachdem ich meinen Rucksack ausgepackt habe, mich unter der Dusche vom letzten Dreck zurückliegender Tortour entledigt habe, gönne ich mir bei strahlendem Sonnenschein auf meiner Dachterrasse noch ein Bier und falle danach scheintot ins Bett, froh wieder richtig durchatmen zu können und nehme meine Erfahrungen und Fotos mit in das Land der Träume. Was gibt es mehr?

Warum setzen sich Menschen ganz bewusst solchen harten, unmenschlichen, ja geradezu lebensfeindlichen Bedingungen aus? Sind dies vom Abenteuerdrang geblendete Idioten, oder vom Explorationstrieb aufgefressene Masochisten? Nein, Berge sind dazu da um bestiegen zu werden und um seinem Bewegungsdrang freien Lauf zu lassen. Sie eröffnen neue Horizonte und Sichtweisen – von oben, darüber hinaus und in das eigene Selbst.


Wir quälen uns für einen kurzen Augenblick in den Himmel, einen Augenblick der alles andere vergessen lässt, nämlich der Augenblick des Gipfelglückes. Auf dem Weg dorthin haben wir unser Limit verrückt, verborgene Kräfte und Energien freigesetzt und uns neu erfahren und entdeckt. Wir haben über uns Selbst und die Natur einen Sieg errungen. Wir sind Helden für diesen einen Augenblick. Wir sind im Einklang mit der uns in ihrer unendlichen Schönheit euphorisierenden Natur. Alles kostet seinen Preis und ich werde es wieder tun. Nicht morgen, nicht übermorgen, aber vielleicht schon nächste Woche oder nächsten Monat. Zu guter Letzt ist die subjektive Sichtweise des Betrachters entscheidend. Obwohl der Nevado Vallunaraju unter erfahrenen Alpinisten als leicht eingestuft wird, war er meinerseits eine große Herausforderung und eine wortwörtlich herausragende Erfahrung.

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