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The white Temptation

von Johannes Stupp

Tipps



Mein Guide scheint, obwohl für mich der Gletscher unendlich, den Weg bzw. die Spur zu erkennen. Er läuft voraus und ich trabe der Länge des uns verbindenden Sicherungsseiles circa 7 Meter hinter ihm her. Wir sind allein auf weiter Flur. Sowieso begegneten wir auf unserer Gipfeltour keinen anderen Bergsteigern – nicht im Basecamp, noch auf dem Gletscher. Ich habe das Quitschen und Knirschen des Gletschers im Ohr, welches durch die Berührung der Steigeisen mit dem Gletschereis entsteht und das dumpfe Hämmern, wenn die Steigung es erfordert, und die Steigeisen für einen besseren Halt in den Gletscher gerammt werden. Je höher wir kommen, umso besser zeigen sich die im Basecamp verborgenen Lichter der am Fuße des Berges liegenden Stadt Huaraz.

Passagen zum Gipfel Je höher wir kommen, umso schwerer fällt mir auch das Atmen. Steile Passagen wechseln sich mit flacheren ab. Es ist gut nicht zu wissen, was mich als nächstes erwarten wird. Immer wieder brauche ich ein paar Sekunden Verschnaufpause. Mein Guide spürt dann den Zug der gespannten Sicherungsleine und hält geduldig inne. Ich komme mir vor wie ein alter Mann: 20 Schritte gehen – Pause, 20 Schritte gehen – Pause. Ein paar mal frage ich wie lange es noch bis zum Gipfel ist und werfe immer mal wieder einen Blick auf meinen Höhenmesser um abschätzen zu können, wie viele Höhenmeter wir noch davon entfernt sind. Was müssen Bergsteiger aushalten und ertragen wenn sie auf Berge steigen die noch 3000 Meter höher sind? Wie vieles muss der Körper aushalten, wenn in Höhen übernachtet werden muss, die unser Basecamp um 2000 Meter übersteigen? Ja, mit der Höhe nimmt das Leiden zu.

Plötzlich ist meine Konzentration gefordert. Mein Guide springt über eine circa 1 Meter breite Gletscherspalte, sichert danach zusätzlich unser Seil mit seiner Eisaxt und ich springe ihm nach Ausloten des Standortes nach. Nachdem wir uns seit 4 Stunden in Kälte, Eis und Dunkelheit langsam nach oben bewegen, bricht langsam die Morgendämmerung herein. Allmählich bekommt die Umgebung ihre verloren geglaubten Umrisse zurück. Je mehr Einblicke mir die Natur gewährt, umso stärker bin ich davon gefangen.

Endlich - Auf dem Gipfel des Nevado Vallunaraju

Mir offenbaren sich bisher nicht bekannte Lichtblicke und Farbspiele. Vor mir zeichnet sich immer stärker ein kaum zu beschreibendes Panorama ab. Nun sehe ich auch endlich, was mir die Wochen zuvor in Huaraz verborgen blieb: Das zum Greifen nahe liegende und mit zwei markanten Erhebungen gekrönte Haupt des Nevado Vallunaraju. Trotz beißender Kälte und eisigem Wind zücke ich meinen Fotoapparat um jene Augenblicke einzufrieren, welche ich nicht begreifen kann. Wir sind noch ca. 30 Minuten vom Gipfel entfernt, es wird steiler und wir schleppen unsere gefrorenen Körper Meter für Meter den nun vor uns liegenden Berggrad empor.

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