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The white Temptation

von Johannes Stupp

Tipps



Nachdem ich mich hingelegt habe, merke ich, dass ich nicht genügend Sauerstoff bekomme. Weiterhin wird es mir nach kurzer Zeit in meinem Schlafsack zu warm und bei der Sauerstoffarmut und aufsteigenden Wärme habe ich das Gefühl zu ersticken. Ich entledige mich meiner drei Paar Socken, zwei meiner Oberteile und versuche alle möglichen Liegepositionen um mehr Sauerstoff zu bekommen ? zwecklos.

Meine Nacht wird zur Qual. Ich drehe mich in alle nur erdenkliche Positionen, in der Hoffnung, wenigstens in einer Lage genügend Luft zu bekommen - die Hoffnung nach einem erholsamen Schlaf habe ich inzwischen aufgegeben. Ich schaue immer wieder auf die Uhr und sehne 1.30 Uhr herbei. Zu diesem Zeitpunkt habe ich auf Walters Bitten meinen Wecker gestellt. Zu diesem noch weit entfernten Zeitpunkt wollen wir aufstehen, eine Kleinigkeit frühstücken und uns um 2.00 Uhr zum Gipfel aufmachen. Es werden für mich endlose Minuten und Stunden. In dieser schlaflosen Nacht wurde mein Drang auf die Toilette zu gehen immer stärker. Ich wiege ab, welche Alternative die dringlichere, welche die angenehmere ist: Blasendruck und Nestwärme oder raus in die Kälte, dann aber keine meckernde Blase mehr.

Der Nevado Vallunaraju im Norden Perus



Ich entscheide mich für Letzteres, schwang mich in meine in und um den Schlafsack herumliegenden und zuvor entledigten Klamotten, verlasse meinen aufgewärmten Schlafsack und wage mich in die Kälte. Als ich abseits des Zeltes mein Geschäft verrichte, die Außentemperaturen müssen sich schon im Minusbereich bewegen, blicke ich auf den vom Halbmond dezent beschienenen Nevado Rarapalca. Die ihn schützenden Gletschermassen leuchten dunkelblau. Nur der schwarze und sternenklare Nachthimmel verleiht dem massiven Berg den nötigen Kontrast. Ich beobachte während des Pinkels die blinkenden Lichter eines langsam hinter dem Gipfel verschwindenden und nach kurzer Zeit wieder auftauchenden Flugzeuges. In diesem Augenblick ist die Natur für mich zugleich kalt und herrlich anzusehen. Ich empfinde ganz tief, dass die Natur und das Leben so ist wie es ist, egal wie sie in subjektiven Momenten dem Betrachter erscheinen mag: Mal wunderschön, warm und erfüllend, mal kalt, unberührt, unbeteiligt, unnahbar und unmenschlich. Die Natur ist wie das Leben: grausam und schön zugleich.

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