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Reise in die russische Provinz

von Ute Scharrer

Tipps

Für Trekkingtouren sollte die Auswahl der richtigen Hose auf jeden Fall eine Priorität sein. In unserem Sortiment an Trekkinghosen finden Sie Modelle, die aufgrund des angenehmen Tragekomforts von der Tageswanderungen bis zum Alltag perfekt geeignet sind.

Viele unserer Wanderschuhe sind für lange Wanderungen mit Gepäck sowie das klassische Backpacking ideal. Für ein ermüdungsfreies Wandern, sollten Wanderschuhe vor allem eine optimale Passform haben. Bei uns finden Sie eine Riesenauswahl an Trekkingstiefeln, die so bequem sind, dass Sie die womöglich auch im Alltag tragen werden!

Und es gibt auch sie zum Glück noch und wieder, die im Sonnenlicht mitten in der immensen Weite des Landes funkelnden vergoldeten Kuppeln, Wegweiser zu erstaunlich vitalen und mit Nachwuchs gut versorgten Klöstern. Wir stehen an der Pforte von Optyna Pustyn, dem Männerkloster, in dem schon Tolstoi und Dostojewski Inspiration fanden. Aufseher kontrollieren, ob das Mannsvolk lange Hosen trägt und die Frauen Röcke und Kopftücher. Alles Nötige, sofern nicht in der Handtasche mitgeführt, liegt zum Ausleihen in einer Truhe bereit. Und während dieses biedere Outfit den Frauen das zeitlos-biedere Aussehen von Amish-Bäuerinnen verleiht, wartet innen der Mönch, der die SMS über das Eintreffen der Reisegruppe auf seinem Smartphone abgerufen hat und fließend Englisch spricht.

Auf dem Ohr, auf dem er nach neuen Entwicklungen im Kanon der orthodoxen Kirche gefragt wird, erweist sich der junge Mann allerdings als ein wenig taub. In den Kirchen des Landes, so beobachten wir das, schauen die gläubigen Russen, egal ob jung oder alt, vorbei, als sei es auf eine Tasse Caj bei einer guten Freundin. Sie pflanzen ein Bienenwachsstäbchen in ein Sandbecken, zünden es an und küssen mit großer Innigkeit den Glaskasten über ihrer bevorzugten Ikone. Deren Motiv wird wie bei allen Ikonen hier unverändert durch die Jahrhunderte tradiert.

Russische Gastfreundschaft

Nicht nur die Religion, auch die Kultur spielt in der Provinz eine große Rolle. In einem Gebäude von abblätternder Grandiosität präsentiert uns der ausgezeichnete Chor der Stadt einen musikalischen Einblick in die russische Seele, die fehlende sprachliche Verständigungsmöglichkeit fällt uns hier nicht mehr auf. Später im Künstlerstädtchen Tarussa zitiert eine ältere Dame vor der Statue von Marina Zwetajewa ellenlange Poeme der lange verfemten Dichterin. Ab und zu hilft sie ihrem Gedächtnis mit einem Blick in ein handschriftlich gefülltes und liebevoll in Stoff gebundenes Notizbüchlein auf die Sprünge. Weil die Zwetajewas Werke nie in Druck gehen durften, hat ihre Anhängerin für sich einen Weg gefunden, Dichtkunst doch zu memorieren.

Dass die Dichter in Russland von ganzem Herzen verehrt werden, wird auf Graf Leo Tolstois Landsitz Jasnaja Poljana deutlich. Die Ehrfurcht, mit der die Russen das weitläufige Anwesen beschreiten und die Führerinnen in ihrem ausgezeichneten Deutsch über das Landleben des Dichterfürsten sprechen, lässt eher an eine Pilgerstätte denken als an den Ort, wo ein Autor lebte und schrieb, stritt und predigte und seine gesellschaftlichen und religiösen Visionen umzusetzen suchte. Die Räume haben den Charme bewohnter Zimmer bewahrt und entsprechen auf fast schon unheimliche Weise den vergilbten Fotografien, die man von Tolstoi kennt. Draußen ist alles heiter, Landarbeiterinnen gehen mit hölzernen Heugabeln ans Werk, Pferde und Stallgebäude erinnern an die landwirtschaftlichen Wurzeln des Guts.

Siesta

Erholt wird sich anschließend in einem nahegelegenen Birkenwäldchen bei einem Picknick. Unser Reiseleiter Berno möchte, dass wir den Geschmack der Region auf der Zunge haben. Unterwegs hat er den kleinen Bus anhalten lassen, um schnell auf einem dörflichen Markt den alten Mütterchen ein paar walnussgroße Himbeeren und hausgemachtes Gebäck abzukaufen. Auf umgefallenen Baumstämmen sitzend probieren wir uns durch die sonnen-gereiften Tomaten, die die Klosterbrüder eingeweckt haben, Käse in Schnüren  und lebkuchenartige Brötchen. Sicher tastet sich die Reisegruppe manchmal auch ganz normal im Restaurant durch die Geschmacksvielfalt der Volksgruppen. Doch die improvisierten Mahlzeiten machen noch viel mehr Spaß: das Vesper in der Mensa des Frauenklosters Schamardino ist schlicht und weil wir spät dran sind, auch bereits erkaltet, mundet aber nach dem Bad in der eisigen heiligen Quelle ganz außerordentlich. Das Abspülen erledigen wir unter munterem Geplauder gemeinschaftlich. Nichts schmeckt köstlicher als das selbst gegrillte Schaschlik nach dem Dampfbad in der Blockhütte, zu der wir gemeinsam übers weite Land gewandert sind. Ein weiterer, nicht unbedingt kulinarischer, aber als Normaltourist einfach nicht greifbarer Höhepunkt ist das Abendessen im ehemaligen Erholungsheim von Tarussa. Dort dürfen die Reisenden ein Abendessen mit Sowjetflair genießen: Tellergerichte werden auf verbeulten Wägelchen zu den Tischen geschoben, auf denen schon Teegläser und abgezählte Biskuits liegen. Auch hier öffnen sich die Türen nur dank der persönlichen Beziehungen unserer Reiseführer.

Strassenhändler in Russlands Provinz


Nicht nur dort erspüren wir eine Sehnsucht zurück zum „Damals“, die sich uns Europäern nicht gleich erschließt. Eine Sehnsucht nach der Sowjetzeit , als es nicht nur „geordnete Verhältnisse“ gab, sondern auch eine gemeinsame Idee, für die zu arbeiten sich zu lohnen schien. Die Ellbogenmentalität der heutigen Konsumgesellschaft erscheint manchen Russen dagegen als echter Rückschritt. Die jungen Leute wiederum möchten gern reisen und sich im Ausland nicht für ihr Land genieren müssen. Journalist Gunnar Juette, seit über 20 Jahren in Russland tätig und Gründer der Internetzeitung Russland.ru plädiert bei einer Plauderstunde mit der Reisegruppe dafür, dem Riesenreich noch mehr Zeit zu geben. Der Zusammenbruch der Sowjetzeit liegt schließlich noch nicht so lange zurück und gipfelte damals in einer vollkommen zerrütteten Wirtschaft, in Chaos und Orientierungslosigkeit. Die Stabilität und der wirtschaftliche Aufschwung, für die die jetzige Regierung steht, wissen viele Russen zu schätzen. Teilweise unterscheiden sich die Standpunkte der Bewohner des riesig erscheinenden Landes diametral von denen, die deutsche Tagesschaumeldungen prägen. Die Vertreter all dieser Standpunkte ganz persönlich kennenzulernen, lohnt sich aber in jedem Fall und war neben allen reizvollen Anblicken das Herzstück dieser Reise.

Wo sie angefangen hat, endet die Reise auch: in der Bahn, diesmal mit einem modernen Schnellzug zurück nach Moskau. Ein Journalist der riesigen russischen Eisenbahnergemeinschaft mit eigener Zeitung spricht die Deutschen an, wo sie gewesen seien. „In Kaluga? Da habt ihr ja die scheußlichste Stadt Russlands erwischt!“ Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten, aber über eines nicht: die Menschen in den Örtchen in der Provinz sind den Reisenden ans Herz gewachsen.
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