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Tasmanien ? Im Kajak under Down Under

von Jörg Knorr

Tipps

Gerade in unbewohnten Regionen bekommen Sie seltene Tiere zu Gesicht, wenn Sie sich ruhig verhalten. Mit einem Fernglas beobachten Sie die Tiere besonders gut und stören sie nicht. Wir bieten eine grosse Auswahl an Ferngläsern: Vom handlichen, faltbaren Fernglas bis hin zum Fernglas für den gehobenen Anspruch.

Beim Paddeln auf dem Wasser sind Sie dem Wetter schutzlos ausgeliefert. Ohne einen Outdoorhut, Regenhut laufen Sie entweder Gefahr einen Sonnenbrand zu bekommen, oder aber komplett nass zu werden.

Die vergleichsweise kleine Insel Tasmanien am Südzipfel des Kontinents wirkt übersichtlich. Mit 350 Kilometern in Nord-Süd- und ca. 300 Kilometern in Ost-West-Richtung ist sie etwas kleiner als Bayern. Es leben aber nur 515.000 Menschen dort. Eine spannende Küste und eine nicht weniger interessante Tierwelt hat das Eiland zu bieten. Hier wollte ich paddeln, auch wenn ich immer wieder abenteuerliche Geschichten über die sogenannten „Roaring Forties“ gehört hatte. In diesem Seegebiet liegt Tasmanien. Es soll berüchtigt sein für seine starken Winde und ungemütlichen Wellen. Ich schob alle Bedenken zunächst zur Seite. Vier Wochen als Zeitfenster sollten reichen, um von Devonport im Norden bis zur südlich gelegenen Hauptstadt Hobart zu paddeln. Zwischen 600 und 800 Kilometer, je nach Kurs, würden zum Schluss auf der Uhr stehen wenn alles gut läuft und die Roaring Forties mich nicht allzu ruppig empfangen.

Prolog

Als ich Graeme das erste Mal von meinem Kajak-Reiseplan in Tasmanien erzähle, zeigt er sich sofort interessiert, aber auch besorgt. Graeme, ein weißhaariger Mitt-Sechziger, ist der Chef der Bauaufsicht unseres australischen Kunden. Für diesen Kunden baut die Flensburger Werft, auf der ich arbeite, ein neues Schiff. „The Tasmanien coast line is not a play ground, this ist the Southern Ocean not the Baltic Sea“, ermahnt mich Graeme etwas misstrauisch. Ich versuche seine Bedenken zu entschärfen, indem ich ihm von meinen Touren an der kanadischen West- und Ostküste berichte. „Must be a great trip. If I could help you, let me know what you need“, ist sein kurzer Kommentar, nachdem ich ihm beschrieben habe, wie ich mir meine Tour im Detail vorstelle.

Vier Wochen später liegt eine lange Papierrolle mit einem Gruß von Graeme auf meinem Schreibtisch. Als ich nachschaue, finde ich einen kompletten Satz Seekarten. Wir haben abgemacht, dass ich mein Kajak kurz vor Ablieferung des Schiffes verladen kann und er dafür sorgen wird, dass mein Boot heil in Melbourne ankommt. Graeme wird organisieren, dass ich mit dem neuen Schiff, der SEAROAD MERSEY II, von Melbourne nach Devonport übersetzen und dort dann mit meinem Kajak von Bord gehen kann. Im Oktober 2016 verzurre ich mein Kajak im Bauch des über 200 Meter langen Schiffes. Das Boot ist auf einen Bootswagen geschnallt. So werde ich es in einigen Monaten ganz einfach wie einen Handwagen von Bord ziehen können.

Dinner for you

31. Januar 2017. Ich schließe die Spritzdecke über dem Cockpit und tauche das erste Mal mein Paddel in die Tasman Sea. Der Strand an der Mündung des Mersey River verschwindet langsam hinter mir. Ein unbeschreibliches Glücksgefühl macht sich in mir breit. Erst als ich die erste kleine Landspitze passiere, mache ich mir Luft und stoße einen Freudenschrei aus. Meine Aufregung verschwindet langsam. Am zweiten Tag schon frischt der Wind unangenehm auf. An der Flussmündung des Curries River nahe Beechford komme ich bei Hochwasser gut an Land, da eine Landzunge an der Flussmündung etwas Schutz vor dem aus Nordwest wehenden Wind bietet. Ich entscheide mich, hierzubleiben.

Tasmanien Kanutour


Beechford, auf der anderen Seite des Flusses, hat etwa 150 Einwohner. Alle Hundebesitzer des Dorfes scheinen täglich zum Strand zu kommen. So lerne ich sehr schnell einige Nachbarn kennen, die natürlich wissen wollen, wer der Typ ist, der am Strand zeltet. Desy, eine ältere Dame, macht mir wenig Hoffnung auf Wetterbesserung. Tony, ein grauhaariger, aber noch sehr vital wirkender Rentner, kommt mit seinem noch jungen Schäferhund-Mischling zu Besuch. Nach einem kleinen Plausch verschwindet er wieder - nicht ohne mich zuvor wissen zu lassen, dass ich gern bei ihm vorbeischauen darf, wenn mir langweilig wird.

Kurz nach 20:00 Uhr taucht ein Geländewagen am Strand auf und nähert sich meinem Zelt. Eva und Ben steigen aus und überreichen mir eine große Plastikschüssel. „Dinner for you“, meint Eva mit einem freundlichen Lächeln. Natürlich kennt jeder jeden in Beechford. So wissen Eva und Ben genau Bescheid, warum ein Deutscher hier am Strand zeltet. Nach einem nur kurzen Gespräch verschwinden die beiden wieder und lassen mich etwas unbeholfen wirkend aber glücklich allein zurück. Fleisch und Kartoffeln, beides noch warm, finde ich unter dem Deckel der Plastikdose. Essen geht immer.

Hart am Limit

Der Wind sieht früh morgens etwas zahmer aus. Weiter draußen steht eine beachtliche Dünung. Die bleibt den Tag über mein Begleiter. Bis zu drei Meter hohe Wellen rollen seitlich auf mich zu. Manche sind so steil, dass ich mein Boot hineinsteuere, um sie sicher zu nehmen. Hinter West Sandy Point öffnet sich eine paradiesische Bucht.

Tasmanien

Tasmanien Strand

St Albans Bay liegt eingerahmt von riesigen, hoch aufragenden Sanddünen. Von der starken Dünung weiter draußen ist in der Bucht kaum etwas zu spüren. Sofort steht für mich fest, dass ich hier übernachten werde. Von der höchsten Dünenspitze kann ich weit über die Bass Strait schauen. Im Hintergrund sind weiße Schaumkronen der vom Wind aufgewühlten See gut zu erkennen. Der helle Dünensand wird von dichter Vegetation unterbrochen, die sich wie Teppichfetzen durch das Sandmeer ziehen.

Die nächsten Tage laufen gut. Ich genieße den tasmanischen Sommer, sehe Tölpel, Pelikane, die elegant durch Wellentäler gleiten. Ab und zu kreuzt auch ein kleiner Pinguin meinen Weg. Ein Mal überrascht mich ein fliegender Fisch, der neben mir aus dem Wasser springt, um anschließend 20 Meter über die Wasseroberfläche zu gleiten. Ich bin fasziniert von dem, was um mich herum passiert. Als etwa 200 Meter vor mir zwei Delfine eine Spring-Performance starten, muss ich die Fülle des Gesehenen erst mal sortieren. Es gibt Tage, an denen fast nichts passiert. Dann plötzlich bietet einem die Natur innerhalb einer Stunde eine Fülle von Schauspielen, die dich ins Staunen versetzen und manchmal das Paddeln vergessen lassen.

In Musselroa Bay baue ich mein Zelt ab und packe das Kajak. Der Wind hat etwas gedreht und scheint aus Nordost zu wehen. Ich wage den langen Ritt, der mich nach Eddystone Point bringen soll. Als ich aus der Flussmündung kommend Musslroe Point umrunde wird es ungemütlich. Hohe Wellen rollen seitlich heran. Ich muss mich weit von der Küste fern halten, um den steileren Wellen zu entgehen.

Kanu Tasmanien

Drei bis vier Kilometer vom Ufer entfernt versuche ich, einen sicheren Weg zu finden und die Brandung an vorgelagerten Untiefen zu umschiffen. Fühlt sich nicht gut an und sieht nach einer langen Etappe aus, da die nächsten 30 Kilometer nicht mit sicheren Anlandemöglichkeiten zu rechnen ist. Vier Stunden paddle ich unter einem grauen Himmel zwischen den teils Furcht einflößenden Wellen der Banks Strait. Sicher die Ostküste Tasmanien erreichen ? das ist jetzt die Mission.

Nach vier Stunden kommt der Leuchtturm Eddystone Point in Sichtweite. Da muss ich rum und dann sollte ich hoffentlich eine Möglichkeit finden, sicher an Land zu kommen - so der Plan. In Leuchtturmnähe erkenne ich ein vorgelagertes Riff. Es sieht so aus, als würde sich zwischen Leuchtturm und Riff eine machbare Passage anbieten. Damit könnte ich mir den letzten großen Bogen um das Riff sparen. Die Brandung in Riffnähe ist zu erkennen. Ich taste mich vorsichtig heran und fange an zu zweifeln. Es war wohl doch keine so gute Idee, die Abkürzung zu nehmen. Zu spät. Jetzt kann ich die Brandung nicht nur sehen, sondern auch hören.

Wie ein Gewitter ballern die sich überschlagenden Wellen auf die Untiefe. Aus nächster Nähe betrachtet scheinen die Wellen riesig. Dann wird es direkt hinter mir laut. Mein Heck hebt sich und ich werde von einer schäumenden Wasserwalze nach vorn geschoben. Nichts ist mehr zu sehen außer weiße Gischt und Wasser. Das Boot wird beschleunigt, dreht quer zur Welle und zwei Sekunden später schwimme ich neben meinem Kajak. Was tun? Was schwimmt weg? Was kann ich noch sichern? Wie geht’s weiter? Zu viele Fragen. Ich schaue kurz meinem 10-Liter-Wassersack und zwei laminierten Seekarten hinterher, die zehn Meter hinter dem Kajak schwimmen. Aus dem Bauch heraus entscheide ich das Naheliegendste. Ich schreie mich selbst an: „Du musst wieder ins Boot sonst landest du auf dem Felsen.“ Ich versuche zwei Wiedereinstiege, lande aber nach dem Eindrehen ins Cockpit zwei Mal auf der Backbort-Seite wieder im Wasser. Zu früh zum Aufgeben. Noch ein Fehlversuch. Beim vierten Mal klappt es. Ich sitze endlich wieder in meinem bis zum Rand gefluteten Cockpit.


Tasmanien

Vorsichtig paddle ich der Südseite des Kaps entgegen. Das Kajak ist total instabil. Vollkommen ausgepowert erreiche ich den Strand. Das Umdrehen und Entleeren des Kajaks ist Schwerstarbeit. Mit zitternden Beinen ziehe ich das Boot auf den Strand. Dann setze ich mich auf einen Stein, um runterzukommen. „Du Idiot“, beschimpfe ich mich. „Warum bist du nicht außen herum gepaddelt?“ Es macht keinen Sinn. Ich spüre, wie der Adrenalinpegel sinkt und ich anfange zu frieren. Erst mal aus den nassen Klamotten raus. In trockenen Sachen baue ich das Zelt auf, schaffe etwas Ordnung, lege das Boot trocken und mache wir was Warmes zu essen. Dann ziehe ich Bilanz: Zwei Karten und der Wassersack haben sich verabschiedet. Das ist verkraftbar. Mit dem restlichen Trinkwasser sollte ich noch gut einen Tag hinkommen.

Nicht akzeptabel war die Fehlentscheidung, die Abkürzung zu nehmen. Hinterher ist man klüger. Ich versuche es positiv zu sehen. Ich habe ein Limit erkannt, das ich nicht überschreiten sollte. Die Welle war eine Nummer zu groß für mich. Das hätte nicht sein müssen und drei Kilometer mehr hätte mein Hintern noch gut verkraftet. In der Nacht regnet es. Mit Topf und Pfanne fange ich zwei Liter Regenwasser auf.

Ein gieriges Possum und leuchtende Felsen

Auf dem Meer bekomme ich Besuch von einem Albatros. Bis jetzt habe ich die eleganten Flieger nur in der Luft gesehen. Der große Vogel lässt mich ganz nah an sich heran. Er fliegt erst auf, als mein Bug ihn fast berührt.


Albatros

Bei St Helens Island dreht eine Pelzrobbe ihre Runden ohne mich zu bemerken. Neben den Tierbeobachtungen werde ich zusätzlich mit gutem Wetter belohnt. Entspanntes Paddeln kann großartig sein. Ich bin jetzt im Freycinet National Park unterwegs. Die Wineglass Bay liegt vor mir. Das türkisfarbene Wasser der Bucht wird von einem zwei Kilometer langen weißen Sandstrand eingerahmt hinter dem sich ein sattgrün strahlender Eukalyptuswald erhebt.

Strand Tasmanien

Unterwegs der Outdoor-Shop