Kroatien: all exclusive
von Iris HöflingTipps
Trekkingnahrung, aber auch andere Leckereien, können Sie einfach mit einem Gaskocher zubereiten. Effiziente und zuverlässige Gaskocher machen sich auch im Gepäck klein.
Von Bären und Minen
Und wir müssen auch gleich in den Wald! Ich wusste, dass es im Velebit 3-400 Bären gibt. Aber von einer möglichen Begegnung hat niemand etwas gesagt! Ab sofort muss Jacinto zwischen uns gehen und hinter jeder Ecke erwarte ich einen Bären. Als ich kurz danach fast auf eine Schlange trete, ist es mit meiner Fassung nicht mehr weit her. Und da weiß ich noch nicht, dass ich 2 Stunden später allein zehn Minuten durch den Wald absteigen werde, um an der Zisterne Wasser zu schöpfen. Am Nachmittag entdecken wir den zweiten Bären: Er sitzt hinter einem Baum nur ca. 100 Meter entfernt und schaut uns zu, wie wir möglichst unauffällig an ihm vorbei ziehen. Eigentlich ist das ein nettes Bild. Der dicke braune Kopf und die rundlichen aufgestellten Fellohren. Leider schaffe ich es nicht, zum Fotoapparat zu greifen. Für heute bin ich fertig!
Freude bereiten uns die vielen Siebenschläfer, die abends durch die Buchen flitzen. Weniger nett sind die Mäuse, die in einer der Schutzhütten wohnen. Sie machen Radau in den Zwischenwänden. Wunderbar sind die verschiedenen Schmetterlinge und bunte Insekten.
Einige Tage wandern wir in totaler Einsamkeit.
In einer weiteren bewirteten Hütte ohne Essen leiere ich dem "Wirt",
einem jungen Praktikanten, ein Kilogramm Nudeln und Soßenpulver aus
seiner Vorratskammer. Ein Geschäft gibt es noch nicht einmal an der
einzigen Passstraße, die durch das Gebirge führt. Auch nicht
am Campingplatz nebenan oder am Hotel, das wegen Renovierung geschlossen
ist. Ein sehr ärgerliches und Nerven zehrendes Erlebnis haben wir eines Tages, als der Weg vollständig verwachsen ist und kein Weiterkommen möglich ist. Also müssen wir umkehren und einen anderen Weg suchen. Laut Karte gibt es eine Variante. Am Wegrand steht jedoch ein offensichtlich altes Schild: betreten, fotografieren und beobachten verboten! Die Markierung ist aber neu. Wer über Zäune steigt, kann auch an so einem Schild vorbeigehen. Wenig später jedoch ein weiteres Schild: rot mit Totenkopf drauf: Minen! Neue Markierung und kein anderer Weg. Und kein Mensch da, den man fragen könnte. Mir klopft das Herz bis zum Hals. In der Karte sind Wege eingetragen, die man rechts und links nicht weiter als 5 Meter verlassen darf aufgrund von Minengefahr. |
Umso mehr freuen wir uns, als wir auf einer Privathütte oberhalb der Nationalpark Hütte winkend willkommen geheißen werden und unser Zelt aufbauen dürfen. Nachdem ich nun das Essen heraufgeschleppt habe, werden wir wunderbar bekocht und mit Walnuss gefüllten Pfannkuchen verwöhnt. Daher kann der Gaskocher heute mal aus bleiben. Die Wirtstochter zeigt uns versteckte 400 Jahre alte Hütten unter einem großen Felsdach. Die Viehtränke war ein Auffangbecken des Wassers, das am Felsen bei Regen herunter lief. Die Ställe wurden in Felsspalten mit einer einfachen Steinmauer abgegrenzt. Noch bis in die 50iger Jahre hinein lebte hier ihr Großvater.
Der Abstieg durch die mala Paklenica ist noch einmal sehr besonders: Wir laufen im ausgetrockneten Bachbett zwischen bis zu 200 Meter hohen Felswänden. Hier kommt die Sonne nicht bis auf den Grund der Schlucht. Wir klettern über riesige Felsbrocken und ich bin froh, dass ich Jacinto in seinem Geschirr stellenweise abseilen kann.
Wir fahren nach Hause mit gemischten Gefühlen: Kroatien hat eine großartige Landschaft zu bieten und der wahre Outdoorfreak findet Wildnis vor. Die Tour hat sich gelohnt, aber sie hat auch Nerven gekostet, was bei besserer Information nicht nötig gewesen wäre.