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The white Temptation

von Johannes Stupp

Tipps



Um 1.00 Uhr fragt mich mein Guide verschlafen nach der Uhrzeit. Ich sage ihm, dass ich die ganze Nacht kein Auge zugedrückt hätte, unter Kurzatmigkeit leide und ob wir uns nicht jetzt schon für den Gipfelaufstieg rüsten könnten? Er willigt ein und wir rappeln uns aus unseren dampfenden Schlafsäcken ins Freie. Die Kälte hatte um Minusgrade zugenommen und müsste die Minus 10 Grad Grenze überschritten haben. Mein Guide erwähnt, dass die kältesten Temperaturen normalerweise zwischen 2.00 und 4.00 Uhr morgens erreicht werden. Das kann ja heiter werden.

Wie wohltuend und Kräfte weckend wäre jetzt ein schöner starker Milchkaffe gewesen. Der hätte aber eh nicht in diese entbehrungsreiche Phase gepasst. Nach dem leichten Frühstück packen der Guide und ich unser am Vortag zurecht gelegtes und durchgechecktes Equipment und brechen um 1.45 Uhr zum Gipfelsturm auf.

Wir durchstreifen die erste halbe Stunde steiniges und unwegsames Gelände bis wir kurz nach 2 Uhr den Gletscherrand auf 5000 Meter erreichen. Dort holen wir unser Eisequipment aus den Rucksäcken: Eispickel, Steigeisen, Gamaschen und einen an der Hüfte passend zu recht gezurrten Gurt an dem das Sicherungsseil angebracht wird. Mein Guide fühlt sich durch meine falsch mitgebrachten Schneeschuhe etwas unwohl und versucht den Fehler durch verstärktes Engagement beim Anbringen meiner Ausrüstung auszugleichen.

Seine Idee bestand darin, über meine drei paar Socken eine Plastiktüte zu binden um sich von innen bildende Feuchtigkeit zu vermeiden, was sich im nach hinein als denkbar schlechte Lösung herausstellen sollte. Auf dem Gletscher lösten sich immer wieder die zuvor mühevoll angebrachten Steigeisen von meinen Schuhen, die ja nicht dafür vorgesehen waren. Nachdem wir nach ca. 10 Minuten unser Eisequipment angebracht haben, durch die fehlende Bewegung spüre ich schon wieder meine kalten Hände und Füße, betreten wir den Gletscher, der die nächsten 6 Stunden unser Grundbelag ist. Es wird kälter und kälter. Der Guide meint, dass es seinen Erfahrungen nach (er war schon mehrmals auf dem Gipfel) um die minus 15 Grad kalt sein müsse. Beim langsamen, mühevollen Aufsteigen merke ich, dass meine Füße durch die Bewegung nicht wärmer werden.

Nicht nur bei dieser Aktion merke ich, wie sensibel und kälteempfindlich ich auf widrige Elementarbedingungen reagiere. Was mich zusätzlich ärgert: Mein Guide trägt nur ein paar Socken und hat trotzdem warme Füße und ich friere noch bei drei übereinander gelagerten Sockenschichten. Nach überstandener Prozedur bewegen wir uns weiter langsam dem Gipfel entgegen und ich merke, dass meine Füße sich langsam aufwärmen.
Aufstieg im Morgengrauen

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