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Rügen - eine Entdeckung abseits der Saison

von Jannis Ide

Tipps

Ostern ist definitiv ein guter Start in die Campingsaison. Wir dachten bisher immer, dass in Deutschland keine wirklich ruhigen Ecken mehr zu finden sind. Doch tatsächlich gibt es auch hier noch versteckte Orte abseits der Massen zu entdecken: Die Einsamkeit der südlichen Bodden Rügens hat uns sehr überrascht.

Am Ostermontag packten wir unser Material, luden die Seekajaks auf unseren VW-Bulli und fuhren voller Vorfreude auf die Autobahn nach Osten. Für uns war es wichtig, einen Campingplatz in Wassernähe zu finden, denn wir wollten in den nächsten Tagen möglichst viel und unkompliziert paddeln gehen. Im südöstlichen Teil von Rügen fanden wir einen naturnahen Campingplatz, der all unseren Wünschen entsprach. Man steht dort sehr idyllisch zwischen den Bäumen direkt hinter dem Deich ? für uns Wassersportler also nahezu perfekt. Der Platz hatte neue Betreiber, die zudem großen Wert auf eine ökologischere Ausrichtung legen. Wir wurden sehr freundlich begrüßt und konnten gleich unsere Brötchenbestellung für den nächsten Morgen aufgeben. Gut zu wissen, dass das Frühstück für den nächsten Morgen auch gleich organisiert ist.

Ein typischer Steinstrand an der Ostsee - gut, dass unsere PE-Kajaks so unempfindlich sind

 

Aber die Ostsee so nah zu haben, bedeutet Unruhe, also luden wir zügig unsere Kajaks vom Bulli ab und gingen gleich nach der Ankunft am Stellplatz auf das Wasser. Als Navigator der heutigen Tour hatte ich die Paddelkarte in einer wasserdichten Hülle auf mein Boot bekommen. Auf geht?s, wo wollen wir hin? Zuerst erkundeten wir die nördliche Richtung. Schon nach den ersten Paddelschlägen stellten wir fest, wie schön es in unserer gewählten Region Rügens ist. Wir haben hier wohl ein kleines Paddeljuwel gefunden! Der Campingplatz grenzt direkt an das Landschaftsschutzgebiet Schoritzer Wiek an, was für die besonders ruhige Lage und einen perfekten Start auf das Wasser sorgt. Zu unserer Freude stellten wir außerdem fest, dass der Küstenstreifen fast unbebaut war. Bis auf einige Angler in der Ferne waren wir die einzigen Menschen weit und breit. So paddelten wir dahin, vorbei an einem kleinen Naturhafen und einer immer wieder zwischen Schilf und Steinstränden wechselnden Küste. Doch für den ersten Tag waren zehn Kilometer genug, und wir kehrten wieder zum Bus zurück.

Das Licht auf dem fast windstillen Wasser

 

 

Am nächsten Tag hatte der Wind gedreht und wir schlugen vom Campingplatzstrand aus die südliche Richtung ein. Hier bot sich plötzlich ein landschaftlich ganz anderes Bild. Dieser Küstenabschnitt war geprägt von Steilküsten, aber auch hier gab es immer wieder ausreichend Sandstrände, um mit den Seekajaks problemlos anlanden zu können. Nachdem wir einen schönen Platz mit kleinem Sandstrand für die Mittagspause gefunden hatten, paddelten wir noch um eine letzte Landzunge und hatten plötzlich das Gefühl, mehrere Hundert Kilometer östlich im Baltikum gelandet zu sein: Große Kiefern wuchsen an einem weiten, weißen Sandstrand, der einen tollen Kontrast zu den Farben des Wassers bildete.

Auf dem Rückweg lockte uns die Frühlingssonne für das erste Bad des Jahres aus den Booten und ins Wasser. Das war noch sehr frisch und mehr als ein kurzes Plantschen war nicht drin. Aber unser Mut wurde belohnt, denn auf dem Weg an Land lag ein wunderschöner, versteinerter Seeigel im seichten Wasser.

Millionen von Geschichtsjahren liegen so plötzlich in einer Hand!

 

Auch in den nächsten Tagen konnten wir jeden Tag aufs Wasser und unseren Paddelhunger nach dem Winter stillen. Je nach Wind- und Wetterlage starteten wir entweder direkt vom Campingplatz oder setzten zunächst mit dem Auto zu einer geeigneten Einsatzstelle um. In den Feuchtgebieten sahen wir Seeadler über uns kreisen und viele andere Wasservögel. Rügen ist eine der bedeutendsten Vogelfluglinien und bietet eine Menge an gefiedertem Naturschauspiel. Die Küste zeigte sich immer wieder abwechslungsreich, von steilen Klippen über Buchen- und Nadelgehölz bis direkt an die Wasserlinie und vor allem sehr ruhig und naturnah. Viele hübsche kleine versteckte Strände waren nur mit dem Kajak gut zugänglich, umrahmt von umgestürzten Bäumen, die mit ihren weiß gebleichten Ästen weit ins Wasser hineinragten. Die wenigen Wanderer, die auf den Küstenwegen unterwegs waren, grüßten uns freundlich. Andere Paddler sahen wir dagegen trotz des ruhigen Wetters gar nicht. Kaum mal ein Motorboot in der Ferne ? auf dem Wasser genossen wir die Einsamkeit und Weite in vollen Zügen.

Unser Platz für die Mittagspause, direkt neben bizarr aussehenden umgestürzten Bäumen

 

Für die letzte Tour fuhren wir zum Großen Jasmunder Bodden. Die Suche nach einer geeigneten Einsatzstelle erwies sich zunächst als schwierig. Aber vom Parkplatz in Lietzow aus konnten wir die Boote an einer Bedarfsampel sicher über die rege befahrene Bundesstraße 96 zum Wasser tragen. Nach den ersten Kilometern erhob sich vor uns eine beeindruckende Steilküste mit einem alten Buchenwald ? da mussten wir unbedingt anlanden! Über eine Holztreppe konnten wir nach oben klettern und den Blick aufs Wasser und unsere Kajaks auch einmal aus der Vogelperspektive genießen.

Der Blick aus der Vogelperspektive zeigt die Schönheit von Rügen nochmal aus einem ganz neuen Winkel

 

Einen Touri-Hotspot wollten wir uns dann zum Abschluss unserer kurzen Reise auf Rügen doch noch zumuten: die berühmten Kreidefelsen im Nationalpark. Anders als die übrigen Tage, waren hier nun viele Menschen unterwegs, aber der Weg durch den frühlingsgrünen Buchenwald war zauberhaft und den Blick auf die weißen Felsen vor blauem Wasser fanden wir durchaus sehr beeindruckend.

Der Königsstuhl, ein unumgängliches Muss!

 

Was darf natürlich nicht fehlen? Richtig, am letzten Morgen auf der Insel wurden wir dann auch noch mit einem außerordentlich stimmungsvollen Sonnenaufgang verabschiedet.

Die Sonne bricht durch den Morgennebel

 

Die Heimreise traten wir sehr zufrieden und mit dem Wissen an, es gibt sie noch, die einsamen und naturbelassenen Orte in Deutschland. Ein gutes Gefühl und der Wunsch, gerne wiederkommen zu wollen. Dieses Mal mussten wir also nicht weit ins Ausland fahren, um wunderschöne Natur zu erleben. Also merke: Es lohnt sich immer, vor der eigenen Haustür die Augen offenzuhalten.

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