Wasseraufbereitung Outdoor: So bekommst Du sauberes Trinkwasser

erstellt am: 16. 10. 2020 um 13:38 Uhr

Wasser aufdrehen, Glas einfüllen, Kehle erfrischen! So einfach wie zu Hause am Wasserhahn kannst Du Deinen Flüssigkeitsbedarf unterwegs nicht decken. Also lieber sechs Literflaschen mitschleppen? Auch keine Alternative, schon gar nicht, wenn Du mehrere Tage unterwegs bist. Zum Glück gibt es kluge Methoden zur Wasseraufbereitung bei Deinen Outdoor-Aktivitäten. Vier bewährte Möglichkeiten möchten wir Dir heute gerne vorstellen.

Hier fließt doch trinkbares Wasser, oder etwa nicht?

Verschlammtes Wasser, Reste von Algen, Sand oder Ton: Ist das Wasser optisch wenig ansprechend, wird kaum jemand davon trinken. Scheinbar klares Wasser, vor allem aus einer Quelle hoch oben in den Bergen, wird hingegen gerne als Durstlöscher genutzt. Mit den Händen ein Schälchen formen, eintauchen und aaaah – was kann es Erfrischenderes geben? Trotzdem können auch in klarem Wasser viele Bakterien, Viren oder Chemikalien lauern. Worauf Du genau achten solltest und warum Du am besten auch Wasser von der Bergquelle filterst, kannst Du in unserem Blog Bachwasser trinken – Nützliches Wissen und Filtermethoden nachlesen.

Warum ist eine Wasseraufbereitung sinnvoll?

Die Erde gilt als blauer Planet, denn immerhin sind zwei Drittel ihrer Oberfläche mit Wasser bedeckt. Der riesige Anteil ist jedoch Salzwasser, während nur 2,5 % trinkbares Süßwasser vorhanden sind. Und auch davon können wir nur ein Drittel nutzen, denn die beiden anderen Drittel stecken als Eis in der Arktis und Antarktis. So steht nur knapp 1 % des gesamten Wasservorrats der Erde als Trinkwasser zur Verfügung. Und das heißt nicht, dass es sich dabei bereits um sauberes Wasser handelt.
 
Was soll uns das sagen? Wasser ist kostbar. Und es ist alles andere als selbstverständlich, dass es so wie bei uns einfach aus der Leitung kommt. So solltest Du über eine Wasseraufbereitung nicht nur beim Trekking und Wandern nachdenken, sondern auch bei Reisen in ferne Länder. Magen-Darm-Erkrankungen zählen zu den häufigsten Reiseerkrankungen. Oft führen Reisende die Magenverstimmung auf ungewohntes oder falsches Essen zurück. Doch sehr oft ist keimbelastetes Wasser der Auslöser für das Unwohlsein. Damit die Tour oder die Reise nicht in schlechter Erinnerung bleibt oder gar frühzeitig abgebrochen werden muss, lohnt es sich, das Wasser zum Trinken aufzubereiten. Dafür gibt sehr praktikable Lösungen.

bach

Wasser abkochen: Ideal bei Trekkingtouren

Jeder weiß: Wird das Wasser so lange erhitzt, bis es sprudelt, geht es Bakterien, Viren und Protozoen (= tierische Einzeller, besser bekannt als Parasiten) an den Kragen. Das Abkochen von Wasser ist eine bewährte Methode, um an keimfreies Trinkwasser zu kommen. Es ist vor allem in der Outdoorküche sehr beliebt, wenn Gas- oder Benzinkocher ohnehin zur Grundausrüstung gehören und Du nur noch Wasser von der nächsten Quelle abschöpfen musst. Je höher Du Dich befindest, desto früher beginnt das Wasser zu kochen. So beginnt es an der Ostseeküste erst bei 100°C im Topf zu sprudeln, während auf der Zugspitze der Siedepunkt bei 90°C erreicht wird. Lasse das Wasser deshalb etwas länger köcheln, wenn Du in der Höhe unterwegs bist. Denn nur so werden auch hartnäckige Organismen abgetötet.

Vorteile des Wasserabkochens:

  • einfache und sehr bekannte Methode, um trinkbares Wasser zu erhalten
  • natürlich und ohne chemische Zusätze
  • wird das Wasser lange genug gekocht, werden Bakterien und Viren zuverlässig abgetötet
  • kostengünstig, wenn das Equipment ohnehin auch zum Zubereiten der Outdoor-Mahlzeiten verwendet wird

Nachteile des Wasserabkochens:

  • Schwermetalle und Salze lösen sich beim Abkochen nicht aus dem Wasser
  • Optik und Geruch werden beim Abkochen nicht verbessert
  • das Abkochen und anschließende Abkühlen dauert seine Zeit
  • für Reisen oder Kurztrips eher ungeeignet, da ein Outdoor-Kocher samt Zubehör benötigt wird

Mechanische Wasserfilter: Allrounder fürs Trekking und Reisen

Wasserfilter versprechen schnelle Erfrischung ohne langes Abkühlen. Mit nur einer Wasserflasche und einem Minifilter im Gepäck bist Du für jede Tour gerüstet. Gerade mal 100 Gramm wiegen die leichtesten Wasserfilter und bewirken Gewaltiges: Sie besitzen kleinste Poren, die unbegrenzt Wasser durchfließen lassen, jedoch bedenkliche Bakterien oder Parasiten zurückhalten. Sind sie zusätzlich mit einer Aktivkohleschicht kombiniert, haben auch kleinste Erreger keine Chance. Zudem werden unangenehmer Geruch und Geschmack gebunden. Kombifilter mit Aktivkohle sind besonders empfehlenswert, wenn Du außerhalb von Europa reist.

 

Es gibt verschiedene Arten von mechanischen Wasserfiltern. Die kleinsten davon ähneln einem Strohhalm und Du kannst damit direkt aus dem Gewässer trinken. Eine höhere Durchflussrate versprechen Pocket-Filter, zum Beispiel von Katadyn, durch die das Wasser gedrückt oder gepumpt wird. Je nach Produkt gibt es unterschiedliche Filtergeschwindigkeiten, jedoch hast du bei vielen die Flasche schon in einer Minute voll mit klarem Trinkwasser.

 

wasseraufbereitung

Vorteile von Wasserfiltern:

  • sehr kleines Packmaß und geringes Gewicht
  • Trinkwasser ist rasch verfügbar
  • Geruch und Geschmack verbessern sich
  • bei Kombifiltern mit Aktivkohle werden nahezu alle Schadstoffe gebunden

Nachteile von Wasserfiltern:

  • Filter muss gereinigt und getauscht werden
  • kostenintensiver als andere Wasseraufbereitungs-Methoden
  • beim Wasserfilter zum Pumpen ist Krafteinsatz erforderlich
  • Vorsicht bei der Wahl des passenden Filtersystems: Während die einen nur Bakterien und Protozoen herausfiltern, können andere Systeme auch Viren und Schwermetalle binden.

Chemische Wasseraufbereitung mit Tabletten: Reinigen und konservieren von größeren Wassermengen

Chemische Wasserentkeimungstabletten sind winzig klein, passen ins schmalste Rucksackfach und wiegen im 100er-Pack weniger als ein halber Müsliriegel. Sie enthalten Silberionen oder Chlor und reinigen das Wasser von Bakterien, Protozoen und den meisten Viren. Dabei heißt es jedoch: bitte warten. Bis zu zwei Stunden kann es dauern, bis alle Mikroorganismen abgetötet sind und Du das Wasser ohne Bedenken trinken kannst. Die chemische Wasseraufbereitung in Form von Tabletten oder Tropfen funktioniert nur bei klarem Wasser. Befinden sich darin Schwebstoffe wie etwa kleinste Pflanzenreste, verschwinden diese nicht. Ganz sauber wird Dein Trinkwasser, wenn Du es zuvor schon filterst. Trinkwasser, das chemisch aufbereitet wurde, kann nach Chlor schmecken. Den Chlorgeschmack kannst Du jedoch mit weiteren Tabletten neutralisieren.
 

Vorteile der chemischen Wasseraufbereitung:

  • ultraleicht und kleinstes Packmaß
  • einfache und zuverlässige Handhabung
  • tötet die meisten Mikroorganismen ab
  • macht das Wasser länger haltbar

Nachteile der chemischen Wasseraufbereitung:

  • lange Wartezeit von bis zu zwei Stunden
  • nur anwendbar bei klarem Wasser, Schwebstoffe verbleiben im Wasser
  • Trinkwasser schmeckt nach Chlor

Wasseraufbereitung mit UV-Bestrahlung: Schnell und gründlich

Mit einem handlichen UV-Filter kommt die Wasserentkeimung quasi aus der Jackentasche. Den UV-Stick einfach ins Wasser halten und gleichmäßig umrühren. Das UV-Licht erledigt den Rest, indem es darin enthaltene Bakterien, Viren und Protozoen zerstört. Kaum zwei Minuten dauert es, bis das Wasser trinkbar ist. Wie bei der chemischen Aufbereitung muss das Wasser für eine effiziente Reinigung jedoch klar und frei von Schwebstoffen sein. Auch bei dieser Methode empfiehlt es sich, das Wasser vorab zu filtern. Im Gegensatz zur chemischen Wasserentkeimung bleiben Geruch und Geschmack des Wassers unverändert – das kann je nach Wasserqualität ein Vorteil oder Nachteil sein. Die UV-Sticks funktionieren mit Batterien. Deshalb bei langen Touren immer an Ersatzbatterien denken!
 

Vorteile von UV-Filtern:

  • wirken gegen alle Mikroorganismen
  • schnelle Wasseraufbereitung möglich
  • handliches Format und einfache Bedienung

Nachteile von UV-Filtern:

  • verhältnismäßig teuer
  • laufen nur mit Strom
  • Schwebeteilchen werden nicht herausgelöst

Welche Methode der Outdoor Wasseraufbereitung passt zu meiner Tour?

Wanderst Du in heimischen Gefilden und hast eher kürzere Touren geplant, bist Du mit einem mechanischen Wasserfilter bestens beraten. Dauert die Wanderung mehrere Tage und zählt dabei ein Outdoor-Kocher zu Deiner Ausrüstung, kannst Du das Wasser ohne zusätzliche Hilfsmittel ganz einfach abkochen.

Bei Reisen und Wanderungen im Ausland kannst Du mit UV-Filtern oder – wenn Dir die längere Wartezeit egal ist oder Du große Wassermengen entkeimen möchtest – chemischen Tabletten alle Mikroorganismen zuverlässig abtöten. Zuvor empfiehlt sich zusätzlich eine Reinigung mit einem mechanischen Wasserfilter.





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