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Wanderreise durch Jordanien

von Eva Graue

Tipps

Seit ich in meinem Geologie-Studium Bilder der legendären Felsenstadt Petra gesehen hatte, habe ich davon geträumt, mir diese spektakulären, aus dem blanken Fels geschlagenen farbenprächtigen (Monumental-) Bauten anzusehen.

Da ich als Frau nicht gern allein in ein arabisches Land, dessen Sprache ich nicht verstehe, reisen mochte, wollte ich mich einer kleinen Gruppe bei einer geführten Wanderreise anschließen. Im April 2024 war es dann endlich soweit: Aufbruch nach Jordanien!

Gerade vorher war der Konflikt im Nahen Osten noch einmal aufgeflammt, so dass die Sorgen in unserer kleinen, sechsköpfigen Gruppe nicht gering waren. Jordanien ist aber ein politisch stabiles Land und so haben wir von politischen Krisen während unserer Reise nichts mitbekommen und haben uns zu jeder Zeit völlig sicher gefühlt.

Unsere Reise begann in Amman. Neben dem üblichen Sightseeing (die durchaus sehenswerte Zitadelle und das römische Amphitheater, das immer noch für Konzerte und Veranstaltungen genutzt wird!) war ich beeindruckt von den vielen Elektro- und Hybrid-Taxis: die Jordanier bauen stark auf nachhaltige Solar-Energie.

In einem Straßencafè entspannten wir und ich freute mich auf die frischen Fruchtsäfte, die es hier gibt. Sie werden aus reifen Früchten zubereitet, haben die Konsistenz von Smoothies und sind einfach ein Gedicht! Ich hab' nie einen besseren Mango-Saft getrunken als in Amman! Bei einem Straßenhändler konnten wir zusehen, wie aus Zuckerrohr frischer Zuckerrohr-Saft hergestellt wird. Lecker!

Überhaupt war das Essen immer sehr gut. Die levantinische Küche ist sehr vielfältig und bekömmlich. Und die Anti-Durchfall-Mittel habe ich völlig umsonst mitgenommen.

Danach ging's in den grünen Norden von Jordanien. Die römische Ruinenstadt Gerasa (heute Jerash) ist wahrhaft riesig und bietet wunderschöne und sehr gut erhaltene Mosaike.

Noch weiter im Norden und in unmittelbarer Nähe zur syrischen Grenze liegt die etwas kleinere, aber ebenso sehenswerte antike Römerstadt Gadara (Umm Qais).

Bei einer Wanderung durch die sehr grüne, mediterran anmutende Landschaft hatten wir einen wunderbaren Blick auf den See Genezareth (auch Sea of Galilee oder Lake Tiberias genannt). Dieser mit 212 m unter NN tiefstgelegene Süßwasser-See der Welt liegt zusammen mit dem Toten Meer im Jordan-Graben, einer geologischen Struktur, die sich in der Verlängerung des ostafrikanischen Grabenbruchs befindet, wozu auch das Rote Meer zählt.

Beim Zwischenstopp am Toten Meer - dem mit 430 m unter NN absolut tiefstgelegenen See der Erde - haben wir uns im extrem salzhaltigen Wasser treiben lassen und - ganz tourimäßig - in einer arabischen Zeitung geblättert. Auch das Einreiben mit dem dort abgegrabenen mineralhaltigen schwarzen Schlamm hat viel Spaß gemacht. Wir haben alle viel gelacht!

Besonders schön fand ich die gebänderten Salzablagerungen, die man dort im Wasser und am Ufer bewundern kann. Bedauerlicherweise sinkt der Seespiegel des Toten Meeres durch die Entnahme von Wasser aus dem zuleitenden Fluss Jordan für die Landwirtschaft ganz rapide.

Richtig Spaß gemacht hat auch der Ausflug ins Wadi Mujib. Dieser Canyon führt z.T. brusthohes, reißendes Wasser und ist stellenweise nur mithilfe von Seilen und Leitern zu passieren. Man darf ihn nur mit Schwimmwesten betreten, die man im Adventure Center ausleihen kann. Leider waren wir so begeistert und eifrig, dass wir in viel zu kurzer Zeit schon am Ziel waren: einem mehrere Meter hohen Wasserfall. Auf dem Rückweg konnten wir uns treiben lassen und mussten nur manchmal etwas nachhelfen, wenn wir an flachen Stellen mit dem Hintern über die Kiesel schrappten.

Auch sonst ist dieser Canyon für Überraschungen gut: an einer ruhigen Stelle stand ich im Wasser und wollte Fotos machen, als ich plötzlich eine Berührung an meiner Kehrseite spürte. Doch nicht einer der Mitreisenden hatte mich neckisch in den Po gezwickt, sondern ein Fisch! Diese kleinen Biester knabbern - wie man das aus "Fisch-Spas" kennt - Hautschuppen ab und so konnte ich nebenbei auch noch eine kostenlose Kosmetikbehandlung genießen. ;-)

Danach ging's zum Biosphärenreservat Dana. Schon allein die Fahrt in die Berge offenbarte immer wieder spektakuläre Ausblicke. Als Geologin war ich völlig fasziniert und bin dauernd in euphorische Ausrufe der Begeisterung ausgebrochen. Jordanien ist ein geologisches Wunderland!

In unserem Camp angekommen, erkundeten wir kurz die Umgebung, bevor dann pünktlich zum Abendessen ein vollkommener Vollmond über den Bergen aufging.

Mitten in der Nacht musste ich auf die Toilette und krabbelte aus meinem Zelt. Ich werd' nie vergessen, wie ich auf dem Rückweg von den sanitären Anlagen um drei Uhr nachts bei Vollmond in der lauen Luft stand, die so mild war, dass das Atmen die reine Lust war. Dabei wehte ein starker Wind über das Hochplateau, der mir unter meinen Seidenpyjama fuhr und ihn mir wild um die Glieder flattern ließ. Und so stand ich dann im Mondlicht da, hörte die nächtliche Fauna jaulen, spürte den warmen Wind auf meiner Haut, breitete weit die Arme aus und wollte gar nicht mehr in mein Zelt zurück?

Endlich ging's ins Wadi Musa und zur Felsenstadt Petra! Was die meisten nicht wissen: bevor man den Siq (die enge Schlucht) betritt, geht es erst mal ca. 900 m über eine relativ breite Schotter-Straße, den "Bab as-Siq" (= "Tor zum Siq"). Aber auch hier sind bereits beeindruckende Bauten aus dem Fels geschlagen, wie etwa das Obelisken-Grab und das Triklinium.

Nachdem wir ehrfürchtig den häufig mit Votivnischen verzierten Siq mit seinen Wasserleitungen passiert hatten, erreichten wir endlich das bekannteste und meistfotografierte Monument von Petra: das "Schatzhaus" Khazne Faraun. Und obwohl es wirklich ein bildschönes "Gebäude" ist, stehen ihm die anderen Felsfassaden in Schönheit kaum nach. Insbesondere das "Kloster" Ad Deir ist mindestens ebenso spektakulär.

Insgesamt gibt es in Petra so viel zu sehen und zu bestaunen, dass drei Tage kaum ausreichen. Besonders, wenn man sich noch "Little Petra" anschauen will - was sich durchaus lohnt - und eine Wanderung von dort aus nach Ad Deir unternimmt. Hier gibt es immer wieder tolle Ausblicke auf das atemberaubende Panorama der Berge.

Womit ich allerdings nicht gerechnet hatte, ist das Ausmaß der Verkaufsstände. Petra ist ein Einkaufsparadies! Sogar bei dem hoch gelegenen, nur über sehr viele Stufen zu erreichenden Opferplatz saß eine alte Beduinenfrau und bot auf einer Decke Souvenirs dar. Und immer gilt: Feilschen ist Pflicht!

Was mich am meisten beeindruckt hat, ist nicht nur die einzigartige Architektur der Nabatäer, die all dies vor über 2.000 Jahren geschaffen haben - und dabei Meister der Wasserspeicherung und -leitung waren. Auch die vielfältigen Farben des Gesteins sind einmalig: hier sind Eisen- und Manganoxide auf Hydroxide im Sandstein getroffen, woraus ein Farbenspiel von weiß, gelb, orange, rot, braun, violett und teilweise sogar grün- und blaustichigen Farben resultiert.

Also: unbedingt ansehen!

Der nächste Höhepunkt der Reise war das Wadi Rum: schon T.E. Lawrence - besser bekannt als "Lawrence von Arabien" - war von dieser ehrfurchtgebietenden Wüstenlandschaft tief berührt, und viele bekannte (Hollywood-)Filme wurden hier gedreht.

Dabei ist nicht nur das Farbspektrum des Sandes überraschend vielfältig, auch die teils schroffen Berge und bizarren Felsformationen sind sehr beeindruckend - je nach Lichteinfall bieten sich immer wieder berauschend schöne Anblicke.

Dabei ist man im Wadi Rum nicht so alleine, wie man vielleicht zunächst glaubt: an jeder Ecke sprießen Camps aus dem Boden - manche mit schier unglaublichem Luxus für diese Wüstenlandschaft.

Trotzdem war dieser Teil der Reise der nachhaltig beeindruckendste. Denn trotz der vielen Camps und gelegentlich vorbeirauschender Jeeps kann man hier die ungestörte Stille der Wüste genießen. So war der eintägige Rundmarsch zu einem der Felsenbögen eines der beeindruckendsten Erlebnisse. So viele Farben und Formen - und man hatte genügend Zeit, sie zu bestaunen!

Neben der unglaublichen Landschaft bietet das Wadi Rum aber noch mehr: prähistorische Petroglyphen, Kamelreiten, Ballonfahrten, Jeep-Touren (für die eiligen Touristen), Kletter-Touren und unerwartet viele und teils skurrile Pflanzen, wie etwa einen Wüstenpilz.

Mein ganz persönliches Highlight war der Kamelritt, nachdem wir die Petroglyphen der (Al-)Kazali-Schucht bestaunt hatten: hoch oben mit gekreuzten Beinen auf einem Kamelrücken durch die Gegend geschaukelt zu werden ist einfach fantastisch. In gemächlichem Tempo hat man genügend Zeit, die Landschaft zu genießen und hat gleichzeitig eine gute Übersicht.

Kamelreiten ist übrigens ganz einfach: einmal treten = erster Gang, zweimal treten = zweiter Gang, dreimal treten = dritter Gang. Am linken Zügel ziehen = links rum, am rechten Zügel ziehen = rechts rum, beide Zügel anziehen = Handbremse und Stop. ;-)

Aber nicht nur Kamele laufen hier teils frei durch die Gegend: wer aufmerksam ist, findet auch Spuren vieler anderer Tiere.

Ein ganz unvergessliches Erlebnis war auch der Ballonflug bei Sonnenaufgang:

Eine Überraschung gab es dann noch kurz vor dem Abendessen: heftige Niederschläge mit kleinfingernagelgroßen Hagelkörnern erzeugten einen Bach, der sich durch das Camp schlängelte und sich gefährlich nah an den Erdofen heranbewegte, in dem unser Abendessen dampfte. Gerade am Vortag hatte es nördlich unseres Camps so heftige Regenfälle gegeben, dass die Straßen im Wadi Rum Village von gewaltigen Sturzfluten überschwemmt wurden und nicht mehr passierbar waren. (Wir haben ein Handyvideo davon gesehen, da wäre man einfach nur weggerissen worden, kein Witz!) Nun sah ich unser Abendessen in Gefahr und wollte schon auf der Suche nach einem Spaten losstürmen, um den Bach umzuleiten, als der Regen versiegte. Glück gehabt!

Diese Erdöfen stellen eine ebenso einfache wie elegante Weise dar, Speisen zuzubereiten: ähnlich wie in einem Dampfdruckkochtopf werden die verschiedenen Gemüse, Kartoffeln, Reis und Fleisch auf einer Art Etagere übereinander gestapelt und garen im eigenen Saft. Köstlich!

Wadi Rum ist für mich ein absoluter Sehnsuchtsort und neben Petra - einem der "neuen Sieben Weltwunder" - ein "must-see"!

Den Abschluss der Reise stellte ein Besuch der Stadt Aqaba dar. Neben einem Bad im Roten Meer kann man hier auch gut einkaufen, denn Aqaba ist zollfreies Gebiet. Auf dem Souk gab es bei Al-Baba Spices eine filmreife Verkaufsshow in lustigem deutsch-englischen Kauderwelsch inklusive Verkostung der verschiedenen Gewürze. 

Leider musste ich mich am Ende der Reise von meinen Wanderschuhen trennen. Trotz guter Pflege hat der Kleber der Schuhe nach langen Jahren in meinem Dienst in der Wüstenhitze Jordaniens versagt. Aber meterweise Klebeband hat während der Reise geholfen! ;-)

Fazit: Jordanien ist ein vielfältiges Land mit sehr freundlichen Menschen, gutem Essen, beeindruckender Kultur und spektakulären Landschaften! Ich kann daher Jordanien als Reiseziel jedem empfehlen und werde auf jeden Fall wieder hinfahren!

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