Der grüne See - Liebe auf den ersten Blick

Den Entschluss weiterzuradeln bereue ich anfangs ziemlich: Statt des bisher gemütlichen Radwegs geht es die nächste Zeit nämlich nur bergauf. Und dann auch noch auf Schotterwegen – etwas, wofür mein altes Fahrrad ganz sicher nicht gerüstet ist. Also heißt es Schieben. Und – ob der mangelnden Kondition – komme ich ganz schön aus der Puste.

Davor hat uns aber zugegebenermaßen unsere Vermieterin gewarnt. Was sie uns allerdings verschwiegen hat, war, dass es sich ziemlich lange so dahinzieht. Irgendwann haben wir es aber geschafft – und werden belohnt: Damit meine ich nicht nur das herrlich erfrischende Glas Hollunder-Almsafterl in der Raststation, das ich in 30 Sekunden hinuntergestürzt habe, während mein Liebster noch die nächste halbe Stunde daran herumtrinkt. Auch die die schöne Aussicht auf die rundumliegenden Berge entspannen mich: Liebe auf den ersten Blick sozusagen.

Nach der kleinen Pause machen wir noch einen kurzen Spaziergang in den Wald. Wir wollten ja doch auch etwas wandern, haben uns extra dafür ausgerüstet – aber daraus wird nicht wirklich viel. Die lauschige Waldluft ist zwar angenehm und erfrischend, aber Letzteres wollten wir ja eigentlich am Grünen See suchen. Deshalb sind wir ja schließlich auch hergekommen. Also drehen wir schon nach wenigen Minuten wieder um und dann geht es – im wahrsten Sinn des Wortes – wieder bergab zum See. Ob es an der Vorfreude auf das bevorstehende Picknick liegt oder einfach daran, dass der Weg gar nicht sooo lang war: Die Rückfahrt dauert jedenfalls überraschend kurz, und bald liegen wir schon auf unserer Decke, packen den mitgebrachten Proviant aus, lassen uns die Sonne auf den Bauch scheinen und genießen den Blick aufs türkisfarbene Wasser!

Hört sich idyllisch an? War es auch, obwohl aus der an sich erhofften Ruhe nichts geworden ist: Dafür haben die Idee mit einem Spaziergang oder einer Pause am Grünen See einfach zu viele andere Menschen auch gehabt. So toben Hunde im Wasser herum oder werden “Gassi” geführt, so marschieren immer wieder Wanderer mit Ihren Stöcken vorbei, lassen sich für kürzer oder länger am Wasser nieder, Pärchen breiten ihre Westen auf, um sich darauf zu setzen und ein bisschen herum zu knutschen und ganze Familien scheinen heute den Grünen See als Ausflugsziel bestimmt zu haben. Uns macht das alles nichts.



Und alle fünf Minuten sagt ein anderer von uns beiden: Wunderschön, der Grüne See, oder?! Oder springt auf, um das – ich weiß nicht wie vielte – Foto vom Wasser zu machen. Oder geht doch noch ein bisschen weiter zum See, um seine Zehenspitze ins kühle Nass zu tauchen. Dann schlägt mein Herz wieder ein bisschen schneller … und wohl auch ein bisschen grüner…