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Kirgistan

von Roland Pöllnitz

Tipps

Endlich waren wir auf dem Manas-Airport gelandet. Und schon auf dem ersten Blick hatte sich vieles verändert. Die Fassade des Gebäudes war neu, die ganze Empfangshalle und das Check-Out waren renoviert. Neu war auch, dass die beiden sich einer polizeilichen Anmeldung unterziehen mussten und dafür auch noch 10 Mark pro Person berappen durften. Dann sahen sie Gulnara und den kleinen Sultan, wie sie die beiden erwarteten. Da hatte die kleine Schwester doch tatsächlich zu dieser unchristlichen Zeit den kleinen Burschen mitgebracht! Doch der Empfang war überaus herzlich. Gulnaras Bruder und der engagierte Fahrer Juri kamen gleich, um zu helfen.

Schnell die Reisetasche ausgepackt und los. Wir fuhren als erstes zum Osch Markt. Die Mädchen stöberten zwischen Unterwäsche und Seidentüchern. Ich kaufte mir einen neuen Ak-Kalpak - und das für einen Preis, der durchaus akzeptabel war. Dann probierten wir die folkloristische Kleidung an, doch wir konnten uns nicht entscheiden, sie zu kaufen.

Das Wirrwarr der Waren hatte weiter zugenommen; Gewürze, Honig, überall herrscht Handel und Wandel. Doch am schönsten und beeindruckendsten war der Obst- und Gemüsebasar. All diese Früchte: Melonen, Pfirsiche, Aprikosen, Weintrauben, Walderdbeeren, dann welche, die die beiden gar nicht kannten, Nüsse in allen Sorten, Walnüsse, Erdnüsse, Pinienkerne, Haselnüsse, Gurken, Tomaten, Paprika und viele unbekannte Sorten luden ein zum schauen, riechen und kosten ein. Tausende getrocknete Früchte, Kumys, Käse in vielen Variationen, wir konnten uns nicht satt sehen.
 

Tian Shan - das Himmelsgebirge

Tian Shan, auch Tien Shan, das "Himmelsgebirge", ist ein von Südwesten nach Nordosten streichendes Hochgebirge in Zentralasien, mit seinem Hauptgebiet auf dem Gebiet von Kyrgyzstan: 2.500 km lang, bis 400 km breit, höchste Erhe- bungen sind der Pik Pobeda mit 7.439 m NN, Pik Lenin 7.139 m NN und der Chan Tengri 6995 m NN. Der Tian Shan ist in zahlreiche Gebirgsketten gegliedert, die an der Westflanke fächerförmig auseinanderlaufen und breite Buchten des westturkistanischen Tieflandes umschliessen; nach Osten zu fügen sie sich wieder enger zusammen und streichen in der Wüste Gobi aus. Dazwischen liegen Senkungsfelder (zum Beispiel die Issyk-Kul senke mit einem der schönsten Gebirgsseen) und teilweise ausgedehnte Hochplateaus.
 

Ala Archa Nationalpark

Verlässt man die Hauptstadt in Richtung Süden, erreicht man nach einer guten Autostunde über eine schlaglochreiche Gebirgsstrasse den Nationalpark von Ala Archa, einen Gebiet in 2300 Meter Höhe. So marschierten wir bis zur Jurta des kirgisischen Präsidenten. Gulnara, neugierig, wie sie nun einmal ist, schaute gleich einmal hinein. Dort waren gerade ein paar nette kirgisische Mä;dchen beim Aufräumen. Also durften sich die Gäste die prächtige Jurta anschauen, die dem des Tschingis Khan sehr ähnlich sein musste, nur der Thron fehlte. Die Jagdtrophäe, eines riesigen Widder, schmückte die Hütte, kunstvolle Teppiche hingen an den Wänden und reich verzierte Utensilien schmückten den Raum. Sultan - der König - durfte auf dem Stuhl des Präsidenten sitzen. Er lächelte die Gäste huldvoll an, als wäre er der wahre Präsident.

Auf dem weitren Weg trafen wir auf Wolfsspuren. Sie erinnerten uns an die Warnung des Parkwächters, der davon erzählt hatte, dass sich vor einiger Zeit ein Fotojournalist in diese Gegend gewagt hatte, um Wölfe zu fotografieren. Er wurde seit einiger Zeit vermisst. Dann raschelte es plötzlich im Gebüsch und ein neugieriges Murmeltier stellte sich zur Schau. Possierlich beäugte es die beiden Wanderer unentwegt an. Es posierte wie ein Modell auf einem großen Felsen und ließ sich anscheinend gern fotografieren. Wieder passierten wir die Brücke über den reißenden Fluss. Inzwischen war der Gletscherfluss weiter angeschwollen. Brausend stürzte er sich in die Tiefe des Tales.
 
Das weiße Haus - Regierungspalast


Das Korona-Massiv 4895 Meter

Tian Shan - Historisches

As a gold dish inserted in sharp rocks lay a lake. From the South this basin is locked by a chain of snowy giants. The Tihen-Shan were like a steep wall. Far away in the South-West the snow summits are hidden beside the horizon and seemed to rise right from the blue water of the lake. Eventually, the gold colour turned to dark red, becoming darker till it became completely dark.

P.P. Semjonow, Tian-Shan Forscher ca. 1850

Along the horizon from edge to edge, the Tien-Shan system stand dressed in glaciers and snow. All the systems shines with orange-gold and red and Khan-Tengri supervises it as a gigantic cutting diamond inserted in the turquose-dark sky.

M.T. Progrebezki, Ukrainischer Bergsteiger ca. 1930
 

Auf dem Weg zum Issyk - Kul



Der Buran Turm
  Der Burana Turm befindet sich in der Stadt Tokmak, 80 Kilometer östlich von Bishkek. Der Burana Turm ist der Rest der Stadt Balassagun. Diese Stadt war die Heimat des Dichters Jussup Balassaguni. Einstmals war sie die Hauptstadt des Reiches der Karahiniden. Das einzige überlieferte Werk des Dichters und Philosophen ist die "Kutagdu Bilik", die Erkenntnis, die das Glück bringt. Dieses Werk hat Jussup Balassagguni im Jahr 1070 auf uigurisch geschrieben. Die kirgisische Übersetzung ist im kirgisischen Sprach- und Kulturmuseum zu sehen. Im Jahr 1218 wurde die Stadt nach dem Einfall Tschingis-Khans in "Gonalik, die gute Stadt", umbenannt. Seit dem Ende des 14. Jahrhunderts existiert die Stadt nicht mehr. Die Bewohner zogen fort. Die Stadt wurde mehr und mehr zerstört. Die heutige Höhe des Burana Turms beträgt 21 Meter. Es waren einmal 40 Meter.
 

Nach unserer Ankunft am Issyk-Kul zogen wir uns um, flanierten durch den Park, der wunderbar angelegt war, um dann endlich den Issyk-Kul, unseren geistigen Vater zu begrüßen. Da lag er endlich vor uns, in buddhistischer Ruhe. Er hatte uns mit Freudentränen empfangen und nun lachte er wieder im Schein der untergehenden Sonne. Über den Bergen schmiegten sich wieder Wolken wie Sahnehäubchen. Ein Gemälde, das man nie vergisst.
 

ISSYK-KUL

Fast 200 Kilometer lang und etwa 50 Kilometer breit füllt es eine riesige Senke aus, die bis zu 700 Meter tief ist. Obwohl in ihn zahlreiche Bäche und Flüsse fließen, die in den ihn umgebenen Bergen entspringen, er aber nirgends über einen Abfluss verfügt, läuft der Issyk-Kul nicht über. Ist es nicht phantastisch, dass sich, wie bei einem Ozean, Verdunstung und Zufluß; die Waage halten? Und noch etwas Wundersamens gibt es über diesen See zu berichten: er friert niemals zu und beeinflusst, wie eine exorbitante Wärmflasche, entscheidend das Klima im nördlichen Tian Shan.

Noch einmal hockten wir uns ans Ufer des Sees, betete ein letztes "Om mani padme hum" und versprachen ihm, wieder zu kommen. Dann gingen wir einletztes Mal zum Hotel, packten die restlichen Sachen. Wir gingen schweigend zum Essen, mampften still in sich hinein, andächtig. Als wir wieder aus der Kantine kamen, war der Fahrer schon da. Traurig holten wir unseren Rucksack - immer noch schweigend...
 



Die Fahrt durch die Boom-Schlucht im Sonnenschein zeigte bizarre rötliche und beige Felsformationen. Es war toll. Schade, dass wir nicht genügend Zeit hatten, um anzuhalten und ein wenig durch die Schlucht zu wandern. Wir sahen den Elefantenberg, von dem unser Freund eine interessante Geschichte erzählte. In Tokmak wäre beinahe ein Unfall passiert. Ein Betrunkener wankte mitten über die Fahrbahn. Wenige Kilometer nach dem Abzweig nach Kasachstan tankte unser Fahrer am Straßenrand. Schilder mit einer 13 machten darauf aufmerksam, dass das Benzin hier für 13 Som erhältlich war. Bevor sie nach Hause fuhren, kehrten sie in ein Restaurant ein und aßen Lagman. Tilek stopfte natürlich Manty in sich hinein. Während der Fahrt hatte Sultan geschlafen, um so munterer war er im Restaurant. Und prompt warf er ein Glas hinunter, so dass es auf der Rechung mit auftauchte.

 

Thermalbad und Adoption

Der Höhepunkt des Tages war das Bad im 38 Grad warmen Thermalbecken. Es war prickelnd angenehm. Talant kam erst einige Zeit später, da er seine Familie noch abholen musste. Sie hatten alle geschlafen, da musste er erst noch ein wenig mit ihnen kuscheln. Am meisten freuten sich die Outdoor Kinder ,Talant war außer Rand und Band und Sultan grinste über beide Backen. Später noch kam Juri mit seiner Familie vorbei. Auf einmal fing ein eisiger Regen an. Das machte das Erlebnis noch außergewöhnlicher. Während der Körper sich in wohliger Wärme befand, piekten auf das Haupt die Nadelstiche des eisigen Regens. Doch währte diese Episode nur kurz.
 

Thermalquellen

Thermalquellen gibt es im Tian Shan an vielen Orten. Von Lauwarm bis über 40 Grad sprudeln sie empor, manchmal stark schwefelhaltig, so dass sie arg riechen, oft aber auch mit anderen Mieralien versetzt. Es gibt viele Heilquellen. Oft sind in derten Nähe auch Heilbäder angesiedelt. Viele von ihnen haben aber noch keinen internationalen Standard.
 
Wir versorgten uns mit ausreichend Mineralwasser, fuhren die Wanderstöcke aus und begannen, die ersten, sanften Steigungen am Westhang des Tales empor zu stiefeln. Bald darauf wurde der Weg erheblich steiler und verlor sich irgendwo in den Almen. In Serpentinen kämpften wir uns durch kurzes bis kniehohes Gestrüpp nach oben. Schon nach wenigen Minuten wurden die Zungen trocken und wir röchelten wie ein Asthmatiker. Nach einhundertundfünfzig Höhenmetern gönnten sie sich den ersten Schluck Wasser aus der Trinkflasche, nach dreihundert den zweiten. Das war zehn Meter vor einem Zwischengipfel. Als wir das Plateau erreichten, flatterten uns ein paar Gebirgsfasane um die Ohren. Schwups, weg waren sie.

Endlich waren wir etwa fünfhundert Meter über Issyk-Ata. Wir erblickten auf der Ostseite des Tales zwei Gletscher, die noch höher waren, als der Berg am Ende des Tales. Sie hatten also das Licht so lange von uns ferngehalten am Morgen. Hier oben war es noch beschaulicher, noch sonniger noch schöner. Nur ganz gedämpft murmelte uns der Fluss sein Gebet aus dem Tal nach oben
 
Die Wolken am Son-Kul scheinen so nah, dass man sie mit den Händen greifen möchte.
 

Nur fünf Minuten

Plötzlich wurde es ernst in der Runde. Gulnara hatte schon in Issyk-Ata erwähnt, dass es Besch-Bar-Mak geben würde. Deshalb sollte ein Schaf geschlachtet werden. Wir wollten das nicht. Die Zeit würde einfach nicht ausreichen. Also wurde innerhalb der Familie diskutiert. Es war wie auf einer Friedensverhandlung. Erst schauten alle ernst drein, dann hatte jemand eine Idee, und die Gesichter erhellten sich. Talant sprach es dann als Verhandlungsführer aus. Gut, man würde das Schaf schlachten, es gibt kein Traditionsessen, nur etwas kurz Gebratenes. Immer noch Nein! Wieder begannen die Verhandlungspartner zu tuscheln und zu konferieren. Nächster Vorschlag. Schaf wird geschlachtet. Fleisch wird mit nach Hause genommen. Schlachten muss aber sein, da führte keine Weg vorbei, so gab man den beiden Gästen zu verstehen. Das sei eben eine Sache der Ehre - eben so Sitte - und das könnte nicht vermieden werden. Uns blieb keine Wahl, wir mussten zustimmen.

Aus fünf Minuten wurden zwei Stunden. Wir mussten zugeben, dass frisch geschlachtetes Lamm wirklich köstlich schmeckt. Nach dem Essen bekamen die wir auch noch Geschenke. Gulnaras Mutter adoptierte uns beide als ältesten Sohn und älteste Schwiegertochter. Was gibt es für eine größere Ehre?
 

Besch Bar Mak - fünf Finger

Nachdem wir das Fleisch gegessen und zwischendurch immer wieder ein Glas Wodka getrunken hatten, wurde ein grosses Stück Fleisch in winzig kleine Fasern zerschnitten. Die Fleischschüssel wurde gegen eine Schüssel mit Nudeln ausgetauscht, das kleingeschnittene Fleisch und eine spezielle Sauce dazugegeben und vermischt. Diese Nudelspeise wurde dann aus Schalen mit den Fingern gegessen, nicht umsonst nennt man dieses Gericht Besch Bar Mak - fünf Finger.
 

Es war der letzte Tag in Bishkek. Nach einem gemütlichen Frühstück fuhren wir mit Talants Familie zum größten Basar in Bischkek. Unendlich schienen die Reihen mit Kleidern, Schuhen, Geschirr, Pelzwaren, Obst und Gemüse. Zuerst einmal kauften wir dem kleinen Tilek eine neue Schulmappe. Wir wollten dem Jungen eine Freude machen. Und der Kleine freute sich die Augen aus dem Kopf. Stolz trug er seine Mappe über den ganzen Markt, so als ob er sagen wollte: "Schaut doch alle einmal her, ich habe eine neue Schulmappe!" In diesem Augenblick erinnerte er uns noch mehr an den kleinen Jungen aus dem weißen Dampfer...

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