Kauf auf
Rechnung
Versand innerhalb
Deutschlands gratis ab 35€
  • Merkzettel Merkzettel
    0
  • Warenkorb Warenkorb
    0 0,00

Aufforsten mit dem Bergwaldprojekt in der Sächsischen Schweiz

von Christian Frasch

Tipps

Vor ein paar Jahren hatte ich das erste Mal einen Teil meines Urlaubes mit der Unterstützung eines Naturschutzprojektes in Namibia verbracht.

Ein Ritt durch den Oberharz führte uns vorletztes Jahr über ausgedehnten Flächen, auf denen Fichtenbestände der Trockenheit und dem Borkenkäfer zum Opfer gefallen waren. Der Anblick dieser Flächen, die voller toter Bäume waren, oder der Flächen, auf denen diese bereits gerodet waren, ließ mich mir selbst eine Frage stellen: ?Warum fliegst Du eigentlich um die halbe Welt, um etwas für den Naturschutz zu machen, wenn es auch hier genug zu tun gibt??

Schnell war der Gedanke gefasst, bei der Wiederaufforstung solcher Flächen helfen zu wollen.

Bei der Recherche nach Möglichkeiten stieß ich auf die Aktivitäten des Vereins Bergwaldprojekt. Dieser bietet Interessierten in verschiedensten Regionen Deutschlands die Möglichkeit, als Freiwillige bei einwöchigen Naturschutzprojekten mitzuwirken.

Eine solche Projektwoche in der Sächsischen Schweiz weckte mein Interesse. Als bei dieser noch ein Platz frei war und ich für Zeitraum der Woche auch noch Urlaub bekam, war klar, dass es für eine Woche nach Sachsen gehen wird.

So fand ich mich ein knappes halbes Jahr nach der Buchung im Kinder- und Jugenddorf Erna nahe des Örtchens Gohrisch ein. Wobei mich die Lage am Ende der Pionierlagerstraße zum Schmunzeln anregte, aber mich auch an meine Befürchtung erinnerte, womöglich mit meinen über fünfzig Jahren der ?Alien? zwischen lauter jungen Menschen zu sein.

Als ich in der Begrüßungsrunde erstmalig den Projektbetreuern und den anderen fünfzehn Projektteilnehmern begegnete, zerstreute sie die Befürchtung, denn anders als bei Projekten, die in den Schul- oder Semesterferien lagen, war bei diesem Projekt der Altersdurchschnitt weit über dreißig. Einige der Teilnehmer waren sogar schon im Rentenalter, so wie Gerd, der 71-Jährige ehemalige Landschaftsgärtner.

Unsere Unterbringung erfolgte in kleinen Hütten mit jeweils zwei bis drei Mehrbettzimmern, die etwa dem Standard in Jugendherbergen entsprachen. So wie in diesen mussten wir uns jedoch nicht um die Zubereitung unserer Mahlzeiten kümmern. Es wurde für uns gekocht. Dafür wurde aber in der Küche unsere Unterstützung beim Tischdecken, Abräumen und Abwaschen dankbar angenommen.

Obgleich ich kein Vegetarier bin, empfand ich das komplett vegetarische Essen als ausgesprochen lecker und ich hatte nicht den Eindruck, dass mir etwas fehlte. Die Abendessen waren dreigängig (Salat bzw. Suppe als Vorspeise, Hauptgang und Nachtisch), in Erinnerung an die Frühstücke wird mir einer der vegetarischen Brotaufstriche bleiben, kam er dem Geschmack und dem Aussehen von Leberwurst so nahe, dass ich keinen Unterschied zu echter Leberwurst schmeckte.

Schon um halb acht saßen wir dann nach dem Frühstück in den beiden allradgetriebenen Kleinbussen des Bergwaldprojektes, mit denen es in die Forstreviere Königsstein und Reinhardtsdorf ging.

Dort standen in der Woche das Sammeln von Eicheln zur Aussaht, das Aussähen von Eicheln, das Vorbereiten von Gelände für eine Neuanpflanzung, Aufräumarbeiten an einem Bachlauf, das Freischneiden neu angepflanzter Sträucher und Bäume sowie das Abbauen von Zäunen auf dem Programm.

Wobei das sehr symbolträchtige Pflanzen junger Bäume bei den Projekten des Bergwaldprojektes eine eher geringere Rolle spielte. Ursache dafür ist, dass bei Setzlingen aus Baumschulen in der Regel die Hauptwurzel gekürzt wurde, weshalb sie nicht so tiefe Wurzeln bilden, wie Bäume, die von der Natur oder dem Menschen ausgesät wurden. Dadurch sind gepflanzte Bäume stärker von Trockenheit betroffen und fallen oft auch eher Stürmen zum Opfer.

Als Reaktion auf das Absterben von Kiefer- und Lärchenbeständen setzte man in den Forstrevieren Königsstein und Reinhardtsdorf auf Mischbestände mit mindestens vier, besser noch sieben Baumarten je Hektar. In einem solchen gemischten Baumbestand führt das Absterben von einer oder zwei Baumarten durch Schädlingsbefall oder geänderte klimatische Bedingungen nicht dazu, dass ganze Waldfläche absterben.

Eine große Rolle beim Heranzüchten solcher Mischwälder spielt das Einzäunen von Flächen. In Ihnen haben junge Laubbäume, die gerne vom Wild gefressen werden, eine Chance groß genug zu werden, um nicht mehr mit abfressenden Trieben und Blättern einzugehen.

Anders als bei früheren Einsätzen des Bergwaldprojektes in der Region bauten wir jedoch keine Zäune. Stattdessen stand aber der Abbau von Zäunen auf dem Programm. Dadurch gaben wir dem Wald sein natürliches Aussehen und dem Wild diese Flächen zurück. Außerdem konnte das abgebaute Material für die Einzäunung anderer Flächen genutzt werden. Bei zehn bis fünfzehn Euro Materialkosten pro Zaunmeter war der Abbau und die Wiederverwertung zu guter Letzt auch eine wirtschaftlich sinnvolle Maßnahme.

Beim Sammeln von Eicheln zur späteren Aussaht musste ich an die heimischen Pferdeweiden denken, wo wir in der Vergangenheit immer wieder Eicheln eingesammelt hatten, damit die Pferde nicht zu viele davon fraßen. 

?Hätte ich nicht dort gesammelte Eicheln einfach mitbringen können??, ging es mir durch den Kopf.

Tatsächlich sprachen aber zwei Gründe gegen eine solchen ?Import? von Eicheln.

Die Eichen an unserer heutigen Pferdeweide waren das Ergebnis einer evolutionären, über viele Baumgenerationen andauernden Anpassung an sandige Böden und unser norddeutsches Wetter. In der Sächsischen Schweiz brauchte man dagegen Eicheln von Bäumen, die sich über Generationen hinweg an die Umgebung des Mittelgebirges angepasst hatten.

Weiterhin darf in den Revieren nur aus dem eigenen Revier stammendes Saatgut verwendet werden oder welches, das aus einem zertifizierten Saatgutbestand stammt. Beides waren Bedingungen, die die von mir mitgebrachte Eicheln nicht erfüllt hätten. Dafür waren aber die Eichenbestände, in dem wir in der Projektwoche Eicheln sammelten, zertifizierte Saatgutbestände.

Beim Aussähen der Eicheln teilten wir uns auf. Anfangs befreiten einige von uns die Fläche noch von im Wege liegenden Totholz, während andere Teilnehmer mit Pflanzhacken Löcher für die Eicheln in den Boden gruben. Eine dritte Gruppe legte in jedes der Löcher jeweils eine Eichel und bedeckte diese dann wieder mit Erde.

In jeden Fall erwähnenswert war aber auch der Ausblick, von der ersten von uns so bearbeiten Fläche. Über das Tal hinweg blickten wir auf die Festung Königsstein.

Eine weitere Fläche, auf der wir Eicheln aussäten, lag am Fuße einer Felswand. Als es pünktlich zur Mittagszeit anfing zu regnen, erwies sich der Felsvorsprung am Fuße der Sandsteinfelsen als echter Glücksfall. Konnten wir so unter diesem auf Baumstämmen sitzend unseren mitgebrachten Eintopf essen, ohne dabei nass zu werden.

Zwischen den Feierabenden und den Abendessen standen noch ein Besuch des Naturparkzentrums der Sächsischen Schweiz, der Besuch des Großen Zschirnsteins, sowie Feierabendbiere auf den Felsen bei Gamrig und Gohrisch auf dem Programm. 

In jeden Fall war diese einwöchige, gemeinsam mit anderen Menschen erlebte Woche mit Arbeit für den Naturschutz eine Erfahrung, die mich über eine Wiederholung nachdenken lässt...

Unterwegs der Outdoor-Shop