Wieder einmal hatten wir Anfang Mai diesen Jahres alle möglichen Seminare und Praktika unter stärkster Ausdehnung der Regelungen der Universität getauscht und alle Fehltermine eingesetzt, um eine ganze Woche in die österreichischen Alpen zum Bergsteigen zu fahren. Zu blöd nur, dass das Wetter so gar nicht mitspielen wollte und ergiebigen Regen und Schnee in der gesamten Region niederfallen ließ. Bis zur letzten Stunde hatten wir gehofft, dass der Wetterbericht etwas Besserung ausgibt und zumindest eine Tour in geringeren Höhen möglich ist, doch jede Aktualisierung brachte mehr Regensymbole und höhere Niederschlagswerte. Was tun, die Zeit war doch da! Google Earth öffnen, Wetter einschalten, Hochdruckgebiet südlich der Alpen verorten und an eine sonnige Insel denken, die wohl jeder Deutsche kennt. Aus einer kurzen Spinnerei wurden per Telefonkonferenz innerhalb von 10 Minuten gebuchte Flüge zum Schnäppchenpreis (Vorsaison!!) nach Palma de Mallorca. Abflugszeit: in 4 Stunden. Da wir erstmal noch 2 Stunden zum Flughafen fahren mussten, wurde schnell alles was zum Bouldern und Wandern notwendig ist zusammengerafft und natürlich auch noch schnell die Badeklamotte in den Rucksack gestopft.



Schon fuhren wir los, 5 Tage Mallorca lastminute! Obwohl die vor der Küste Spaniens gelegene Insel bei den meisten sofort die Assoziation der Partymeile Ballermann und ausgelassen feiernder Deutscher auslöst, so ist Mallorca doch vor allem ein Naturparadies mit tollen Möglichkeiten zum Klettern und Wandern. Wir nahmen gleich einen Bus vom Flughafen in die nördlich gelegene Berggegend der Serra Tramuntana. Hier treffen senkrecht abfallende Klippen am Meer auf steil aufragende Felsformationen im Landesinneren. Neben etlichen schönen Bouldern und tollen Stellen zum Deep Water soloing (Soloklettern über dem Wasser), an denen wir uns zwischendurch immer wieder technisch auspowern konnten, findet man auch anspruchsvolle Wandertouren. Startpunkt für eine schöne Wanderung stellte das idyllisch, inmitten von schroffen Felsformationen und Weideland gelegene Kloster Lluc dar. Von hier aus bieten sich zahlreiche Touren zu den umliegenden Bergen, wie dem Puig Massanella, dem mit 1364 Metern zweithöchsten Berg der Insel. Diese Tagestour kann als Rundweg begangen werden, Beginn des Weges ist direkt oberhalb des Parkplatzes des Klosters.



Einmal auf der Hochebene angekommen, kann man neben der Aussicht auf die umliegenden Bergformationen und das Meer auch den Hauptgipfel des Massanella sehen. Hier empfiehlt sich bei Erfahrung im Felsklettern eine kleine ?Abkürzung? durch die an einer Scharte weniger steil aufragende Felswand, sodass man direkt den Gipfel erreicht. Wir komplettierten die Rundtour, indem wir auf dem Normalweg auf der anderen Seite abstiegen und durch ein kleines Waldstück wieder nach Lluc gelangten. Hierbei ist darauf zu achten, dass Teile des Gebietes Privateigentum sind und kurz vor dem Ende des Weges ganz überraschend eine Gebühr von ganzen 6 Euro pro Person verlangt wurde! Daher empfehle ich eher den Hinweg auch als Rückweg zu nutzen. Wie auch in den Alpen gibt es in der Region ein weites Netzwerk von bewirtschafteten und unbewirtschafteten Hütten, die entlang der Wanderwege postiert sind. So lassen sich auch mehrtägige Fernwanderungen entlang der Küste realisieren.