Zelten im Winter: Tipps für das Übernachten im Schnee

erstellt am: 12. 11. 2018 um 16:57 Uhr

Kalte Nächte mit klarer Luft und Sternenhimmel, eine idyllische, schneebedeckte Landschaft und herrliche Stille: Wer sich zum Zelten im Winter entschließt, wird mit einem ganz besonderen Erlebnis belohnt. Doch was unterscheidet das Zelten im Winter von dem im Sommer? Worauf muss ich achten? Brauche ich besondere Ausrüstung? Wie halte ich mich warm? Wie finde ich das richtige Zelt für den Winter?
 
Mit einer guten Planung, der richtigen Ausrüstung und unseren nützlichen Tipps und Tricks in diesem Blogbeitrag bleibt euch das Zelten im Winter als unglaublich tolles Erlebnis in guter Erinnerung!


Was muss ich beim Zelten im Winter mitnehmen?

Von warmer Kleidung über eine dicke Isomatte bis hin zum zusätzlichen Proviant – für das Wintercamping benötigt ihr etwas mehr Ausrüstung als im Sommer und all das nimmt etwas mehr Platz und Gewicht in Anspruch. Eine richtige Vorbereitung ist das A und O. Auf euer Packliste sollten neben Schneeschuhen zudem auch ein Vapour Barrier Liner (VBL) und eine Schneeschaufel stehen. Selbst das Kochen im Winter bringt einige Besonderheiten mit sich – in positiver wie negativer Hinsicht: Ist genügend Schnee vorhanden, fällt zwar die Mitnahme von Wasser zum Trinken und Kochen weg, die niedrigen Temperaturen erfordern unter Umständen aber den Einsatz von Wintergas und stellen dich vor die Schwierigkeit, dass Flüssiges unter Umständen einfriert.
 

Zelten im Winter Ausrüstung
Zelten im Winter Zelt

Welches Zelt empfiehlt sich zum Zelten im Winter? Gibt es Besonderheiten?

Bei einer Wintertour werden andere Anforderungen an ein Zelt gestellt als beim Zelten im Sommer. Deshalb sind wintertaugliche Zelte eine gute Wahl. Diese schützen vor Kälte, Wind und Nässe und sind insgesamt stabiler, damit sie der Last des Schnees besser standhalten können. Sogenannte Schneelappen oder auch Snowflaps (Verlängerungen am unteren Rand des Außenzeltes) können mit Schnee gefüllt werden und verhindern, dass Wind unter das Außenzelt dringt.
 

 
Dadurch, dass ihr im Winter beim Zelten etwas mehr Gepäck braucht, ist es empfehlenswert, sich für ein Zelt mit größerem Platzangebot zu entscheiden. Bei größerem Vorzelt und geräumigem Innenzelt ist genügend Platz für eure Ausrüstung, zudem habt ihr dann auch mit dicken Klamotten genügend Bewegungsfreiheit im Zelt. Hoch angebrachte und vollständig verschließbare Belüftungsschlitze sind weitere praktische Merkmale bei einem Winterzelt.
 

Wie muss der richtige Zeltplatz im Winter beschaffen sein?

Der richtige Zeltplatz sollte eine ausreichende Schneetiefe haben, damit ihr das Zelt gut verankern könnt. Zudem sollte er windgeschützt und sicher sein: Der Eingang des Zeltes sollte stets auf windabgewandten Seite liegen.
 
Achtet darauf, dass ihr euer Nachtlager nicht an schneebedeckten, lawinengefährdeten Hängen, in Senken oder unter Schneeverwehungen aufbaut und überprüft in den gefährdeten Gebieten regelmäßig den Lawinenlagebericht. Auch das Zelten unter schneebedeckten Bäumen stellt eine oft unterschätze Gefahr dar.

Zelten im Winter Zeltplatz

Was muss ich beim Zeltaufbau im Schnee beachten?

Schnee solltest du nicht unterschätzen. Denn im Schnee ist eine weniger sichere Verankerung möglich als bei festem Grund. Deshalb solltet ihr spezielle Schneeheringe bzw. Sandheringe verwenden.
 
Der Schnee wird festgetreten und die Schneeheringe wie normale Heringe in den Boden getrieben. Lasst sie einige Minuten festfrieren, bevor ihr die Zeltleinen abspannt. Das verbessert den Halt.
 
Nutzt zudem alle Befestigungspunkte, damit sich die auf dem Zelt lastende Kraft gleichmäßig verteilt. Bei längeren Touren bietet ein zweiter Gestängesatz zusätzliche Stabilität.

 
Bei starkem Wind oder wenn ihr keinen windgeschützten Zeltplatz findet, häuft in ca. 3 Metern Entfernung etwas Schnee als Windschutz an den Zeltseiten auf. Diese ca. 1 Meter hohe Windmauer sollte zur Windseite hin flach ansteigend und zum Zelt hin steil sein. So bricht sich der Wind daran und drückt das Schneetreiben nicht an das Zelt. Ein weiterer Tipp: Grabt einen Fußraum unter die Apsis! Diese in den Schnee gegrabene Grube dient als Kältegraben und bietet zugleich eine bequeme Sitzmöglichkeit und Stauraum für Rucksack und Gepäck.

Wie bleibe ich im Zelt warm?

Vornweg: Das Kälteempfinden ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich und lässt sich tatsächlich bis zu einem gewissen Grad trainieren und beeinflussen. Wer sich regelmäßig gezielt kurzen Kältereizen aussetzt – zum Beispiel durch Kalt-Warm-Duschen – oder auch ausgiebige Spaziergänge bei kalten Temperaturen macht, kann sein Kälteempfinden trainieren und sich „abhärten“, wie es umgangssprachlich so schön heißt. Der Körper gewöhnt sich an die Kälteimpulse und passt sich an, die Gefäße werden trainiert.
 

Zelten im Winter Tipps zum warm bleiben

 

Übrigens:

Unter Umständen könnt ihr euch die Kälte auch einfach „wegdenken“ ;-). Selbstsuggestion heißt das Zauberwort:

Wer sich erfolgreich einredet, dass ihm warm ist, der friert erwiesenermaßen weniger schnell.

„Warme Gedanken machen“ ist somit tatsächlich mehr als nur ein lapidarer Spruch – wenn auch vermutlich erst nach einigem autogenen Training.

 
Insbesondere auf Wintertouren bei extremer Kälte solltet ihr euch warmhalten, damit ihr nicht auskühlt. Denn Frieren ist nicht nur unangenehm, es verbraucht auch unnötig Energie und kann zudem gefährlich werden. Die Körpertemperatur sinkt, die Gefäße ziehen sich zusammen. Die Durchblutung konzentriert sich vorwiegend nur noch auf die wichtigsten inneren Organe, die Extremitäten hingegen werden nicht mehr richtig durchblutet. Hinzu kommt: Seid ihr erst einmal komplett ausgekühlt, muss euer Körper eine riesige Menge Energie aufbringen, um die Körpertemperatur wieder hochzuregeln. Somit empfiehlt es sich, bereits im Voraus eine Auskühlung zu vermeiden.
 
Sicherlich: Die richtige Kleidung mit mehreren Schichten im Zwiebelprinzip, eine dicke Isomatte als gute Isolierung gegen die Kälte vom Boden und ein hochwertiger Schlafsack sind schon die halbe Miete, damit euch beim Zelten im Winter nicht kalt wird. Doch es gibt noch mehr Tipps und Tricks, die euch im Zelt warmhalten und ordentlich einheizen:

  • Regelmäßig essen und trinken: Wer Hunger hat, friert schneller. Wenn die Energiereserven erst aufgebraucht sind, stellt sich schneller ein Frösteln ein. Deshalb solltest du ausreichend und regelmäßig essen. Auch trinken ist wichtig, das hält das Blut flüssig. Außerdem sorgen warme Getränke für zusätzliche wohlige Wärme von innen.
  • Vor dem Schlafengehen Wasserlassen: Bevor ihr in den Schlafsack steigt, solltet ihr noch einmal das „stille Örtchen“ aufsuchen. Nicht nur, dass es nachts bei Eiseskälte eine echte Überwindung sein kann, den warmen Schlafsack zu verlassen, weil man abends doch zu viel getrunken oder gegessen hat – „Anhalten“ lässt uns unruhig schlafen und kostet den Körper jede Menge Energie! Und um die immer größer werdende Menge an Flüssigkeit in der Blase warmzuhalten, wird dem Körper in der Nacht so einiges abverlangt.
  • Heißes Wasser in einer Trinkflasche dient im Schlafsack-Fußteil als Wärmflaschen-Ersatz und bietet zusätzliche Wärme und Komfort in kalten Nächten.
  • Kapuze des Schlafsacks schließen: So wird der Luftaustausch zwischen der warmen Luft im Schlafsack und der kühlen Umgebungsluft reduziert.
  • (VBL) sind beim Zelten im Winter eine praktische Ergänzung zu eurem Daunenschlafsack, um die Wärmeleistung zu erhalten und ein paar Grad zusätzliche Wärme herauszuholen. Denn der beste Schlafsack nützt nichts, wenn er feucht wird: In der Nacht sondern wir Wasserdampf und Schweiß ab. Diese Feuchtigkeit beeinträchtigt die Isolationswirkung der Daunen und gefriert bei niedrigen Temperaturen - am nächsten Morgen wachen wir fröstelnd auf und eine leichte Eisschicht überzieht den Schlafsack. Dieses spezielle Schlafsack-Inlett kann dies verhindern, denn es ist wasserundurchlässig und nicht atmungsaktiv. So wird das Verklumpen der Daunen verhindert und die Isolation gefriert nicht.
  • Nasse Kleidung ausziehen: Wenn wir schwitzen oder feuchte Kleidung anbehalten, stellt sich Verdunstungskälte ein und wir beginnen zu frieren. Gerade auf Wintertouren möchten wir das natürlich verhindern. Deshalb: Feuchte Kleidung ausziehen! Zudem solltet ihr darauf achten, dass euer Schlafsack nicht nass wird. Hilfreich ist eine wasserdichte Schlafsackhülle.

In unserem Elchblog-Beitrag "So bleibt ihr im Schlafsack warm und trocken" findet ihr weitere nützliche Tipps zu diesem Thema. Und nun: Viel Spaß beim Zelten im Winter!
 





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Ihr Kommentar:




Christof | am 14. März 2019 um 11:07 Uhr

Danke, sehr hilfreiche Tipps (auch wenn ich sie wohl erst nächsten Winter anwenden werde).
Eine Frage zum VBL: Wenn dieses Inlett weder wasserdurchlässig noch atmungsaktiv ist, schwimme ich da am Morgen nicht in meiner eigenen Sauce?




Sina | am 20. März 2019 um 09:07 Uhr

Hallo Christof!

Es ist natürlich erst einmal keine schöne Vorstellung morgens im eigenen Saft zu liegen ;-), da geben wir dir vollkommen recht! Aber es sind halt extremere Touren, für die sich ein VBL Liner empfiehlt und da gilt es abzuwägen: Was ist ist für mich schlimmer – dass nach drei Tagen mein Schlafsack nicht mehr richtig wärmt oder dass ich mich morgens etwas durchgeschwitzter fühle als sonst?

Vermindern lässt sich das Schwitzgefühl, indem du mit langer Funktionswäsche (am besten aus Merinowolle) in deinen Schlafsack mit VBL Liner steigst, da diese Unterwäsche viel Feuchtigkeit aufnimmt, sich nicht so schnell feucht anfühlt und sich tagsüber (außen am Rucksack zum Beispiel) wesentlich leichter trocknen lässt als ein kompletter Schlafsack.

Ein VBL Liner ist wichtig, um die Wärmeleistung deines Daunenschlafsacks bei mehrtägigen Touren unterhalb des Gefrierpunkts zu erhalten. Und da der Liner hauptsächlich bei eisig kalten Touren zum Einsatz kommt, wird man im Schlafsack in der Regel auch nicht so sehr schwitzen, dass man morgens quasi in einer Pfütze liegt.

Viele Grüße
Dein Unterwegs Team



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