Wolle kratzt? Schluss mit solchen Vorurteilen!

erstellt am: 07. 09. 2018 um 12:12 Uhr

Das wohl älteste Funktionsmaterial Wolle ist ein echtes Multitalent! Doch Wolle ist nicht gleich Wolle. Noch vor einigen Jahren gehörten Sportler mit Wollbekleidung eher zu den Exoten unter den Outdoor Fans. Heute geht der Trend immer mehr zurück zur Natur und die vielseitige Naturfaser ist in nahezu allen Bekleidungsschichten zu finden. Auch ihr einst kratziger Ruf ist längst passé. Deine Kleidung aus Wolle kratzt unerträglich und Dich interessiert, was genau den feinen Unterschied macht? Erfahre jetzt mehr zum Thema Wolle und profitiere von unseren Tipps für Deine geliebten Wollartikel.


Wollbekleidung

Wolle als Allrounder für Outdoorfans!

Wer gerne und viel draußen unterwegs ist, der kennt die Launen der Natur nur allzu gut und weiß, dass der Spaß am Draußensein schnell vorbei sein kann, wenn es an der richtigen Kleidung und Ausstattung mangelt. Besonders bei schweißtreibenden Aktivitäten wie Bergsteigen, Joggen oder auch Radfahren sind wir unterschiedlichen Jahreszeiten ausgesetzt und brauchen daher Kleidung, auf die wir uns verlassen können. Daher ist Wolle die richtige Wahl. Sie kühlt im Sommer und wärmt im Winter. Hochwertige Wolle kratzt nicht, passt sich unserem Körperklima perfekt an und bietet uns viele weitere, überzeugende Vorteile für den täglichen Einsatz. Genau aus diesem Grund setzen immer mehr Hersteller auf die Hightech-Faser aus der Natur. Hierzu gehören unter anderem Icebreaker, Ortovox, Devold, Mufflon, Woolpower und Co.


Was ist Wolle?

Wolle bietet uns viele hervorragende, nicht kopierbare Eigenschaften, von denen wir durch das Jahr hinweg profitieren. Die einzelnen Wollarten unterscheiden sich in Struktur und Herkunft. Wir verdanken sie Schafen, Ziegen, Alpakas und sogar Kaninchen. In erster Linie denken wir bei Wolle jedoch an die Schur von Schafen. Daher befasst sich mein Artikel ausschließlich mit dieser Art von Woll-Gewinnung. Die Schur der Schafe erfolgt ein bis zweimal pro Jahr mittels Schermaschinen. Hierdurch wird ein zusammenhängendes Vlies gewonnen, das schnell wieder nachwächst. Die Rohwolle eines Schafes wiegt etwa vier bis fünf Kilogramm und entspricht ungefähr der nötigen Wollmenge für fünf Wollpullover Größe M/L. In Ausnahmefällen kann der Wollertrag eines Schafes bei bis zu 10 Kilogramm liegen. Die jährliche Produktion beläuft sich auf etwa 2,2 Millionen Tonnen Schurwolle.

 

Wie auch das menschliche Haar besteht der Grundstoff von Wolle aus Keratin (Eiweißmoleküle). Hiermit werden oft die geruchshemmenden Eigenschaften von Wolle in Verbindung gebracht. Es baut geruchsbildende Bakterien ab noch bevor sie hartnäckige Gerüche verursachen können. Dem Wollfett (Lanolin) hat Wolle außerdem eine natürliche Imprägnierung zu verdanken, die ihre Fasern wie ein Mantel ümhüllt und Wasser und Schutz abperlen lässt. So bleiben Schmutz und Gerüche lediglich auf der Oberfläche haften und dringen nicht gleich ins Faserinnere ein. Zuletzt ist sie schwer entflammbar und bietet uns einen natürlichen UV-Schutz. Dank dieser Eigenschaften ist besonders hochwertige Wolle auch prima für Mehrtagestouren geeignet. Oft reicht es schon, Wolle einfach mal über Nacht ordentlich durchzulüften und schon ist sie wieder frisch und bereit für ihren nächsten Einsatz.

Schurwolle

Eigenschaften von Wolle

Eigenschaften von Wolle

Ob und wie stark Wolle kratzt, ist abhängig von der Rasse des Schafes, der Qualität seiner Wolle und ihrer weiteren Verarbeitung. Mittlerweile finden wir Wollprodukte für sämtliche Bekleidungsschichten und das ist kein Wunder! Sei es draußen, zu Hause oder auch im Büro. Überall profitieren wir von ihrer vielseitigen Einsatzbreite und ihrem unvergleichbaren Wärmerückhaltevermögen. Dieses ergibt sich aus den vielen, feinen gekräuselten Härchen. Sie ermöglichen die Bildung von Luftpolstern und speichern unsere Körperwärme. Darüber hinaus kann Wolle bis zu etwa 30% ihres Trockengewichtes an Feuchtigkeit aufnehmen, ohne sich klamm anzufühlen. Selbst im feuchten Zustand hält sie uns noch zuverlässig warm.

 

Gleichzeitig bietet sie uns natürliche Stretcheigenschaften und bleibt bei der richtigen Pflege formbeständig, geruchsneutral und knitterfrei. Unterschiedliche Wollarten bringen verschiedene Wollqualitäten mit sich. Die kontrollierte und regelmäßige Qualitätsprüfung von Wolle nach der Schur ist daher ein wichtiger Prozess der Wollproduktion. Um die Qualität der ungewaschenen Rohwolle (Schweißwolle) zu beurteilen, werden die Vliese noch auf den Wollfarmen gezielt nach ihrer Qualität sortiert, in Ballen gepresst und ausführlich auf Verunreinigungen, Faserreinheit, -festigkeit und -länge getestet.


Rohwolle, Schurwolle

Darin unterscheidet sich Schurwolle von Wolle

Reine Schurwolle ist ein 100%ig natürlicher Isolator und besonders beliebt bei uns Outdoor-Fans. Die Bezeichnung „Schur“ steht übrigens ausschließlich für die Gewinnung von Wolle. Welche Wolle in Deiem Kleidungsstück verarbeitet wurde, kannst Du dem Wasch-Etikett Deiner Woll-Bekleidung entnehmen. Ob das Material Deiner Wollpullover als „Schurwolle“ oder „Wolle“ bezeichnet werden darf, regelt das Textilkennzeichnungsgesetz: Nach § 4, Abs.1 des TKG gilt Schurwolle als Wolle, die aus der Schur eines lebenden Schafes gewonnen wurde, bis dato niemals in einem Fertigerzeugnis enthalten war und weder in einem anderen als zu Herstellung des Erzeugnisses erforderlichen Spinn- oder Filzprozess unterlegen hat, noch einer faserschädigenden Behandlung oder Benutzung ausgesetzt wurde. Besteht ein Wollerzeugnis ausschließlich aus Wolle nach eben dieser Definition, darf es als "reine Schurwolle" oder "100 % Schurwolle“ bezeichnet werden. Wird die Bezeichnung "Schurwolle" bei Fasergemischen verwendet, gilt ein Mindestanteil an Schurwolle von 25 % vom Gewicht des Gemisches als Voraussetzung für eben diese Kennzeichnung.


Jede Wolle kratzt!? Falsch!

Es hängt von der Qualität ab, ob Wolle kratzt oder nicht. Als besonders weich gilt das Fell der Merino-Schafe. Mit Ursprung in Nordafrika und einer längeren Exportgeschichte, findet sich der Großteil der weltweit existierenden Feinwollschafe heute in Australien und Tasmanien wieder. Bestes Klima, wechselnde Wetterumschwünge und weitläufige Weidelandschaften als reichhaltige Futterquellen bieten den Merino-Schafen einen natürlichen Lebensraum und schaffen zugleich perfekte Bedingungen für Wolle in Top-Qualität!
 
Merinowolle ist eine tolle, natürliche Alternative zur Kunstfaser und besitzt praktische, funktionelle Eigenschaften bei exzellentem Tragekomfort: Bei Kleidung aus Merinowolle behaupten nur die wenigsten, dass ihre Kleidung aus Wolle kratzt. Das liegt an der besonders feinen Faser und ihrer stark gekräuselten Struktur. Während der Durchmesser der Fasern herkömmlicher Schurwolle bei bis zu 40 µ (Mikrometer/Mikron) liegt, beläuft er sich bei Merinowolle auf gerade einmal 14 - 22 µ. Das ist deutlich feiner als das menschliche Haar, das durchschnittlich auf 75 µ kommt. Das erklärt, weshalb herkömmliche Wolle manchmal kratzt, während wir Merinowolle als ausgesprochen fein, weich und flauschig auf unserer Haut empfinden. Ihr seidig-weicher Griff ist kein Vergleich zu den groben, pieksenden Strickmützen aus unserer Kindheit. Die natürliche Funktionsfaser Wolle besitzt hervorragende Isolationsfähigkeiten und eine hohe Atmungsaktivität. Aufgrund dessen und der feinen Faserstruktur ist Merinowolle die perfekte Ergänzung für unser Zwiebel-Outfit und das ideale Material für schnelltrocknende Funktionsunterwäsche. Diese ist dank ihrer geruchshemmenden Eigenschaft sogar für Mehrtagestouren bestens geeignet. Diese und viele weitere funktionellen Eigenschaften machen Merinowolle zur natürlichen Hightech-Faser der Outdoor-Branche. So setzen immer mehr Hersteller auf die Feinwoll-Schafe und verarbeiten die Wolle in ihrer Funktionsbekleidung.


Transparente Produktionsketten für Merinowolle

Merinowolle ist eine sehr hochwertige Wollart und immer mehr Hersteller von Bekleidung nutzen sie für ihre Produkte. So gibt es zahlreiche Merino-Farmen in Australien. Eine Schattenseite der Woll-Gewinnung ist das Thema Mulesing. Es ist eine grausame und schmerzhafte und umstrittene Lösung in der Schafhaltung, um Fliegenmaden zu vermeiden. Dem wirken glücklicherweise immer mehr Outdoor-Hersteller entgegen, indem sie Transparenz in ihre gesamte Produktionskette bringen. Diese erreichen sie mit Zertifikaten, die sich gezielt für die ethisch korrekte Gewinnung von Wolle einsetzen. Eines der wichtigsten Zertifikate ist das ZQ-Zertifikat. Dieses wird seit 2005 von der Non-Profit Organisation New Zealand Merino Company vergeben. Regelmäßige Kontrollen gewährleisten die Einhaltung höchster internationaler Standards im Bereich Tierschutz, Umweltschutz, Nachhaltigkeit und sozialer Verantwortung. Gleichzeitig garantiert es den Einsatz höchster Merinowoll-Qualität. Auch uns liegt der Tierschutz am Herzen und so findest Du in unserem Onlineshop nachweislich mulesing-freie Produkte diverser Hersteller - zertifiziert durch transparente Siegel.


Was tun, wenn Wolle kratzt?

1. Pilling vorbeugen
Pilling, also die Knötchenbildung auf Wollbekleidung ist ein natürlicher Vorgang bei Naturfasern und ein bekanntes Problem für Woll-Liebhaber. Es entsteht durch Reibung, also z. B. durch das Bewegen Deiner Arme oder das Tragen eines Rucksacks. Pilling sieht nicht nur unschön aus, die Knötchenbildung ist oft auch eine Ursache dafür, dass Wolle kratzt. Du kannst Pilling jedoch prima entgegenwirken bzw. dem Problem vorbeugen, indem Du Wolle spätestens nach dem dritten Tragen zusammen mit einer mehrfach gewaschenen Jeans wäschst. Hierdurch werden kurze, lose Fasern entfernt, die Oberfläche verbessert und das Pilling somit deutlich reduziert.

 

2. Kleiner Kälteschock für Wolle die kratzt
Kratzt Deine Wolle? Dann ist es einen Versuch wert, sie in eine Plastiktüte zu stecken und diese über Nacht in den Gefrierschrank zu legen. Der Griff ist danach deutlich weicher als zuvor. Außerdem kannst Du so die abstehenden Fasern abzupfen oder vorsichtig (!!!) weg rasieren.

 

3. Wolle kratzt noch immer? Ab damit ins Lanolinbad!
Ein S.O.S.-Tipp für kratzige Wolle ist übrigens ein ausgiebiges Lanolinbad: Dieses kann bei kratzenden Wollartikeln wahre Wunder bewirken. Lanolin (Wollwachs) ist Bestandteil vieler Salben und Kosmetika, da es die Haut feucht hält und die Wundheilung unterstützt. Das Wollwachs ist in vielen Apotheken erhältlich und wird dort in kleinen Döschen abgefüllt angeboten.

 

Das benötigst Du für ein Lanolinbad:

  • 1 TL Wollwachs (bitte nicht mehr als die angegebene Menge verwenden! Die Zugabe von zu viel Lanolin könnte den Griff Deines Wollteils ansonsten sehr glitschig werden lassen)
  • 1 TL Spülmittel
  • etwa 500 ml Wasser für Deinen Kochtopf
  • reichlich lauwarmes Wasser zum Auffüllen (bis Dein Wollteil vollständig bedeckt ist)

Bringe das Wasser auf Deinem Herd zum Kochen, vermische es anschließend mit dem Wollwachs und dem Spülmittel und verrühre das Ganze so lange, bis sich das Wollwachs vollständig aufgelöst hat. Lasse das Bad nun etwa handwarm abkühlen (Achtung: Hohe Temperaturen führen zum Verfilzen von Wolle!). Daraufhin legst Du Deine Wolljacke, Deinen Wollpullover o. Ä. in einen großen Behälter (z. B. einen größeren Eimer, eine Wäschewanne etc.) und begießt es mit dem nun lauwarm abgekühlten Wollwachs-Spülmittel-Gemisch. Tauche Deine Wollbekleidung darin ein und schütte jetzt so lange lauwarmes Wasser darauf, bis Dein Woll-Kleidungsstück vollständig bedeckt ist. Anschließend lässt Du das Ganze einige Stunden einwirken. Danach kannst Du Dein Wollteil herausholen, in ein Handtuch wickeln, es vorsichtig in dem Handtuch ausdrücken und im Liegen (am besten über Nacht) trocknen lassen. Am nächsten Tag sollte sich Dein getrocknetes Wollteil deutlich geschmeidiger anfühlen 😉 Sollte dies nicht der Fall sein, kannst Du das Lanolinbad ein weiteres Mal wiederholen.


Ihr wollt noch mehr zum Thema Pflege von Wolle erfahren? Hier findet ihr unsere Pflege-Tipps für Wolltextilien 😉

 





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