Wildcampen in Deutschland: Wo darf ich mein Zelt aufschlagen?
erstellt am: 05. 10. 2020 um 8:12 UhrEinfach drauflos wandern, Freiheit, Ruhe und Natur genießen – und das 24 Stunden am Tag: Bei manchen Outdoorbegeisterten gehört Wildcampen so selbstverständlich zur Tour wie ein hochwertiger Wanderschuh an den Fuß. Grundsätzlich ist Wildcampen in Deutschland aber nicht erlaubt. Wir verraten Dir, wo Du Dein Zelt in der freien Natur trotzdem aufschlagen darfst.
Warum Wildcampen einen Versuch wert ist
Keine Armee von Wohnwägen, keine neugierigen Nachbarn und keine dröhnende Musik aus dem Ghettoblaster. Stattdessen dem Trommeln des Buntspechts lauschen, sich vom Bachplätschern in einen sanften Schlaf wiegen lassen und der Lunge viel Frischluft gönnen. Wer wild campt, verschmilzt mit der Natur. Und es gibt noch mehr positive Nebeneffekte: Es entstehen keine Übernachtungskosten, niemand schnappt Dir die besten Stellplätze vor der Nase weg und der Check-in und Check-Out findet statt, wann immer Du willst. Wildcampen kann so schön sein. Leider ist es in Deutschland aber nur an ganz wenigen Plätzen erlaubt.
Wildcampen in Deutschland – wo ist es erlaubt?
Gleich vorweg: Wer total unbekümmert und ohne fixes Ziel ein paar Nächte im Freien verbringen will, der findet in Skandinavien das Wildcamping-Paradies. Denn dort ist das Übernachten im Freien beinahe überall gestattet. Anders die Gesetzeslage in Deutschland: Wenn Du hier abseits von Campingplatz oder dem eigenen Grundstück campieren möchtest, solltest Du Dich vorab genau informieren.
Die gute Nachricht zuerst: Es gibt Plätze, wo Du wild campen kannst. Auf einer öffentlichen Raststätte oder einem staatlichen Parkplatz darfst Du in Deinem Camper ruhigen Gewissens eine Nacht verbringen, sofern diese nicht länger als zehn Stunden dauert. Nachdem die Raststätte Hannover-Wülferode West oder die Lonetal Ost vermutlich nicht zum Natur-Eldorado für Aktivurlauber zählt, lohnt sich allerdings ein genauerer Blick auf die Wildcamping-Gesetze Deutschlands.

Hier ist Wildcampen in Deutschland definitiv verboten
Fangen wir mit der deutlichsten Vorgabe an, die keinen Spielraum für Interpretationen lässt: In Nationalparks, Naturschutz- und Landschaftsschutzgebieten sowie Naturreservaten ist Campen generell verboten. Wer dort trotzdem im Zelt oder Auto übernachtet, dem drohen satte Bußgelder, die von Bundesland zu Bundesland stark variieren können.
Wildcampen in Deutschland: Erlaubnis einholen und die Nacht unterm Sternenhimmel genießen
Aber wie sieht es nun abseits von geschützten Gebieten aus? Alles wäre noch relativ überschaubar, wenn es zumindest deutschlandweit eine einheitliche Regelung gäbe. Die gibt es aber nicht, denn die Gesetzestexte besagen in jedem Bundesland etwas anderes.
In den meisten Bundesländern gilt zwar das Betretungsrecht zur Erholung in der freien Natur, jedoch mit einer Einschränkung: Es dürfen keine Wohnmobile oder Zelte aufgestellt werden. Willst Du also in Bayern, Hamburg, Nordrhein-Westfalen oder Sachsen-Anhalt (um einige zu nennen) zelten, muss der Grundstücks- oder Waldbesitzer zustimmen.
Etwas großzügiger lesen sich die Gesetze in anderen Bundesländern Deutschlands: Abseits von privaten Flächen dürfen Wanderer in Brandenburg für eine Nacht in der freien Landschaft zelten. In Mecklenburg-Vorpommern wird zwischen Wald und freier Landschaft unterschieden: Während das Campen im Wald verboten ist – oder Du Dir die Zustimmung des Waldbesitzers holst – darfst Du als Fußwanderer in der freien Landschaft Dein Zelt für eine Nacht aufschlagen. Informiere Dich deshalb immer genau über die jeweiligen Bestimmungen, bevor du losziehst.
Auf Privatgrundstücken (außer es ist das eigene ;-)) ist Campen ebenso untersagt. Und doch gilt hier oft die Regel: Wer freundlich fragt, wird eventuell reich belohnt und darf sich über einen Spitzenplatz unterm Nachthimmel freuen. Zwar nicht ganz so spontan, aber rechtlich auf der sicheren Seite bist Du, wenn Du online nach einem geeigneten Schlafplatz stöberst: Auf Plattformen wie Campspace oder My Cabin bieten Grundbesitzer gegen eine kleine Gebühr ihr Grundstück für eine Übernachtung im Freien an. Hier kannst Du vorab filtern, ob Du mit Zelt, Auto oder Wohnmobil anreist.

Gut zu wissen: Wer ein Not-Biwak aufschlagen muss, hat zusätzlich zur unfreiwilligen Nacht im Freien nichts zu befürchten. Not-Biwaks sind überall erlaubt. Aber Bedenke: Not-Biwakieren bedeutet, dass Dir keine andere Wahl bleibt. Du benötigst also einen triftigen Grund für das Nächtigen unter freiem Himmel. Sei es eine ungünstige Wettersituation, falsche Planung oder gar eine Verletzung.
Mit Sicherheit legal: Klasse Alternativen zum Wildcampen
Keine Lust die Gesetzesbücher zu wälzen oder ein Risiko einzugehen? Und Du findest es eigentlich ganz komfortabel, wenn Du Dir den Wassernachschub auch mal aus der Leitung holen kannst? Oder abends an ausgewiesenen Stellen ein knisterndes Lagerfeuer entfachen darfst? Dann sind Naturzeltplätze eine schöne Alternative. Die gibt es mittlerweile in vielen Bundesländern Deutschlands, vom Schwarzwald bis Schleswig-Holstein. Was es dort bestimmt nicht gibt: Unzählige Wohnwägen, die dicht an dicht stehen und die Sicht auf die umliegende Landschaft nehmen. Vielmehr ist es ein bunter Mix aus nur wenigen Zelten und/oder Wohnmobilen, großzügig verstreut auf der Wiese, am See oder im Wald. Der beste Platz mitten in der Natur ist Dir damit sicher.
Dem Wildcampen ganz nah bist Du, wenn Du in einem Trekkingcamp eincheckst. Dieses bietet schönste Naturplätze für maximal vier bis fünf Zelte. Mit Rucksack und Zelt bepackt machen sich Wandernde auf den Weg und schlagen im Trekkingcamp ihr Nachtlager auf. Meist sind Feuerstellen vorhanden, ebenso wie gemütliche, naturbelassene Sitzgelegenheiten und ein Bio-Klo. Nahrung und Wasser kommen aber ausschließlich aus dem eigenen Rucksack. Am nächsten Tag ist der Zeltplatz dann wieder für die nächsten Outdoor-Enthusiasten reserviert.
Die Regeln für Wildcamper
Ob Du Dir nun einen Platz unter dem freien Himmelszelt auf einem Privatgrundstück ergatterst, Dich in der freien Landschaft zur Ruhe legst oder auf einem offiziellen Zeltplatz nächtigst: Es gibt ein paar Regeln, die für alle Camper gelten. Die meisten davon sind selbstverständlich, der Vollständigkeit halber hier aber noch ein Überblick:
- Kein offenes Feuer: Ein wärmendes Knisterfeuer entfachen oder Würstchen vom Grill genießen darfst Du nur auf dafür vorgesehenen Grillplätzen. Überall sonst ist es verboten.
- Wir erwähnen es lieber einmal zu oft: Naturschutzgebiete, Landschaftsschutzgebiete, Nationalparks oder Reservate sind tabu fürs wilde Zelten!
- Müll wegräumen: Hinterlasse Deinen Zeltplatz so, wie Du ihn vorgefunden hast. Der Müll muss wieder mit nach Hause – oder zumindest bis zum nächsten Mülleimer. Auch kompostierbare Abfälle solltest Du wieder mitnehmen. Je höher Du Dich befindest, desto langsamer verrotten diese.
- Die Natur respektieren: Beim Wandern und bei der Wahl des Zeltplatzes solltest Du darauf achten, keine kostbaren Pflanzen zu zerstören und Rückzugsgebiete für Wildtiere meiden. Sobald die Dämmerung einsetzt, am besten die Lautstärke beim Reden etwas herunterfahren, damit sich nachtaktive Wildtiere nicht gestört fühlen.
Lust auf eine Nacht im Freien bekommen? Naturzeltplätze gibt es auch im Harz – und wir haben in unserem Blog Wandern im Harz schon die besten Touren für Dich herausgesucht.
Bis zum nächsten Mal
Euer Elchblog-Team