Viele Wege führen zu Unterwegs: Daniel Hüske im Interview

erstellt am: 13. 10. 2017 um 12:39 Uhr

Heute möchte ich euch unseren Kollegen Daniel Hüske vorstellen. Nachdem ihn 2002 die Sehnsucht nach der Ferne über einen großen Bogen quer durch Deutschland und die Welt geführt hat, ist er nun wieder zurück in seiner Heimat. Seit Ende April 2017 arbeitet er Teilzeit als Verkäufer bei Unterwegs in Leipzig und betreibt außerdem sein eigenes Unternehmen „Fernweh Trekking“. Seit Neuestem ist er außerdem als Reise-Autor für den Conrad Stein Verlag tätig.

Passend zum Verkaufsstart (am 9.10.2017) von „Patagonien: Fitz Roy & Cerro Torre“ freut es mich sehr, euch heute einen Blick hinter die Kulissen seines ersten Wanderführers zu geben und euch gleichzeitig davon zu berichten, welcher Weg Daniel zu Unterwegs geführt hat.

Daniel von Unterwegs

Daniel, sei so lieb und stell dich bitte in ein paar kurzen Sätzen selber vor...
 
Ursprünglich komme ich aus der Porzellanstadt Meißen in der Nähe von Dresden. Dort habe ich die ersten 25 Jahre meines Lebens verbracht. Was meine beruflichen Erfahrungen betrifft, habe ich mich - ganz grob gesagt - vom Bürohengst zum leidenschaftlichen Outdoorer entwickelt: Ein Jahr nachdem ich meine Geburtsstadt verlassen hatte, entschied ich mich 2002 für ein einjähriges Auslandsstudium in Sydney in Australien – eines meiner bisher schönsten Lebensjahre! Auch nutzte ich die langen Semesterferien im Sommer für ausgiebige Reisen. Die vielen Wanderungen durch die faszinierenden Landschaften entfachten schließlich meine Leidenschaft für das Trekking - am liebsten in fernen Ländern. Leipzig verstehe ich quasi als Basislager für meine weiteren Erkundungen - inzwischen mit Frau und unserem 4-jährigen Sohn.
 

Chile, Argentinien, Südsee, Neuseeland, Tasmanien... und und und. Du hast schon so einige spannende Abenteuer erlebt und dabei die unterschiedlichsten Regionen entdeckt! Steht für dich eher das Ziel oder das Reisen selbst im Fokus?
 
Eindeutig das Reisen selbst und nicht das bloße Abhaken von möglichst vielen Reisezielen! So halten meine Frau und ich vermutlich den Rekord der am längsten dauernden Wanderung im Nationalpark Torres del Paine: Wir waren insgesamt 18 Tage auf Wanderschaft und haben jeden Moment bewusst gelebt und in vollen Zügen genossen!
 

Für welche Outdoor-Aktivitäten begeisterst du dich heute am meisten?
 
Trekking und Zelten, das einfache Dasein in der Natur und die Magie des großen Ganzen spüren. Ich liebe den Wind, der einen manchmal um die Ohren pfeift, oder den Regen, der ins Gesicht peitscht, ich fühle mich dann ganz lebendig und bin wirklich nur im Hier und Jetzt. Das geht uns oft im Alltag verloren, beim Wandern sind wieder die elementaren Dinge wichtig.
 

Reiseführer Patagonien

Paddeln in Patagonien

Wie kam es dazu, dass du dein Hobby zum Beruf gemacht hast?

 

Nachdem ich mein Studium „Internationales Finanzmanagement“ beendet hatte, war ich mit meinem Job in Mainz und Düsseldorf fest im Sattel und dennoch ließ mich das Fernweh einfach nicht los! Nach einigen Jahren Hin- und Her-Pendlerei (längste Entfernung Düsseldorf – Flensburg) legten meine Frau und ich 2011 schließlich eine berufliche Pause ein. Es ging Open End auf Wanderreise mit den unterschiedlichsten Zielen. Am Ende waren es 10 Monate. Später rief ich mein Unternehmen „Fernweh Trekking“ ins Leben, um meine Outdoor-Erlebnisse mit anderen Frischluft-Fans zu teilen und ihnen bei ihren Reiseplanungen beratend zur Seite zu stehen. Mittlerweile dreht sich bei mir fast alles ums Wandern und Reisen. Wunderbar ergänzend zu meiner Selbstständigkeit mit Fernweh Trekking arbeite ich in unserem neuen Unterwegs Fachgeschäft in Leipzig als Verkäufer. Außerdem habe ich mit dem Schreiben von Wanderführern begonnen. Bei Recherchewanderungen denke ich oft, es gibt keine schöneren Jobs auf der Welt als meine. Naja, Steuererklärungen etc. machen sich trotzdem nicht von alleine und gehören auch dazu.


Viele Wege führen zu Unterwegs... Wie war es bei dir?


Nun, manchmal denke ich, dass Dinge einfach passieren sollen. Auf der Suche nach einer nebenberuflichen Tätigkeit schlenderte ich von einem Bewerbungsgespräch für ein Callcenter an unserem bis dato noch geschlossenen Unterwegs Fachgeschäft vorbei. Keine Frage, dass ich einen Teilzeitjob im Outdoor-Fachgeschäft auf jeden Fall bevorzugen würde! So nahm ich kurzerhand den Telefonhörer in die Hand (das war im März dieses Jahres) und bin seit der Neueröffnung Ende April dabei! Seitdem stehe ich unseren Kunden mit Rat und Tat als Verkäufer zur Seite.


Gibt es einen Artikel bei Unterwegs, den du anderen Patagonien-Fans empfehlen möchtest?


Ja, und zwar das Zelt Nammatj von Hilleberg. Dieses Zelt hat uns bisher (in den letzten sieben Jahren) hervorragende Dienste geleistet und den stärksten Stürmen in Patagonien standgehalten. Es symbolisiert für mich Stärke und Belastbarkeit und ich würde mich jederzeit wieder für diese Investition entscheiden!


Tolle Aussichten in Patagonien
Daniel in Patagonien

Vielen Dank noch einmal, dass du dir die Zeit für dieses Interview genommen hast! Zum Abschluss möchte ich dich noch um 10 Tipps für die erste Patagonien-Trekking-Reise bitten:

1. Beste Reisezeiten für Trekking-Fans
Die beste Zeit zum Wandern ist in den Monaten November bis April, Schnee kann es besonders in Hochlagen allerdings zu jeder Jahreszeit geben. Die wärmste Zeit des Jahres zwischen Dezember und Februar mit den Tageslängen bis zu 16 Stunden und mehr fällt leider auf die lokale Ferienzeit, dementsprechend ist es in den Hauptgebieten voll und eine Vorreservierung ist in vielen Fällen sinnvoll. Wenn möglich, sollte um die Hauptreisezeit ein großer Bogen gemacht werden.

2. Planung der Schlafplätze
Während für die Wanderungen im Torres del Paine Nationalpark in Chile bei drei verschiedenen Anbietern Hütten- und Zeltschlafplätze rechtzeitig vorausgebucht werden müssen, ist dies im Norden des argentinischen Pendants Los Glaciares nicht notwendig bzw. möglich. Die Zeltplätze sind hier bei einfachster Infrastruktur kostenfrei und Hütten gibt es nicht. Dementsprechend schlägt eine Wanderung am Fuße von Fitz Roy und Cerro Torre weniger zu Buche als im berühmten chilenischen Nationalpark. Dort werden zusätzlich zu den Übernachtungskosten auch noch Parkgebühren von ca. 30 Euro fällig.

3. Windfeste Ausrüstung:
In Patagonien pfeift der Wind unaufhörlich, manchmal sogar in Orkanstärke. Insbesondere das Zelt sollte sturmstabil sein. Zusätzliche Abspannleinen und ein Reparaturset gehören ebenfalls ins Gepäck. Als Bodenverankerung sind die Cyclone-Heringe von MSR eine gute Wahl! http://www.unterwegs.biz/msr-cyclone-stake-bulk-505302.html

4. Notfallkommunikation
In den meisten Ortschaften Patagoniens kann inzwischen mobil telefoniert werden. Auf den Wanderwegen hingegen ist dies nicht zu erwarten. Nützlich kann daher für den Fall des Falles die Mitnahme eines Satellitentelefons oder Notfallsenders sein. Letzterer kann in Deutschland unter www.notfallsender.de ausgeliehen werden.

5. Orientierung mit Kompass
Der Unterschied zwischen dem roten Ende der Kompassnadel (magnetischer Norden) und der „wahren“ Richtung zum Nordpol (geografischer Norden) wird Deklination oder auch Missweisung genannt. In Patagonien liegt die Abweichung zwischen Kompass und den Nordlinien auf der Karte etwa zwischen 10 und 15° Ost. Genau berechnet werden kann der Wert unter https://www.ngdc.noaa.gov/geomag-web

6. Spanischkenntnisse
Während in den größeren Touristenzentren noch des Öfteren Englisch gesprochen wird, sind spätestens abseits der ausgetretenen Pfade Grundkenntnisse in der spanischen Sprache sehr von Vorteil und empfehlenswert!

7. Kein offenes Feuer!
Die Ranger in den Nationalparks verstehen beim Feuermachen keinen Spaß, da die Gefahr eines großflächigen Waldbrandes durch die windigen Verhältnisse einfach riesengroß ist. Daher sind offene Feuer meistens komplett verboten und in der Regel dürfen auf den Zeltplätzen lediglich Gaskocher verwendet werden. Am ehesten bekommt man Gaskartuschen mit Schraubverschluss.

8. Trinkwasser
In Patagonien haben die Flüsse, Bäche und Seen bis auf wenige Ausnahmen höchste Trinkwasserqualität. Vorsorglich können Wasservorräte aus stehenden Gewässern und von Stellen mit hohem Aufkommen an Wanderern vor dem Trinken behandelt werden, z.B. mit dem Steripen oder Micropur Forte. Das Gleiche empfiehlt sich in der Nähe von Viehweiden.

9. Keine Panik vor Patagoniens Tierwelt!
In Patagonien gibt es außer zwei kleinen Spinnen keine giftigen Tiere. Die vorkommenden Skorpione im Kleinformat sind im Allgemeinen ungefährlich. Ein Stich löst meist allergische Reaktionen vergleichbar mit einem Wespenstich aus. Eine Begegnung mit dem nachtaktiven Puma, dem einzigen größeren Raubtier der Region, kann nahezu ausgeschlossen werden.

10. Hygiene und Hanta Virus
Mäuse und Ratten können den Hanta-Virus übertragen (grippeähnliche Symptome, in seltenen Fällen mit tödlichen Komplikationen). Eine Infektion mit diesem Virus erfolgt durch Bisse oder durch den Kontakt bzw. Verzehr von urin- oder kotverseuchter Nahrung, teilweise auch durch bloßes Einatmen der Viren. Daher sollte verstärkt auf Hygiene geachtet und die von Mäusepopulationen stark frequentierten Biwakschachteln und Schutzhütten gemieden werden.





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