Snorkeladventure – zwei mutige Mädels unter Wasser
erstellt am: 22. 11. 2013 um 9:50 UhrTagsüber unter Wasser, abends an der Küste. Auf diese Weise wollten zwei mutige Bremer Mädels knappe 300 Kilometer in gerade einmal drei Wochen hinter sich lassen. Eine Herausforderung, die den beiden sportlichen Taucherinnen alles abverlangte. Von technischen Ausfällen über hohe Wellen bis hin zu einem Erdbeben haben die beiden so ziemlich alles erlebt. In dem folgenden Beitrag erfahrt ihr mehr über die beiden Mädels und ihre Abenteuer unter Wasser. Zwei Bremer Mädels….eine Leidenschaft Die meisten Menschen, die sich eine Auszeit vom Alltag und normalem Luxus nehmen wollen, unternehmen eine Wandertour, fahren mit dem Fahrrad durch die Wildnis oder ähnliches. Wenn man sich in Trekkingschuhen oder auf Rädern mehrere Tage hintereinander fortbewegen kann, wieso sollte das nicht auch schnorchelnd funktionieren?! Sowohl Maria als auch Saskia zieht es immer wieder unter Wasser. Wasser ist ihr Element und das Tauchen ihre gemeinsame Leidenschaft. Wer steckt hinter solch einer verrückten Idee? Maria (24), die gelernte Ergotherapeutin, arbeitet derzeit als Dozentin an einer Berufsfachschule für Ergotherapie und Saskia (25), Studentin des Bereiches Meeresbiologie, umschnorchelten knapp drei Wochen lang die Westküste Kretas. Trotz einigen technischen sowie wetterbedingten Komplikationen schafften es die beiden, in 16 Tagen von Maleme im Norden der Insel bis in den Südwesten nach Agia Galini zu gelangen. Genaue Planung ist alles! Die Idee, die gesamte Westküste Kretas zu umschnorcheln, kam ihnen bereits im November des vergangenen Jahres. Was mit einer verrückten Idee an einem gelangweilten Abend begann, entwickelte sich schnell zu einem genialen Projekt, bei dem schließlich jedes Detail genau durchdacht wurde. Flüge wurden gebucht, Equipment besorgt, die Strecke festgelegt, Sicherheitsmaßnahmen getroffen und Medien informiert. Der konkrete Plan lautete: “Wir schnorcheln so viele Kilometer, wie wir in dieser Zeit schaffen, entlang der kretischen Küste und transportieren alles, was wir brauchen, in einem Schlauchboot, das wir hinter uns herziehen.” Der Beginn eines großen Abenteuers Am 10.10.2013 ging es dann endlich los! Noch im Flieger konnten sie es kaum fassen, dass sie diese Reise tatsächlich antraten und sich den Herausforderungen der Natur stellen wollten. Bereits am ersten Tag erlebten die beiden eine ganze Menge. Ausgestattet mit ihrem Schlauchboot, “Hängebauchschweinchen”, dem entsprechenden Tauchequipment, einem Sturmkocher und faltbaren Tassen von Sea to Summit, genossen Maria und Saskia ihren ersten Abend und den fantastischen Ausblick an einem Kiesstrand mit heißem Pfefferminztee. “Das war genau das Richtige bei den herbstlichen Temperaturen im Meer” Es kommt immer anders als man denkt… Trotz genauer Planung, gab es für die beiden Mädels immer wieder eine neue Überraschung und eine Strapaze folgte nach der anderen. Es dauerte nicht lange und schon verflog das anfängliche Strandurlaub-Feeling und die Tortur nahm ihren Lauf. Sowohl Saskia als auch Maria merkten von Tag zu Tag, was sie tagsüber leisteten. Dabei wurden Sieein immer besseres Team. “Man merkt jeden Knochen, der nachts zu lange auf Steinen lag, wir merken alle Stellen, die dauerhaft belastet werden, haben Blasen an den Füßen usw. Doch wir werden nach und nach auch immer eingespielter und die Handgriffe sitzen.”
Und auch das Wetter machte Ihnen zwischenzeitlich sehr zu schaffen. Unter anderem zwang sie ein Sturm dazu eine unfreiwillige Pause von zwei Tagen einzulegen. Als die Fähren wieder fuhren, gelang es ihnen jedoch die verlorene Strecke mit einem richtigen Schiff wieder aufzuholen und das Snorkeladventure in Chora Sfakion fortzusetzen.
“Ganze zwei Tage saßen wir aufgrund von Sturm komplett auf dem Troc
kenen, 2 weitere sind wir zwar ins Wasser gestiegen, kamen aber so gut von der Stelle, wie man sich das bei 30 km/h Gegenwind vorstellen kann.”
Die reinste Tortur Als sie die Strecke planten, hatten sie die Sorge, keine 15 km am Tag zurücklegen zu können. Das klappte jedoch auf Anhieb überraschend gut! Auch wenn sie danach halbtot aus dem Wasser stiegen. Verletzungen durch die Steinstrände, an denen sie teilweise durch die Wellen hinausgeschleudert wurden und starker Sonnenbrand (zumindest bei Maria) erschwerten den beiden Mädels die Tour erheblich. Auch die Stellen an den Füßen, an denen jeden Tag der Flossenrand stundenlang riebt und drückte, verursachte Dauerschmerzen. Das größere Problem waren tatsächlich die eigentlichen Tagesetappen. Sie waren eindeutig länger als geplant, bedingt durch die vielen aneinandergereihten Einbuchtungen, die sich im Vorfeld unmöglich aus den Karten entnehmen ließen. Die langen Steilküsten gönnten ihnen keine Pause. Und auch die eiskalten und teilweise schlaflosen Nächte machten ihnen zwischenzeitlich sehr zu schaffen. Doch nicht nur ihre Füße und Knochen litten unter diesen Extrembedigungen. Allein der Weg ins Wasser war aufgrund hoher Wellen und großer Steine noch schwieriger als gedacht. Irgendwann kam es wie es kommen musste: Saskias Flosse zerbrach. Dank Maria konnte die beiden jedoch auch dieser Zwischenfall nicht aufhalten. Sie wickelte Panzertape um die Flosse und weiter gings! “Da sieht man das Ziel und denkt: “Gott sei Dank, gleich sind wir da” und dann benötigt man noch 1,5 Stunden zum rettenden Land… Die Entfernungen waren vom Meer aus echt total schwierig einzuschätzen. Wir trotzten dem Wind und gingen immer wieder trotzdem ins Wasser. Auch wenn wir eine schlaflose Nacht hatten, denn es war saukalt!““Als die Halbzeit erreicht war, zogen wir eine kleine Bilanz darüber, was wir in den vergangenen Tagen geschafft hatten: Nach 9 Tagen, 103 geschnorchelten Kilometern, 54 Stunden im 23°C kalten Wasser, 1001 Knoten in den Haaren und nur noch 3 funktionierenden Flossen waren 2 Mädels ziemlich fertig aber trotzdem motiviert, weiter zu machen.”
Schleppen statt Schnorcheln Das Snorkeladventure war nicht nur eine große Belastung für die beiden Bremer Mädels. Auch ihr Boot hatte mit den Extrembedingungen ordentlich zu kämpfen. Zu der langen Zeit und der vielen Bewegung im Wasser jeden Tag kam außerdem auch über Wasser noch ungeahnte Schwerstarbeit hinzu: Die wenigsten Strände waren angenehme Sandstrände, wo sich das Boot locker und leicht herausziehen ließ. Im Gegenteil! Nicht selten wurden die beiden samt Boot mit voller Wucht auf groben Steinen nach draußen gespült und mussten zudem Tag für Tag abends ihre 60 Kilo Equipment die Felsen hoch tragen und morgens wieder runter. Ließ es ein Küstenabschnitt gar nicht zu, ins Wasser zu gehen , blieb ihnen nichts anderes übrig als ihre Ausrüstung auch mal eben zehn Minuten durch die Mittagssonne Kretas zu schleppen. Die gute alte Technik… Auch diverse technische Ausfälle waren Teil ihres Trips. Bereits am zweiten Tag ließ sie die Technik im Stich. Sowohl das Internet als auch der Strom wollten einfach nicht so wie sie. So machten sie sich mit Sack und Pack auf durch Kalimbari und suchten nach professioneller Hilfe. Augenblicke, die sie nie mehr vergessen werden… Doch so groß die Strapazen und so schmerzhaft ihre Wunden waren, beide sind sich einig: Es hat sich gelohnt! Wunderschöne Sandstrände, traumhafte Sonnenuntergänge und einsame Buchten übertrafen all ihre Vorstellungen. Alleine in solchen Momenten konnten sie es kaum fassen, in welchem Abenteuer sie sich gerade befanden. “Genervt vom Wind und entmutigt durch die äußeren Umstände, erreichten wir am 12. Tag Plakias, von wo an sich das Blatt wieder wendete: Das Wetter besserte sich, die Wellen schrumpften und der beste Unterwasserteil der Tour wartete darauf, von uns erkundet zu werden. Von teilweise trübem Wasser und karger, dunkelblauer Felslandschaft wandelte sich die Welt unter uns zu 90 Grad abfallenden Steilwänden, umgeben von bunten Fischen, Rochen, Schildkröten, Sepien, Muränen, Oktopoden und der ein oder anderen Angel. Und das alles bei stillem Wasser mit 25 Metern Sicht. Es fühlte sich an, als wollte Kreta uns nochmal für die Anstrengung, die Krämpfe, die kalten Nächte auf Steinen, die vielen Schlücke Salzwasser, die schmerzenden Fußsehnen, das Geschleppe des 60 kg schweren Equipments und die ab und zu aufgetretenen Tiefpunkte entschädigen und sagen: „Hier, das habt ihr euch verdient!“. Schnorchlerischer Höhepunkt waren für uns definitiv die Steilwände zwischen Triopetra und Agios Pavlos.” Ihr Fazit:“Vor unserer Tour bekamen wir viel Zuspruch allerdings auch viel Pessimismus zu spüren. Viele Leute warnten uns vor Unterkühlung, Abtreiben, Überanstrengung und unvorhersehbaren Gefahren. Beim nächsten Mal würden wir sicher ein paar Sachen anders planen wie beispielsweise die Streckenaufteilung und die Jahreszeit und wir würden nie wieder auf Isomatten verzichten. Insgesamt ist unsere ganze Idee allerdings gut aufgegangen und trotz kleiner Rückschläge blieben ernsthafte Probleme aus. Alles in allem schafften wir in dieser Zeit 193 km im Wasser und kamen an Buchten und Riffen vorbei, die normalerweise nur per Privatboot zugänglich sind. Neben der sportlichen Aktivität selbst trafen wir tolle Menschen, viel Großzügigkeit und Hilfsbereitschaft und erlebten ein Abenteuer, das zuvor noch niemand wagte. Zumindest fällt uns niemand ein. Vielleicht treten wir irgendwann nochmal zu einem Snorkeladventure an…”
Wohin es sie als nächstes treibt… So langsam haben Maria und Saskia begriffen, dass ihr Snorkeladventure vorbei ist und sie nun wieder zurück in ihr normales Leben zurückfinden müssen – zumindest vorerst. Außerdem waren sie schon kurz nach ihrer Rückkehr fleißig dabei ihr Filmmaterial auszuwerten, um daraus einen Film entstehen zu lassen. Saskia fliegt im Dezember als Tauchlehrerin auf die Malediven und wird voraussichtlich ein halbes Jahr mit einem Katamaran in der Karibik rumschippern. Eines ist sicher: Ihre Outdoorsport-Herzen schreien bereits jetzt nach dem nächsten Abenteuer. Mal sehen was noch so passiert…