Reisebericht Island – Eis und Wasserfälle

erstellt am: 16. 04. 2020 um 10:40 Uhr

2019 war unsere Kollegin Joana aus Leipzig zusammen mit ihrem Freund Ali im Land aus Eis und Feuer, dem schönen Island unterwegs. Ihr Reisebericht handelt von spannenden Abenteuern und die Bilder sprechen eh für sich. Viel Spaß beim Lesen:
 


Ausblick
Iceandsnow
LandderWasserfälle
Island2019

Island 2019

Dass es für uns nach Island gehen sollte, haben wir schon beschlossen kurz nachdem mein Freund und ich uns kennen gelernt hatten.  Wir sind beide abenteuerlustig und finden die Hotel-Urlaube von der Stange für uns eher unpassend. Daher brauchten wir nicht lange überlegen: der Geländewagen sollte unser Fortbewegungsmittel sein und das Zelt unsere Unterkunft. Viel geplant haben wir im Vornherein nicht. Das Wetter sollte entscheiden, ob wir im – oder gegen den Uhrzeigersinn fahren. Wir hatten zwei Wochen Zeit um die Insel aus Feuer und Eis zu umrunden.
 
Mit unserem Exped Orion III Extreme Zelt, super warmen Schlafsäcken von Mountain Equipment (Xero und Xeros), sowie warmer Kleidung von u. a. Icebreaker, Woolpower und Ortovox waren wir bestens ausgestattet für das noch etwas kühlere Mai-Wetter. Der Sommer beginnt in Island ganz offiziell am 1. Juni. Dieses Datum setzen sich viele Zeltplatzbetreiber als Saisonstart. Das heißt, dass viele der ausgeschriebenen Campingplätze abseits des Golden Circles vor dem 01.06. noch geschlossen sind, was uns schon in unserer dritten Nacht vor ein Problem stellen sollte.
 
Nachdem wir schon einige Must-See- Sehenswürdigkeiten der Ringstraße mitgenommen hatten, ging es an der Südküste am Eyjafjallajökull vorbei. Wir waren auf der dringenden Suche nach einem Schlafplatz. Es wird im Mai kaum noch dunkel, um 22:30 Uhr ist es noch immer hell genug, um seine Umgebung auch ohne Taschen- oder Stirnlampe wahrzunehmen - gute Wetterbedingungen vorausgesetzt. Allerdings hatten wir schon einige Autostunden hinter uns gebracht und es schneite bereits seit ein paar Stunden. Wir waren hungrig und müde und wollten einfach nur noch das Zelt aufbauen, eine Kleinigkeit essen und schlafen.
 

Leider waren sämtliche Campingplätze der Umgebung entweder geschlossen, oder aber gar nicht mehr existent, weil wir scheinbar eine etwas ältere Straßenkarte dabei hatten. Wir fuhren Umwege von etwa 30 Kilometern, die sich in dem tiefen Schneegestöber aber wesentlich länger anfühlten.
 
Die Sicht verschlechterte sich zunehmend. Die Straße war nur noch anhand der ca. 1,5 Meter hohen Begrenzungspfähle erkennbar. Wir wollten das Zelt schon aus Verzweiflung einfach am Straßenrand aufbauen. Andere Verkehrsteilnehmer hatten wir schon seit Stunden nicht mehr gesehen. Leider war der Untergrund dafür gänzlich ungeeignet. Anstatt weiter Wiesen gab es nur schneebedeckte Lava- und Geröllfelder.
 

Zelt

Wir mussten den Rückzug antreten und zu dem Campingplatz zurückfahren, der eigentlich geschlossen war. Leider bot sich uns keine Alternative als dort unerlaubter Weise über den Zaun zu springen und zu nächtigen. Das Waschhaus, was in den Sommermonaten sicherlich gut besucht ist, war natürlich verschlossen. Frisches Wasser bekamen wir entweder aus dem Schnee, den wir uns kurzerhand mit dem Wasserkocher auf tauten, oder aber von dem nahe gelegenen Wasserfall, der in einem glasklaren Bachlauf mündete.
 
Island wird als Reiseziel immer beliebter. Seit 2010 stiegen die Besucherzahlen jährlich um 20 Prozent. Der Golden Circle und auch Teile der Südküste haben darauf gut reagiert und an Sehenswürdigkeiten teilweise kostenpflichtige Parkplätze und Toiletten eingerichtet. Angesichts der weiten Strecken, die man mit dem Auto zurücklegt, gibt es aber noch vergleichsweise wenig Toiletten und Mülleimer. Das ist ein großes Problem, was sich uns nahezu überall an und herumliegendem Abfall, Taschentüchern und Klopapier gezeigt hat. Egal wo wir waren und wo wir mal mussten war uns ein ganz besonders wichtig: leave nothing but footsteps! Man sollte bitte nichts hinterlassen, außer seinen Fußspuren. Ebenso taten wir es auch an unserer „verbotenen“ Schlafstelle. Man sah am nächsten Tag noch deutlich unsere Spuren im Schnee, doch weiter nichts. Wir haben sogar noch etwas von dem Müll mitgenommen, den andere unerwünschte Gäste vor uns haben liegen lassen. Diese Nacht sollte die einzige bleiben, die wir „illegal“ verbracht haben. Leider aber auch die einzige im Schnee.
 



Gletscher und Wasserfälle

Weiter ging es an der Südküste in Richtung Osten, wo wir in einem der beliebtesten Wandergebiete, dem Skaftafell, einige schöne Wasserfälle erkundeten und mit einem Guide den Fallsjökull Gletscher bestiegen. Für mich war es eine atemberaubende Erfahrung. Nicht nur, weil es oft steil bergauf geht, sondern weil ich zum ersten Mal auf einem „Berg aus Eis“ stand. Steigeisen und Eispickel haben uns guten Halt gegeben und die tschechische Bergführerin hat uns stets den sichersten Weg gezeigt und uns viel Wissenswertes über den Gletscher und seine Bewegung erklärt. Zum Beispiel was eine „Gletschermühle“ ist und was es mit den kleinen Gletschermäusen auf sich hat, die es so nur in Island gibt.
 

Eisklettern

In den Ostfjorden machten wir Halt in der kleinen Küstenstadt Seydisfjördur, von wo aus man die Fähre nach Dänemark oder den Faröer Inseln nehmen kann. Die Fahrt in den Fjord hinein war besonders malerisch. Die Straße verlief über den schneebedeckten Pass. Im Winter ist es ein attraktives Skigebiet. Wir hatten den Campingplatz in der Ortschaft nicht auf Anhieb gefunden. So fuhren wir durch die Straßen des eher verschlafenen Örtchens und landeten an einem Industriehafen, der ganz fürchterlich nach Fisch roch.
 
Wir waren schon kurz davor die Passstraße wieder zurück zu fahren, wollten Seydisfjördur aber doch noch eine Chance geben und das war auch gut so. Nachdem wir den Campingplatz gefunden, unser Nachtlager aufgeschlagen und Abendessen vertilgt hatten, machten wir uns auf einen kleinen Spaziergang, der ganz wundervolle Fotos ergab. Der Ort liegt im Tal zweier schroffer Berge, dessen Kuppen schneebedeckt waren. Rund herum flossen kleine Wasserfälle die Hänge herab. Wer Wasserfälle mag wird Island lieben!
 

 
Weiter ging es dann im Inland Richtung Westen in das Myvatn Gebiet. Der „Mückensee“ hat es uns nicht besonders angetan, viel mehr dafür aber die Gegend drum herum: die Geothermalfelder der Krafla. Hier brodelt und blubbert es aus dem Boden und heißer Dampf steigt aus Felsspalten empor. Ein ganz krasser Gegensatz zu dem vor ein paar Tagen bestiegenen Gletscher. Ich war absolut fasziniert die Urkräfte der Erde hier so deutlich zu sehen, zu spüren und zu riechen! Geothermalfelder riechen ganz schön nach Pups! Das sagt einem vorher bloß keiner 😉
 
Wer das ursprüngliche, einsame Island kennenlernen möchte, ist in den Westfjorden am besten aufgehoben. Hier verirren sich – verglichen mit den anderen bekannteren Sehenswürdigkeiten - nur wenig Touristen hin. In Gesprächen mit Einheimischen haben wir erfahren, dass „Islandanfänger“ die Westfjorde eher ausklammern. Umso schöner empfanden wir die Ruhe dort. Sehr wenig Straßenverkehr, schroffe Pisten und beeindruckende Vogelkolonien haben es uns angetan. Ohne weiteres konnten wir am Straßenrand halten, direkt am Wasser unser Mittagessen kochen, ohne dass wir einen anderen Menschen zu Gesicht bekamen.
 

Als Großstadtbewohnerin ist es für mich eine Wonne mich in die Natur zu setzen, die Augen zu schließen und nichts zu hören außer die Geräusche der Brandung, Vogelgezwitscher und Wind. Wind gibt es in Island zur Genüge. Glücklicherweise war es aber nie so schlimm, dass wir Probleme beim Zeltaufbau hatten.
 
Bloß auf Autotüren sollte man gut aufpassen. Die Türen immer mit beiden Händen festhalten beim Öffnen, sonst könnte es passieren, dass die Windkraft die Tür so stark aufhebelt, dass sie danach beschädigt ist. Auch auf leere Verpackungen von z. B. Schokoriegeln oder anderen Snacks sollte man gut aufpassen. Diese werden auch schnell mal aus dem Auto geweht und dann muss man akrobatisch hinterher springen, wenn man seinem Grundsatz treu bleiben möchte.
 
Eine unserer schönsten Nächte war ebenfalls in den Westfjorden. Genauer gesagt am westlichsten Zeltplatz Europas. Dort konnten wir mit direktem Blick auf den Atlantik die Sonne untergehen sehen.
 

Wasserfall-Dusche

 
Da dieses Unterfangen einige Stunden dauert, hatten wir genügend Zeit unsere Kameraausrüstung ein letztes Mal so richtig auf die Probe zu stellen und wunderschöne Aufnahmen einzufangen. Am nächsten Tag hätten wir unsere Akkuleistung gerne verdoppelt, denn am Vogelfelsen Latrabjarg konnten wir gar nicht genug davon kriegen die vielen verschiedenen Vogelarten beim Nisten, Fressen, Füttern und Nestbau zu beobachten. Vor allem die tapsigen Papageientaucher, die (wie ich finde) aussehen wie kleine fliegende Pinguine waren besonders niedlich anzusehen. Ich hatte großes Glück, als einer dieser kleinen Puffins nur noch knapp 1 ½ Meter von mir entfernt hüpfte, während er auf dem Klippenabsatz nach Nistmaterial suchte.
 
An unserem letzten Tag wollten wir gerne den Pingvellir Nationalpark und den wasserspeienden Geysir Strokkur besuchen. Wie ein Kulturschock erwischten uns dort die Menschenmassen. Verständlicherweise sind diese Orte die Touristenmagnete schlechthin. Der Pingvellir ist eins der beliebtesten Ziele, weil er – ebenso wie andere Ziele des Goldes Circles - ohne großen Aufwand in einer Tagestour von Reykjavik aus abgefahren werden kann. Der Pingvellir hat in der Geschichte Islands große Bedeutung. Hier schufen nämlich die Wikinger bereits 930 n. Chr. das erste demokratische Parlament der Welt, was hier unter freiem Himmel stattfand. Heute sieht man noch einige Steinfundamente der Lagerplätze. Sicherlich etwas bekannter ist der Pingvellir Nationalpark wegen der Kontinentalspalte, die durch das auseinander driften der eurasischen und amerikanischen Kontinentalplatten langsam aber stetig immer weiter aufreißt.
 

Wasserfall

Beim Strokkur hätte ich noch viele weitere Stunden damit zubringen können, dem Wasserloch bei seinen Bewegungen, seinem Zucken und Beben zu zusehen. Es heißt er bräche alle 5-10 Minuten aus. Aber nicht der Ausbruch allein ist wahnsinnig spannend, sondern ebenso ist auch der Weg dorthin. Man erkennt genau das Loch im Boden und es scheint, als würde das Wasser kurz vor dem Ausbruch nochmal seine Kräfte sammeln, um dann mit voller Wucht 20-30 Meter hoch in die Luft geschleudert zu werden.
 
Unser Urlaub auf Island war eine ganz wundervolle Erfahrung. Die Kräfte der Erde werden dort so gut sichtbar, wie man sie sonst als „normaler Mitteleuropäer“ nie wahrnehmen würde. Der Fakt, dass tief unter uns die Erde tatsächlich brodelt und wir nichts dagegen unternehmen können, wenn das Erdreich sich dazu entscheidet sich nach Außen zu stülpen, wird einem auf Island erst so richtig bewusst. Island ist die Insel aus Feuer und Eis. Das sieht man nicht nur, wenn man dort ist. Man spürt es auch.

Zusammenfassung Island

Gefahrene Kilometer: 3.800 km
 
Mein liebstes Kleidungsstück: Rab Daunen Jacke (Joana), lange Merinounterhose (Ali)
 
Am meisten genutzt: Gaskocher Optimus Vega (für den Kaffe zwischendurch, Frühstück, Mittag, Abendessen oder Eier kochen, während man auf den Pannendienst wartet)
 
Kälteste Nacht im Zelt: ca. -4-6°C und wir haben nicht gefroren 🙂
 
Kälteste Temperatur tagsüber: gefühlt -3°C
 
Wärmste Temperatur tagsüber: 15°C
 

Panorama




Kommentar schreiben:


Ihr Kommentar:



Willkommen auf elchblog.de – dem Blog für News, Tipps und Tricks aus den Bereichen Outdoor, Trekking, Reisen und Freizeit. Ihr findet hier alles rund um die große Outdoor-Welt. Der Elchblog ist eine Kreation von Unterwegs – unterweg.biz dem bekannten Online Outdoor Shop.