Raus und machen! Christo Foerster im Interview

erstellt am: 14. 09. 2017 um 13:11 Uhr

Christo Foerster Tipp Unterwegs

Während meiner persönlichen Recherche zum Thema „Mikroabenteuer“ bin ich immer wieder auf den Namen „Christo Foerster“ gestoßen. Der Hamburger Motivationstrainer ist im Laufe der vergangenen Jahre nicht nur durch seine Tätigkeiten als Coach, Chefredakteur bekannter Fitness-Magazine und die beiden Werke „NEO NATURE“ sowie „DEIN BESTES ICH“ bekannt geworden, sondern erregt seit einigen Jahren nun auch die Aufmerksamkeit abenteuerlustiger Outdoor-Fans.

 

Als begeisterter Abenteurer, der immer weniger Gelegenheit für die ganz großen Touren fand, beweist er mit seinen Mikroabenteuern, dass oft schon wenige Schritte genügen, um gleich vor der Haustür in eine andere Welt einzutauchen. Eine Welt ohne Terminkalender, Elternabende, Meetings oder ähnliche Verpflichtungen des Alltags. Jedes dieser besonderen Abenteuer erlebt und genießt er jedoch auf seine ganz persönliche Art und Weise: sie sind kurz, lokal und einfach!

Jeder dieser Momente ist geprägt durch seine eigenen „„Spielregeln““: angefangen bei einer Über-Nacht-Rennrad-Tour von Hamburg nach Berlin bis hin zu einer spontanen Übernachtung in seiner Hängematte am Hamburger Containerhafen. Christo zeigt damit, dass keine Weltreisen oder lang geplante Touren nötig sind, um etwas Besonderes zu erleben. Nach dem Motto "Raus und machen!" lockt er die Menschen mittlerweile weltweit aus ihrer Komfortzone. In dem folgenden Interview möchte ich euch Christo näher vorstellen und euch einen kleinen Einblick hinter die Kulissen seines nächsten Werkes „Raus und machen!“ geben.


Christo, bitte sei so lieb und stell dich in ein paar kurzen Sätzen persönlich vor:
„Christo Foerster geht auf Entdeckungsreise.” Das stand auf der Karte, die meine Eltern verschickten, nachdem ich geboren war. Tatsächlich entdecke ich gerne. Als Journalist, als Motivationstrainer und als begeisterter Outdoor-Fan. Übrigens auch als Vater zweier Kinder.

 

Diplom-Sportwissenschaftler, Chefredakteur, Unternehmer, Motivationstrainer, Gründer der Natural Coaching Academy, Speaker und seit 2015 erfolgreicher Buchautor. Wie kam es dazu, dass du dich nach deinem Diplom für die Ausbildung zum Journalisten entschieden hast?

Christo Foerster Vortrag

 

Ich bin während meines Studiums vier Monate auf eigene Faust durch Mittel- und Südamerika gereist. In dieser Zeit reifte der Wunsch, Reportagen zu schreiben und das, was mich an der Welt und ihren Menschen fasziniert und bewegt, in Worte zu fassen. Als ich zurückkam wechselte ich innerhalb meines Studiums an der Deutschen Sporthochschule Köln direkt den Schwerpunkt – von Management zu Medien und Kommunikation. Nach dem Diplom hatte ich das Glück einen Platz an der Journalistenschule zu bekommen. Ich habe auch im Journalismus schon immer das Abenteuer gesehen, die Möglichkeit, rauszugehen und Neues zu entdecken. In meinen Stationen als Redakteur durfte ich das noch. Heute ist der Redaktionsalltag allerdings oft deutlich nüchterner. Ich bin ganz froh, nur noch frei und sporadisch für Zeitschriften zu schreiben.

 

Inwiefern hat dein damaliges Studium den Weg hin zu deiner heutigen Arbeit geprägt?
Ich glaube daran, dass das, was wir heute sind, immer ein Ergebnis dessen ist, was wir in der Vergangenheit erlebt haben, wo wir es erlebt haben und mit wem. Das Sportstudium hat die Bedeutung der Bewegung, die mir schon immer enorm wichtig war, für mich noch einmal auf eine andere Ebene gehoben. Die Zeit auf der Journalistenschule hat mich gelehrt, Menschen jenseits dessen zu verstehen, was die Oberfläche projiziert. Ein sehr persönliches Aha-Erlebnis hatte ich während eines fünftägigen Seminars am Ausbildungszentrum der Vereinten Nationen, in dem Journalisten für den Einsatz in Kriegs- und Krisengebieten vorbereitet wurden: Ich wurde als Geisel verschleppt und spürte auf einmal am eigenen Leib, dass es mehr braucht als ein breites Kreuz, um in Extremsituationen stark zu sein. Die Frage, was genau dieses Mehr ist, bestimmt seitdem meine Arbeit. Ich habe mich ihr von vielen verschiedenen Seiten genähert.

 

Du bist mittlerweile zweifacher Familienvater und der Tag hat nur 24 Stunden. Wie gelingt es dir, die Balance zwischen all deinen beruflichen Tätigkeiten, deiner Familie und dir selbst zu halten?
Ich versuche, gar nicht groß zwischen Work und Life zu unterscheiden. Für mich sind das keine Gegensätze, schließlich gehört die Arbeit ja zum Leben dazu. Ich bin beruflich so frei und flexibel, dass ich mir zum Beispiel oft nachmittags Zeit für meine Kinder nehmen kann. Dafür sitze ich dann natürlich auch mal abends an neuen Projekten. Generell tue ich das, was ich tue, weil ich meine eigenen Bedürfnisse darin gut einbringen kann. Ich sehe es als Herausforderung, den Alltag so zu gestalten, dass wir nicht das Gefühl haben, daraus ausbrechen zu müssen, um zu leben. In diesem Zusammenhang spielen die Mikroabenteuer für mich mittlerweile eine wichtige Rolle. Weil sie mehr Abenteuer in den Alltag bringen.

 

JungleFit Christo Foerster

Junglefit-Training, Wald-Workouts und nun folgt ein Mikroabenteuer dem anderen. Du sprudelst nur so vor Ideen, mit denen du immer wieder neue Aufmerksamkeit erregst. Wieso hast du dich für diese besonderen Freizeitaktivitäten entschieden? Du könntest ja auch einfach den klassischen Weg ins Fitness-Studio wählen und dich dort auspowern.
Ganz einfach: Der Mensch ist Natur. Unser Leben wird zwar sehr von Technologie und anderen künstlichen Dingen bestimmt, aber wir sind Natur. Und deshalb folgt unsere persönliche Entwicklung auch den Regeln der Natur. Diese Erkenntnis ist enorm wichtig, wenn wir unser volles Potenzial entfalten wollen. Im Prinzip müssen wir uns nur ansehen, was Kinder auf der ganzen Welt in ihren ersten Lebensjahren tun, unabhängig voneinander und ohne, dass man ihnen etwas beibringt: Sie entdecken ihre Umgebung spielerisch, sind neugierig, offen, unbekümmert, begeisterungsfähig, voll im Hier und Jetzt, sie klettern, springen, rennen. Das alles liegt in unserer Natur. Wir verlernen es nur meist sehr schnell. Ich halte es für sehr wichtig, diese Fähigkeiten wieder mehr in den Fokus zu rücken. Wenn wir das tun, werden wir stärker, weil wir mehr bei uns selbst sind.

Was genau hat dich zu deinem ersten Mikroabenteuer bewogen?
Ich habe auch früher schon gerne mal spontan kleine Abenteuer erlebt, aber die Aktion, die mich ganz bewusst zum Mikroabenteuer gebracht hat, begann mit einem Telefonat: Vor ein paar Monaten rief mich ein guter Freund aus Berlin an. Wir stellten fest, dass wir uns mal wieder viel zu lange nicht gesehen hatten. Ich entschied dann spontan, dass ich noch am gleichen Nachmittag mit dem Fahrrad losfahren und mich am nächsten Tag mit ihm zum Frühstück am Brandenburger Tor treffen würde. Von meiner Haustür in Hamburg aus waren das 325 Kilometer. Ich fuhr die ganze Nacht durch und um 10 Uhr morgens tranken wir tatsächlich zusammen Kaffee in Berlin. Anschließend stieg ich mit meinem Rad in den Zug und fuhr zurück nach Hamburg. Ich postete ein Foto von mir und meinem Fahrrad am Brandenburger Tor auf Facebook. Plötzlich bekam ich darauf ein riesiges Echo, andere Freunde, aber auch Menschen, die ich nicht kannte, schrieben mir, wie sehr sie das inspirieren würde und dass sie so etwas auch gerne mal machen würden. Ich hatte also nicht nur für mich selbst einen entscheidenden Schritt gemacht.

Hast du mit dieser Erfahrung eine neue Leidenschaft in dir entdeckt?
Eine ganz neue Leidenschaft nicht, schließlich ist auch ein Mikroabenteuer ein Abenteuer. Aber die Wucht der Erkenntnis, wie ich das Thema Abenteuer eben auch angehen kann, ohne auf Grenzerfahrungen verzichten zu müssen, die war für mich schon neu.

Planst du deine Mikroabenteuer im Voraus oder ziehst du eher spontan los?
Beides. Wenn ich ganz alleine losziehe, dann oft sehr spontan. Wenn ich mit Freunden unterwegs bin oder mich ein Fotograf begleitet, planen wir natürlich etwas im Voraus. Das hat aber auch seinen Reiz: Wenn du einen Tag festgelegt hast, dann gehst du nicht mehr danach, ob das Wetter nun gerade passt oder nicht.

Welches wird dein nächstes Mikroabenteuer sein?
Ich möchte gerne mit einem Freund nach Dänemark schwimmen, dort eine Nacht unter freiem Himmel schlafen und am nächsten Tag zurückschwimmen. In der Flensburger Förde ist das eine gar nicht so weite Strecke. Wir müssen uns nur beeilen, bevor die Wassertemperatur zu kalt wird. Und wir brauchen eine Lösung für das Gepäck. Ein Floß, wie wir es auf unserem letzten Trip in der Eifel gebaut haben, möchte ich nicht durch die Ostsee ziehen.

Du begeisterst die Menschen mittlerweile weltweit mit den Berichten und Vorträgen über deine Mikroabenteuer und die Community der spontanen, abenteuerlustigen Outdoor-Fans wächst stetig. Was erwartet die Mikroabenteuer-Fans bald von deiner Seite?
Das Projekt „Raus und machen!” wird langsam, aber stetig wachsen. Es wird neben der Facebook-Seite einen eigenen Youtube-Kanal mit Reportagen, Tipps und Tricks geben. Im Frühjahr wird ein Buch rund um das Thema Mikroabenteuer erscheinen. Es gibt auch die Idee, Live-Events in verschiedenen deutschen Städten zu veranstalten. Ich bin aber ehrlich gesagt auch selbst gespannt, was da noch so alles kommt. Ich habe meine eigenen Vorstellungen, orientiere mich aber auch an dem, was die Menschen interessiert. Und wenn sich zum Beispiel in unserer Mikroabenteuer Community auf Facebook herausstellen würde, dass keiner einen wirklich brauchbaren Biwaksack kennt, dann würde ich darüber nachdenken, wie dieses Problem zu lösen ist, vielleicht auch gemeinsam mit einem Hersteller. Aber es gibt Gott sei Dank durchaus brauchbare Biwaksäcke.

Kannst du mir zum Abschluss dieses Interviews bitte fünf Tipps für das ERSTE Mikroabenteuer nennen?
Beginne mit einer Tagestour, die eine besondere Herausforderung beinhaltet bzw. ein Querdenken erfordert. Sprich: Tue etwas, das du bisher noch nie getan hast. Biege zum Beispiel mit dem Fahrrad an jeder fünften Weggabelung rechts ab. Oder besuche zu Fuß einen Freund, zu dem du sonst nur mit dem Auto fahren würdest. Nächster Schritt: nachts unterwegs sein. Und beim nächsten Mal dann draußen übernachten, ohne Zelt. Wenn du deine Strecke planen willst, dann helfen Outdoor-Apps wie Outdooractive oder Komoot. Diese Apps greifen auf ein Wegenetz zurück, in dem selbst kleinste Pfade verzeichnet sind. Apropos Apps: Um das Wetter zu checken, benutze ich gerne die App Agrarwetter. Die liefert auch Daten zu Taubildung, Bodentemperatur oder Einsetzen der Dämmerung. Versuche, mit so leichter Ausrüstung wie möglich unterwegs zu sein und nimm nur das Nötigste an Nahrungsmitteln mit. Selbst wenn du eine Nacht draußen bist, überlebst du die zur Not auch locker mit Energieriegeln und Wasser. Das Wichtigste: Mach dir keinen Stress. Genieße die Zeit da draußen.

Vielen Dank für das Interview! Es hat wirklich viel Spaß gemacht und ich bin schon sehr gespannt auf dein neues Werk "Raus und machen!"

Zum Abschluss findet ihr hier übrigens noch das neueste Video von Christo zum Thema "Raus und Machen!"

Unterwegs Umfrage Microadventure





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