Radtour Deutschland

erstellt am: 16. 09. 2016 um 8:00 Uhr

In dem folgenden Gastbeitrag erzählen uns Lukas, Markus und Martin von ihrer Tour durch Deutschland. In den Sommerferien machten sie sich mit ihren Rädern auf den rund 1250 km langen Weg von der südlichsten Spitze Deutschland bis nach Sylt.

 

Mit dem Fahrrad vom südlichsten zum nördlichsten Punkt Deutschlands: Nach unserer Kenntnis hat das so noch keiner zuvor gemacht. Grund genug für uns (Lukas, Markus und Martin), sich genau DAS für die Sommerferien vorzunehmen. Letztes Jahr sind wir bereits nach Wien geradelt, allerdings weniger ambitioniert und nicht so konsequent. So haben wir diesmal schon recht früh damit angefangen, die Tour zu planen und uns um ein paar Sponsoren zu bemühen. Der Onlineshop von Unterwegs sponserte uns zwei Lenkertaschen von Ortlieb, welche uns wirklich gute Dienste leisteten. Insgesamt legten wir auf dieser Radtour ca. 1250 km zurück – dafür brauchten wir 10 Tage, wenn man die wetterbedingten Pausen nicht einberechnet.

 

Montag, 1. August 2016 um halb fünf morgens: Die Radtour beginnt mit der Anreise zum südlichsten Punkt Deutschlands, dem Haldenwanger Eck in den Allgäuer Alpen. Nach einem kurzen Frühstück werden die letzten Sachen gepackt und das Rad startklar gemacht. Es geht zuerst nach Neuburg zum Bahnhof. Kurz darauf steigt Markus dazu und unsere Gruppe ist somit vollständig. Am Zeltplatz in Grainau angekommen, bauen wir das Zelt auf und brechen kurze Zeit später zur Zugspitze auf. Oben stellen wir dann leider fest, dass es mit tollen Bildern vorerst nichts wird. Überall ist Nebel, man sieht keine 10 Meter weit und die kurzen Hosen hätten ruhig etwas länger sein können. Das hält uns jedoch nicht davon ab, noch eine Runde mit dem Bob zu fahren. Wieder zurück am Campingplatz gibt es Fleisch vom Grill und Reis aus dem Campingkocher, bevor wir in die Schlafsäcke kriechen.

 

Wir starten am nächsten Morgen Richtung Sonthofen, unserem heutigen Tagesziel. Doch noch vor dem Mittag kommt der - zumindest für mich – größte Tiefschlag der ganzen Radtour, und das noch bevor sie so richtig angefangen hat. Nach einem kleineren, selbstverschuldeten Unfall ist meine Gangschaltung defekt und die Kette gibt auch bald den Geist auf. Wir schieben unsere Räder also etwa 4 km zum nächsten Dorf mit Bahnhof, nur um dort festzustellen, dass der Bahnhof aufgrund aktueller Umbauarbeiten geschlossen ist ... Im nächsten Dorf mit funktionierendem Bahnhof nehmen wir einen Zug nach Murnau, um dort das Rad reparieren zu lassen. Am Abend fahren wir weiter mit dem Zug nach Kempten, wo wir am nächsten Tag die Ladung meines Gepäckträgers ersetzen, die zu allem Überfluss auch noch verloren gegangen war.

 

Von dort aus geht es weiter mit der Bahn nach Oberstdorf, um dann am 4. August mit der eigentlichen Radtour beginnen zu können – die Tage davor dienten ja im Prinzip nur der Anreise. Da unsere Radtour ihren Anfang am südlichsten Punkt hat, müssen die Räder auf das Haldenwanger Eck hoch. Dafür fahren, schieben und tragen wir die Fahrräder 1100 m hoch - zu dem wirklich südlichsten Punkt, der nicht ganz mit dem Haldenwanger Eck übereinstimmt, um dann am Grenzstein 147 eine Fertigsuppe zu kochen und die wirklich schöne Aussicht zu genießen. Klar, man hätte die Räder unten abstellen können, doch es sollte ja eine Radtour von der wirklich südlichsten bis zur wirklich nördlichsten Stelle Deutschlands werden, also nahmen wir auch diese Strapazen auf uns. Damit wir heute noch nach Kempten kommen, packen wir auf dem Zeltplatz schnell alles zusammen und steigen auf die Räder, wo wir spätabends dann gerade noch so einen Platz in einem Hotel bekommen. Zwar muss einer auf der Luftmatratze schlafen, aber immerhin ein trockenes Plätzchen.

 

Bis jetzt war das Wetter noch auf unserer Seite – doch nun fängt es an, uns zu ärgern. Wir sitzen in unserem Hotelzimmer fest und rufen sämtliche Hotels in Kempten an, ob sie noch ein 3-Bett-Zimmer freihätten. Denn leider ist unser Hotel, in dem wir die Nacht verbrachten, schon ausgebucht für die kommende Nacht. So nehmen wir also das letzte Hotel, in dem noch ein Zimmer zu kriegen ist.


Von Kempten aus geht es schließlich weiter nach Ulm auf einer Strecke von rund 95 km. Glücklicherweise verläuft der Großteil der Strecke entlang der Iller, was das Fahren um einiges angenehmer macht. In Ulm angekommen, übernachten wir aufgrund der unklaren Wetterlage wieder in einem Hotel.

 

Der nächste Tag sollte uns einige Schwierigkeiten bringen. Geplant war ursprünglich von Ulm aus 105 km zu einem Zeltplatz in Dinkelsbühl zu radeln. Als wir in der Früh bei gutem Wetter und einer auch ansonsten recht schönen Strecke losfahren, ahnen wir noch nicht, wie sehr wir uns später noch aufregen würden. Am Campingplatz wollen uns die Platzbetreiber partout nicht übernachten lassen – das wäre nur mit einer 18-jährigen Begleitperson möglich. Auch die Einverständniserklärungen unserer Eltern scheinen sie nicht zu interessieren. Also fahren wir weiter Richtung Norden und kochen unterwegs noch ein „Abendessen“, bestehend aus Wiener und Champignons. In Rothenburg ob der Tauber fahren wir schließlich durch die dunkle Altstadt zu einem Hotel, wo wir dann schnell einschlafen.

 

Für heute geben wir Schweinfurt als Ziel in unser GPS ein. Als wir losfahren ist das Wetter gut und es bleibt auch den ganzen Tag so, deswegen denken wir auch gar nicht darüber nach, ein Hotel zu nehmen. Die Gegend ist sehr vom Weinbau geprägt und wir können so manche schöne Aussicht bewundern. Für jede gute Aussicht braucht es allerdings einen Berg und so beginnen wir bei jedem größeren Berg zu schieben, weil diese stets relativ steil sind. Am Zeltplatz dann das nächste Problem: Auch hier erklärt uns der Betreiber, dass wir ohne eine 18-jährige Begleitperson hier nicht zelten dürfen. So setzen wir uns also genervt vor den Campingplatz und suchen schon nach Hotels, als ein nettes Radfahrerpaar ankommt und für uns die „Aufsicht“ übernimmt. Trotz der anfänglichen Probleme war dieser Zeltplatz der schönste. An den gepflegten Grünflächen und den sauberen Sanitäranlagen könnte sich so manch einer ein Beispiel nehmen. Lukas und ich beschließen dann noch, unsere Sachen zu waschen, nur unglücklicherweise braucht man für die Waschmaschine und den Trockner spezielle Chips, also waschen wir im Waschbecken und hängen unsere Sachen über die Nacht auf.


Als wir dann aufwachen und feststellen, dass es regnet, ist die Motivation erst mal im Keller. Das ganze Zelt ist nass. Auch die Wäsche, die wir in der guten Hoffnung, es würde nicht regnen, am Abend draußen aufgehängt haben, ist komplett nass. Wir warten bis etwa 11 Uhr im Zelt, als es endlich aufhört zu regnen und wir unsere Sachen packen können. Weil nun fast alle Kleidungsstücke und das Zelt komplett durchweicht sind, beschließen wir noch einen Tag in Schweinfurt zu bleiben, wobei wir allerdings den Zeltplatz gegen ein Hotel in der Innenstadt tauschen. Diesmal waschen und vor allem trocknen wir unsere Kleidung in einem Waschsalon.
 
Von Schweinfurt aus machen wir uns am nächsten Tag gegen 11 Uhr auf den Weg nach Eisenach und kommen etwa gegen 15 Uhr in Ostheim vor der Rhön an, wo wir unser Mittagessen auf dem Parkplatz vor dem Supermarkt einnehmen. Nicht einig, ob wir es noch nach Eisenach schaffen oder wir lieber ein anderes Ziel anvisieren sollen, erübrigt sich diese Frage schließlich, als wir die grauen Wolken am Himmel sehen. Zu unserem Leidwesen fängt es dann auch noch 5 Minuten zu früh an zu regnen, sodass wir zwar nur kurz im Regen fahren, was aber dennoch ausreicht, um uns komplett zu durchnässen.
 
Auch wenn wir jetzt eine Eintages-Strecke auf zwei Tage aufgeteilt hatten, einfacher und angenehmer wird es dennoch nicht. In Ostheim vor der Rhön wird also wie gestern schon Eisenach als Ziel eingegeben und der Tag beginnt. Schnell stellen wir fest, dass es in Thüringen wohl nichts wird, mit Fahrradwegen, ohne unnötige Umwege fahren zu müssen. Wir fahren also auf Hauptstraßen, teilweise leider auch Bundesstraßen, immer weiter Richtung Norden. Wieder ist uns das Wetter nicht wohlgesonnen, aber zumindest regnet es nicht. Kurz vor Eisenach kommt dann ein ziemlich steiler Berg, wo wir die Räder am Rande einer Bundesstraße hochschieben müssen. Oben angekommen, genießen wir die lange und schnelle Abfahrt, wobei uns andere Radfahrer entgegenkommen - wir sind also nicht die einzigen, die keinen Radweg gefunden haben. In Eisenach schlängeln wir uns durch die Stadt, um dann festzustellen, dass der Stadtrundweg, der uns zum Hotel bringen soll, von der Beschaffenheit etwas an die Trampelpfade auf dem Haldenwanger Eck erinnert. Im Hotel angekommen, laden wir unser Gepäck ab und machen uns sofort auf den Weg zum Supermarkt.


Am nächsten Tag, in der Früh dann die nüchterne Feststellung: Es regnet. Da wir dem Zeitplan ohnehin schon hinterher hängen und nicht unbedingt in Eisenach bleiben wollen, machen wir uns auf den Weg nach Göttingen. Zu diesem Zeitpunkt wissen wir allerdings noch nicht, wie sehr uns der begleitende Regen zu schaffen machen würde. Mit 100 km ist die heutige Strecke eigentlich sogar kürzer als der Durchschnitt, aber die Motivation geht schon nach den ersten Kilometern flöten. Wir kommen an ein paar Dörfern vorbei, von größeren Städten aber ist weit und breit nichts zu sehen. Das einzig Schöne heute sind die gut erhaltenen Fachwerkhäuser. Zum nächsten Supermarkt müssen wir dann einen ordentlichen Umweg in Kauf nehmen, wo noch mit Ostprodukten geworben wird. Auf dem Weg begegnen wir keiner Menschenseele, was bei diesem Wetter jedoch nicht verwunderlich ist. Auch heute fehlt von Fahrradwegen wieder jede Spur und wir sind froh, als wir endlich in Göttingen ankommen. Dort hoffen wir, dass unsere Klamotten bis morgen wenigstens ein bisschen trockener werden und gehen wie jeden Tag zum Einkaufen. Nach einer warmen, ausgiebigen Dusche folgt das, was mittlerweile zu einer Art Ritual geworden ist: Aufs Bett legen, essen und fernsehen.

 

Frisch ausgeruht und erholt geht es nun von Göttingen nach Hannover. Hier merken wir gleich den Unterschied zu gestern: Das Wetter ist gut, die Strecke ist im Vergleich zu den Tagen davor wirklich flach und es gibt wieder Fahrradwege – auch wenn diese oftmals durch die am Straßenrand stehenden Bäume und deren Wurzeln etwas uneben sind. Es geht also zügig voran und wir schaffen es recht entspannt nach Hannover. Dort mieten wir uns wieder in einem Hotel ein und entspannen in der Sauna.

 

Eigentlich war geplant, die Strecke von Hannover nach Hamburg auf zwei Tage aufzuteilen und somit von Hannover zuerst nach Tostedt und anschließend nach Hamburg zu fahren. Um aber einen freien Tag in Hamburg zu haben, entscheiden wir uns, die rund 170 km lange Strecke an einem Tag zu fahren. Gleich nach dem Frühstück gibt es dann die erste Meinungsverschiedenheit: Markus will angesichts der langen Strecke früher losfahren. Als wir uns dann nach ein paar Schwierigkeiten mit dem GPS endlich auf den Weg machen, ist es dann jedoch schon kurz nach 11 Uhr. Einen Weg wie heute hatten wir alle noch nicht gesehen: Es ging, bis auf eine kurze Strecke am Anfang, wirklich die ganze Zeit schnurstracks an einer Bundesstraße entlang. Als wir schließlich am Hamburger Ortsschild ankommen, dämmert es schon. Durch die untergehende Sonne und die vielen Lichter im Hafen bietet sich uns ein wirklich schönes Bild von Hamburg und wir freuen uns schon auf morgen, wenn wir die Stadt anschauen können. Als wir dann endlich das Hotel erreichen, ist es bereits halb 11 in der Nacht.

 

In Hamburg beginnt der Tag mit dem obligatorischen Gang zum Supermarkt und dem daraus resultierenden Frühstück. Danach geht Markus los, um sich einen Friseurtermin zu besorgen und Lukas und ich fahren in Richtung Innenstadt, um uns die Stadt etwas genauer anzusehen. Den restlichen Nachmittag verbringen wir dann am Hafen. Am Abend lassen wir uns auf einem Touristenboot bei Sonnenuntergang durch den Hafen fahren und besichtigen noch das Miniaturwunderland, bevor wir den Rückweg zum Hotel antreten.

 

Etwa 160 km stehen für heute als Strecke fest, um Friedrichstadt zu erreichen, wo wir wieder campen wollen. Auch die offiziell tiefste Landstelle Deutschlands in Neuendorf-Sachsenbande erreichen wir heute. Unterwegs, ca. 60 km vor Ende der heutigen Strecke, bricht dann der Gepäckträger von Lukas auseinander, weshalb Markus dann zusätzlich das Zelt transportieren muss. Als wir am Zeltplatz ankommen, werden wir von unseren Zeltnachbarn freundlich begrüßt: Die kleine Gruppe ist ebenfalls mit dem Fahrrad unterwegs und auch von Hamburg hierhergefahren, allerdings in zwei Tagen. Hier bekommen wir auch den wunderbaren Hamburger Dialekt zu hören, den wir ziemlich unterhaltsam finden. Irgendwann müssen wir uns jedoch von ihnen verabschieden und uns schlafen legen, denn morgen steht uns die letzte Etappe bevor.

 

Am Morgen brechen wir in Richtung Sylt auf. Wir sind schneller als erwartet und können so schon mittags den Zug von Klanxbüll nach Morsum nehmen. Leider gibt es ja noch keinen Radweg zur Insel Sylt. Wir fahren also von Morsum zuerst nach Westerland, wo wir unser Gepäck in einem Schließfach am Bahnhof deponieren und uns für einige Stunden an den Strand legen, um danach die wirklich letzten Kilometer zum nördlichsten Punkt Deutschlands zu fahren: Dem „Ellenbogen“ auf Sylt. Dort stoßen wir auf die gelungene Radtour an und warten dann in Westerland bis um halb 7 in der Früh auf den Zug, der uns nach 17 Tagen Radtour wieder nach Hause bringt.





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