Pfadfinder in Deutschland: Lernen fürs Leben

erstellt am: 10. 11. 2020 um 10:42 Uhr

Lagerfeuer entfachen - Bogenschießen - Zelt aufbauen

Die einen machen es virtuell bei Minecraft, andere lernen viel lieber bei den Pfadfindern, wie es tatsächlich geht. Auch in Hightech-Zeiten besinnen sich Pfadfinder auf die wahren Werte des Lebens und leben den bewussten Umgang mit Natur und Umwelt vor. Doch was machen sie eigentlich genau? Wer kann Pfadfinder werden und lohnt es sich, dabei zu sein? Hier erfährst Du alles, was Du schon immer über Pfadfinder in Deutschland wissen wolltest.

 

Pfadfinder

Was machen Pfadfinder?

Ist ja klar: Die alte Nachbarin sicher über die Straße begleiten, singend am Lagerfeuer sitzen und selbstgemachte Kekse und Limonade verkaufen. Dabei tragen die Pfadfinder alle dieselbe Uniform und haben lässig ein Tuch um den Hals geknotet. Klischee adé! Es gibt sie zwar tatsächlich, die gemütlichen Abende am Lagerfeuer und auch das einheitliche Hemd samt Halstuch (in Deutschland als Kluft bezeichnet). Aber darüber hinaus gibt es noch viel mehr. Pfadfinder schnitzen, paddeln, klettern, pflücken und bauen, sie machen Feuer, leisten Erste Hilfe, wandern, spielen, kochen und lachen mit ihren Freunden. Und doch ist das erlebnisreiche Programm quasi nur die Geschenkverpackung. Denn das, was Pfadfinder bei ihren wöchentlichen Treffen und im Lager lernen, sind Kostbarkeiten fürs Leben. Teamwork, Hilfsbereitschaft, eine offene Weltanschauung, das Erkennen der eigenen Stärken, vielseitiges Interesse und Toleranz gegenüber ihren Mitmenschen.

 

Feuerstelle
Schnitzen

 
Pfadfinderei wird oft mit Kirche und Glaube verknüpft. Letzterer spielt eine bedeutende Rolle bei den Pfadfindern und wird auch vorausgesetzt. Es ist jedoch unerheblich, woran man glaubt. Dem entsprechend gibt es interkonfessionelle Stämme und jene, die einer bestimmten Glaubensrichtung angehören.


Die Welt ein Stück besser machen: Die Geschichte der Pfadfinder

In den frühen 1900er-Jahren verspürte Robert Baden-Powell den Wunsch, Kindern und Jugendlichen der englischen Großstädte die Natur nahezubringen. Er organisierte ein Zeltlager und wollte ihnen damit eine neue Art der Freizeitgestaltung aufzeigen und Freiraum für die eigene Entwicklung bieten. Um die sozialen Klassenunterschiede zu verwischen, trugen die teilnehmenden Jungs im Freizeitlager einheitliche Uniformen. Innerhalb weniger Jahre breitete sich die Pfadfinderentwicklung rasant auf die gesamte Welt aus und bald durften auch Mädchen den Verbänden beitreten. In einem letzten Brief vor seinem Tod 1941 schrieb Baden-Powell: „Versucht, die Welt ein bisschen besser zurückzulassen, als ihr sie vorgefunden habt.“ Ein Leitgedanke, den auch die Pfadfinder und Pfadfinderinnen von heute noch in ihren Herzen tragen.
 

Die Pfadfinderverbände

Heute gibt es in Deutschland fünf große Pfadfinderverbände. Diese haben sich im Ring deutscher Pfadfinderverbände (RdP, männliche Mitglieder) und im Ring Deutscher Pfadfinderinnenverbände (RDP, weibliche Mitglieder) zusammengeschlossen. Sie gehören dem Weltbund der WOSM (World Organisation of Scout Movement) bzw. WAGGS (World Association of Girl Guides and Girl Scouts) an. Zu den fünf Ringverbänden zählen der Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder (BdP), die Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG), die Pfadfinderinnenschaft Sankt Georg (PSG), der Verband Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder (VCP) und der Bund Muslimischer Pfadfinderinnen und Pfadfinder Deutschlands (BMPPD). Daneben existieren noch mehr als 140 weitere Pfadfinderverbände. Sehr große wie der Deutsche Pfadfinderverband (DPV) und zahlreiche kleine Organisationen. Insgesamt sind aktuell rund 260.000 Pfadfinder in Deutschland aktiv.


Pfadfinder und die Natur

Wie auf Knopfdruck verschwinden die Ablenkungen des Alltags, wenn die Mitglieder der Pfadfindergruppe sich auf die Natur einlassen.
 
Der Wechsel von Tag und Nacht, die unterschiedlichen Launen des Wetters, die Klarheit und Selbstheilungskraft der Natur – das alles sind Dinge, die für die Mehrheit der Menschen selbstverständlich geworden sind und über die sich kaum jemand Gedanken macht. Wenn die Pfadfinder und Pfadfinderinnen dem Rascheln der Blätter oder nachts auf dem Rücken liegend nach dem Polarstern und dem Großen Wagen Ausschau halten sind sie eins mit der Natur.
 
Einmal auf den Knopf am Feuerzeug drücken und im Ofen brennt es lichterloh. Einmal am Wasserhahn drehen und das Glas füllt sich mit Wasser. Oh du herrliche moderne Welt! Doch die meisten von uns wären in der Wildnis wohl ziemlich aufgeschmissen. Pfadfinder lernen, wie sie mit einfachsten Hilfsmittel im Freien bestehen. Dabei respektieren sie aber stets die Grenzen der Natur.
 
Diesen achtsamen Umgang mit der Umwelt nehmen sie auch mit nach Hause. Kein Essen verschwenden, Wasser und Strom sparen und mit wenig Materiellem glücklich sein sind erstrebenswerte Lebensgewohnheiten, die aus den Treffen mit den Pfadfinderfreunden entstehen können.

Kinder im Matsch

Pfadfindergruppe

Wer kann in Deutschland Pfadfinder werden?

Kinder ab sechs Jahren sind bei den Pfadfindern herzlich willkommen. Als Wölflinge beginnen sie das Abenteuer Natur und lernen viel Neues kennen. Da verwandeln sich schon mal Tische und Stühle in wackelige Eisschollen, ein Gendarm geht auf Räuberjagd oder die Kids suchen eifrig nach dem Schatz. Spiel und Spaß stehen in dieser Altersgruppe stets im Vordergrund.

 

Bei den Jungpfadfindern mit rund zehn Jahren geht es mit spannenden Erlebnissen weiter. Die Verantwortung gegenüber anderen, aber auch gegenüber sich selbst, nimmt immer mehr Gestalt an.

 
Ab 13 oder 14 Jahren unternehmen die Jugendlichen dann als Pfadfinder viele Ausflüge, arbeiten an Projekten mit, stecken sich Ziele und wachsen als Gemeinschaft zusammen. Das gemeinsame Miteinander und der bewusste Umgang mit der Natur haben nach wie vor einen hohen Stellenwert.

 

Jugendliche und junge Erwachsene von 16 bis 20 Jahren werden als Rover (Jungen) oder Ranger (Mädchen) bezeichnet. In dieser Altersstufe packen sie eigene Projekte an, die von der Planung bis zur Fertigstellung von den Rovern und Rangern selbstständig umgesetzt werden. Die persönliche Zukunftsgestaltung und sich der eigenen Ziele und Spiritualität bewusst zu sein ist ein wichtiger Schritt beim Übertritt vom Jugendlichen zum Erwachsenen.

 

Dass man sich als Pfadfinder und Pfadfinderin auf keinen Fall verstecken muss, zeigen prominente Vorbilder: Beatles-Mitglied Paul McCartney, Fußballprofi David Beckham und Harry Potter-Autorin Joanne K. Rowling waren so wie viele weitere Prominente bei den Pfadfindern.

 

Pfadfinder werden geht heute übrigens ganz einfach: Im Internet sind alle Pfadfinder-Verbände Deutschlands aufgelistet. Dort kannst Du den Verband in Deiner Nähe finden. In Schnupperstunden kann man selbst herausfinden, ob man fortan als Pfadfinder die Freizeit bestreiten möchte. Gründe dafür gibt es jedenfalls gute.


4 gute Gründe, warum es sich lohnt, Pfadfinder zu werden

  • Rein ins Abenteuer: Zelten, schwimmen, paddeln, Ski fahren, Bergsteigen – bei den Pfadfindern erwartet Dich vieles, nur Langeweile suchst Du vergebens. Die regelmäßigen Treffen bieten genug Abwechslung für alle, die nicht gerne daheim rumsitzen. Und sie können sogar eingefleischte Stubenhocker vom PC wegreißen.
  • Machen und lernen: Essen am Lagerfeuer zubereiten, am Felsen klettern und richtig Erste Hilfe leisten: Als Mitglied bei einem Pfadfinderverband werden Dir viele neue Erlebnisse und Lektionen sozusagen auf dem Silbertablett serviert. Trockene Theorie wird dabei hinten angestellt. Wie Du rasch ein Lagerfeuer entzündest oder wie Du den Weg nur mit Kompass und Karte oder den Sternbildern findest, das erlernen Pfadfinder am besten in der Praxis – und zwar ganz ohne moderne Technik.
  • Freundschaften schließen: Nichts schweißt so sehr zusammen wie gemeinsame Abenteuer. Bei den Pfadfindern lernst Du neue Leute kennen. Bei den internationalen Lagern noch viele mehr. Und im Zeitalter von Internet und E-Mail ist es glücklicherweise ein Einfaches, den Kontakt mit Freunden auf der ganzen Welt aufrechtzuerhalten.
  • Soziales Miteinander: Wo mehrere Menschen sind, prallen unterschiedliche Meinungen aufeinander. Bei den gemeinsamen Treffen und Projekten lernen Jugendliche einen gesunden Mittelweg zu finden, damit sie als Teammitglied bestehen. Der achtsame und respektvolle Umgang miteinander und mit der Natur zählt zu den wichtigen Werten, die Pfadfinder im Alltag und in der Freizeit leben.

Neugierig geworden?

Die Pfadfinderverbände freuen sich immer auf neue Mitglieder! Und ganz bald klappt es dann auch mit dem romantischen Lagerfeuer!





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