Neulich in Vietnam
erstellt am: 23. 04. 2013 um 9:51 UhrSchlechte Arbeitsbedingungen, mangelnder Brandschutz, Kinderarbeit – Nachrichten, die immer wieder durch die Medien gehen. Ist meine Outdoor-Ausrüstung auch davon betroffen? Dieser Frage konnte ich bei einem unserer Lieferanten, der Firma Tatonka, beim Besuch der Produktionsstätten in Vietnam nachgehen. 2011 startete Tatonka das open factory Projekt, es ermöglicht interessierten Besuchern, sich die Fabrik in Ho Chi Minh City (Saigon) anzuschauen. Als Händler konnte ich bereits davor bei meiner Vietnam-Reise Einblick nehmen. Insofern ist der Titel "neulich in Vietnam" nicht ganz richtig – klingt aber gut.
Ganz kurz zu mir: ich bin seit über 30 Jahren in der Outdoor-Branche, seit März arbeite ich bei Unterwegs in Duisburg. Mein Motto: my tent is my castle. Auf Fernreisen wie nach Vietnam nehme ich aufgrund der fehlenden Campingplätze doch mal ein Zimmer in einem Hostel.//www.openfactory.tatonka.com/
Mountech
Bei Mountech Co. Ltd. werden die Tatonka Produkte gefertigt. Mountech ist eine Tochter der Tatonka GmbH, was die Kontrolle der Produktion deutlich einfacher macht. Die gängigen Klischees von der Billigproduktion in Asien passen hier nicht. Die Produktionshalle ist groß und hell. Nähmaschinen (ich entdecke auch deutsche Fabrikate) rattern in der Nähstraße, trotzdem kann man sich noch verständigen ohne zu schreien. Mein Erscheinen sorgt für eine gewisse Heiterkeit, ich weiß nicht, ob es sich um Verlegenheit gegenüber dem Besucher oder um Belustigung über die "Langnase", wie wir Europäer genannt werden, handelt. Ich lächele einfach freundlich zurück, das kann ja kein Fehler sein.ory.tatonka.com/
Als "altem Schweden" ist es mir in Saigon generell etwas zu warm, trotz der Ventilatoren an der Decke ist es in der Fabrikation nicht wirklich kühler. Immerhin, die gute Absicht erkenne ich an. Außer mir scheint auch keiner unter der Temperatur zu leiden. An der Produktionslinie werden die Teile aus dem Zuschnitt zum Endprodukt zusammen genäht. Interessant, mal so eine Produktion zu verfolgen. Nach einem Arbeitsschritt wandert das Werkstück einen Platz nach hinten bis am Ende der Kette das fertige Produkt steht.openfactory.tatonka.com/
Mittagspause
Die vietnamesische Küche ist frisch und vielfältig. In der werkseigenen Kantine von Mountech bleibt es mir erspart, an Kreaturen wie Schlangen oder Krokodilen vorbei zu gehen, die in manchen Restaurants meiner Meinung nach nur den Zweck haben, das gute Essen umso mehr zu würdigen. Das kostenfreie Mittagessen ist auch ohne dieses Ritual hervorragend. Wenn es nach mir geht, wird bei unterwegs.biz sofort ein vietnamesischer Koch eingestellt. Danach gibt es erst mal eine Siesta. Die Mittagspause dauert eine Stunde, da bleibt noch Zeit für eine Ruhepause. Das gilt aber nur für die Beschäftigten, nicht für mich.
Verwaltung und Produktionsvorbereitung
Ich muss mir jetzt die Verwaltung ansehen. Immerhin ist es hier klimatisiert, ansonsten sind es halt Büros, nichts Überraschendes. Aufschlussreich finde ich die Informationen über gewerkschaftliche Organisation und innerbetriebliche Mitbestimmung sowie über Arbeits- und Brandschutzmaßnahmen. Schon bei meinem Besuch treffe ich auf Arbeitsbedingungen, die ich so nicht erwartet habe. Inzwischen ist Mountech TÜV-zertifiziert, was zeigt, dass hohe Standards erfüllt werden.
Fazit
Es ist jetzt nicht so, dass ich mich unbedingt auf eine Stelle als Näher bewerben möchte, gemessen an unseren Verhältnissen ist die Arbeitszeit länger und der Urlaub kürzer. Und selbst wenn, hätte ich bei meinen Fähigkeiten an der Nähmaschine wohl keine Chance. Aber die Produktionsbedingungen haben mich positiv beeindruckt. Transparenz ist ja ein gängiges Schlagwort und mit dem open factory – Projekt schafft Tatonka Transparenz.
Wenn ihr mehr erfahren wollt, könnt ihr euch hier informieren: http://www.openfactory.tatonka.com/