Messer & Axt 4. Teil Zwei Beile

erstellt am: 12. 09. 2014 um 9:36 Uhr

In einigen Ländern ist das Wildcampen  und auch das Feuermachen erlaubt. In Schweden zum Beispiel gibt es sogar einige vorbereitete Feuerplätze. Nun kann es einerseits sehr romantisch sein an einem Lagerfeuer, mit der richtigen Person, zu sitzen. Andererseits ist es möglich durch die Feuerbenutzung seine Ausrüstung bei einer Trekkingtour zu reduzieren, da Kocher und Brennstoff zu Hause bleiben können. Und  es hält die meisten Tiere wie den wiedergekehrten Wolf oder Wildschweine vom Lagerplatz fern. Das Fernhalten von wilden Tieren nimmt in entfernteren Gegenden, wie dem afrikanischen Kontinent, übrigens noch an Bedeutung zu.
 

Holz liegt in vielen Gegenden herum und mit etwas Erfahrung findet man auch ausreichend trockenes Holz. Aber ich muss vor Ort Holz zerkleinern können, um ein Feuer zu entzünden und es in der richtigen Größe zu halten. Dafür stelle ich hier zwei geeignete Kandidaten vor:
 

Es geht um das Roselli Beil (36 cm) und um das Gränsfors Wildmarksbeil. Jeder, der sich mit dem Thema Axt und Beil schon beschäftigt hat, weiß, dass es gar nicht so einfach ist, eines unter der Vielzahl von Modellen auszusuchen. Und warum gehe ich nicht einfach in den Baumarkt und kaufe eins von der Stange?
 

Bei den hier vorgestellten Beilen handelt es sich in beiden Fällen um Beile mit einem Kopf aus handgeschmiedetem Kohlenstoffstahl, der auch noch rostet, wenn er nicht gepflegt wird. Und dann kosten die Beile auch noch das X-fache von einem gleich großen Beil aus dem Baumarkt. Zum einen würde auffallen, dass die Beile aus dem Baumarkt schwerer sind. Zum Anderen liegen die Beile aus dem Baumarkt wesentlich schlechter in der Hand. Teilweise haben sie einen Stiel aus Kunststoff, was die Beile bei längeren Arbeiten rutschig macht und das ist wiederum gefährlich. Vor allem dann, wenn man das Beil oder die Axt auf eine Fahrt oder in ein Lager mitnimmt, wo auch Kinder und Jugendliche damit arbeiten sollen. Ich möchte die Ausführung über günstige oder billige Beile hier mit dem Fazit beenden: Billige Beile & Äxte sind einfach qualitativ schlechter.
 

Die beiden vorgestellten Beile sind zum Mitnehmen auf Touren gedacht, das hier geschriebene ist aber genauso auf Äxte für den Hausgebrauch zu beziehen.
 

Beilkopf Wildmarksbeil

Roselli Beilkopf

 
Der erste Eindruck eines handgeschmiedeten  Beils ist häufig seine enorme Schärfe. Das liegt an dem Werkstoff, aus dem der Beilkopf geschmiedet wurde: Kohlenstoffstahl, auch als Carbonstahl bezeichnet. Da diesem Material kein oder kaum Chrom zugefügt wurde, um es rostträge zu machen, ist die Struktur des Stahls wesentlich feiner, als bei rostträgen Stählen. Das macht Kohlenstoffstahl auf der einen Seite sehr elastisch, auf der anderen Seite lässt er sich schärfer schleifen. Wird versucht, einen rostträgen Stahl sehr scharf auszuschleifen, bricht aufgrund der groben Struktur leichter Material aus.
 

Schematische Darstellung von Kohlenstoffstahl & rostträgem Stahl. Rechts erkennt man die groben Chromkarbide in rostträgen Stählen. Chrom macht den Stahl weniger anfällig für Feuchtigkeit und Säuren. Durch die groben Karbide hat der Stahl beim Ausschleifen weniger Seitenhalt und kann daher nicht so scharf geschliffen werden.

 
Ein Schmied nannte mir einmal den Vergleich mit einer Nussschokolade. Wenn man versucht einen Riegel einer Schokolade mit ganzen Nüssen abzubrechen, wird es einem nie gelingen, eine saubere Bruchkante zu bekommen. Sind allerdings nur Nusssplitter verarbeitet oder halt keine Nüsse, ist es kein Problem einen Riegel sehr sauber abzubrechen. Und ebenso verhält es sich bei Kohlenstoffstahl im Verhältnis zu rostträgem Stahl.
 

Je nach Verwendungszweck sind die Köpfe unterschiedlich geschmiedet. Das kann man an dem Profil der Klingenform, aber auch an der Breite des Axtkopfes  erkennen. So sind breitere Axtköpfe wie beim Rosellibeil hervorragend zum Spalten geeignet, schmalere Axtköpfe eher zum Endasten und Späne schneiden. Die schmalere Klinge bleibt leichter beim Holzspalten stecken. Dafür kann man lange Späne und dünnes Anzündholz nur mäßig mit dem breiten Axtkopf herstellen.
 

Das Rosellibeil wird durch den Handballen gehalten

Rosellibeil von oben

 
Der Stiel von einem Beil sollte ergonomisch geformt sein. Holzstiele von billigen Beilen sind häufig gerade oder nur angedeutet geformt. Die Stiele der hier dargestellten Beile sind sehr unterschiedlich geschnitten. Das Wichtigste bei der Form ist, dass das Beil bei der Arbeit nicht aus der Hand rutscht und sich das Werkzeug gut führen lässt. Es lässt sich sehr gut erkennen, dass der Rosellistiel nach hinten ausgeformt ist, während sich der Gränsforsstiel nach vorne verbreitert. Letztendlich bilden beide einen Knauf, mit dem das Beil sicher in der Hand liegt.
 

Das Gewicht im Verhältnis zur Leistung ist sowohl bei dem Wildmarks- als auch beim Rosellibeil überragend, und zieht sich bei Gränsfors durch die komplette Produktpalette. Was ein handgeschmiedetes Beil oder eine Axt durch die Form an Leistung erzeugt, versucht ein einfaches Beil oder einfache Axt durch Gewicht wett zumachen. Wer den ganzen Tag schon mal Holz gehackt hat, weiß, wovon ich spreche. Aber auch nach nur einer Stunde wird jedem bewusst, ob er mit einem 3 kg Spalthammer aus dem Baumarkt gearbeitet hat oder mit der 2,4 kg schweren Spaltaxt von Gränsfors. Denn es wurde garantiert mehr Holz mit der leichteren, handgeschmiedeten Axt gespalten. Ähnlich verhält es sich auch mit den Beilen. Wer plant unterwegs auf Feuer zu kochen, nimmt ein Beil mit, den Rest bietet die Natur. Allerdings wird derjenige auf das Gewicht seines Gepäcks achten, der es selber tragen muss. Und da bieten die beiden hier vorgestellten Beile ein optimales Verhältnis von Funktionalität zum Gewicht.
 

Das Wildmarksbeil von Gränsfors wird durch die letzten beiden Finger sicher in der Hand gehalten

Wildmarksbeil von oben

Roselli Beil 36 cm
Gränsfors Wildmarksbeil





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Messer & Axt 5. Teil Schärfen | Elchblog - hier bloggt der Elch von Unterwegs.biz | am 19. Dezember 2014 um 08:01 Uhr

[…] oder gar 6000′ Körnung) zum letzten Quäntchen Schärfe bringen. Hier möchte ich nochmals darauf hinweisen, dass die maximale zu erzielende Schärfe von der Zusammensetzung des Stahls […]




Axt oder Messer | am 9. Februar 2016 um 10:50 Uhr

Hallo Alex,
toller Artikel. Das Jedermannsrecht finde ich eine super Sache. Allerdings haben die Menschen in manchen Ländern ein gesünderes Verhältnis zur Natur als in anderen. Da kann man dann auf viele Vorschriften und Regelungen verzichten.

Ein Jedermannsrecht in Deutschland kann ich mir leider beim besten Willen nicht vorstellen, auch wenn ich mir es wünschte.

Die Äxte und Beile hast Du sehr gut beschrieben. Eine gute Axt ist ein edles Werkzeug für alle, die gerne draußen in der Wildnis unterwegs sind.

Beste Grüße, Junas




Messer & Axt 5. Teil Schärfen - Elchblog - hier bloggt der Elch von Unterwegs.biz | am 12. November 2018 um 12:04 Uhr

[…] eine 3000'er oder gar 6000' Körnung) zum letzten Quäntchen Schärfe bringen. Hier möchte ich nochmals darauf hinweisen, dass die maximale zu erzielende Schärfe von der Zusammensetzung des Stahls […]



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