Hüttenwanderung im schönen Zillertal

erstellt am: 10. 09. 2015 um 9:45 Uhr

In Hintertux eröffnen Freunde von mir im November seit einigen Jahren die Skisaison. Von wunderbaren Wanderungen im Sommer hatte ihnen Alex, der Chef ihres Stammhotels, schon öfter vorgeschwärmt. Und dieses Jahr im Juli war es dann soweit. Alex hat sich Gedanken gemacht und uns eine Rundwanderung mit 3 Hüttenübernachtungen zusammengestellt. Er bietet seinen Gästen im Sommer auch selbst immer Wandertouren an und kennt die Zillertaler Berge wie seine Westentasche. Selbstverständlich haben wir nach der langen Nachtfahrt erst einmal im Hotel Eden eingecheckt, um uns bei Kaffee und Kuchen und in der Sauna mit Naturschwimmbecken auszuruhen. Das vorzügliche 6-Gänge-Menü und das umfangreiche und leckere Frühstück am nächsten Tag haben wir ausgiebig genossen. Mit dem erhöhten Kalorienverbrauch der nächsten Tage im Hinterkopf, hat das ein oder andere Schmankerl mehr reingepasst. 1. Tag: Tux – Lizumer Hütte
Stoankasern_Buttermilch

Buttermilch und Käseplatte auf der Almkäserei

Bei strahlendem Sonnenschein haben wir uns nach dem obligatorischen Foto vor dem Start auf den Weg gemacht. Laut der Track-Daten sollte die Etappe 8,8 km lang sein mit 1125 Höhenmetern. Es sollte stetig bergauf gehen, über die Junsalm hinauf zum Junsjoch, mit 2484 m der höchste Punkt dieser Etappe. Auf dem Weg liegt die Stoankasern, eine Almkäserei, wo man, wenn man gerade zur richtigen Zeit dort ist, dabei zuschauen kann, wie der leckere Almkäse hergestellt wird. Außerdem gibt es dort frische Buttermilch und leckere Käse-Probierplatten, genau das richtige für die erste Pause! Aufgrund der hohen Temperaturen haben wir uns schweren Herzens dazu entschlossen, lieber keinen Käse mitzunehmen.      
Junsjoch 2484 m

Junsjoch 2484 m

Frisch gestärkt ging es nun zunächst über einen Schotterweg in sanften Serpentinen, dann weiter über schmale Wanderpfade durch saftig grüne Wiesen hinauf zum Junsjoch. Oben angekommen nutzten wir die Pause nicht nur zum Nüsschen futtern sondern auch zum Fotografieren. Es ist immer wieder schön, den ersten Weitblick über die Berge zu genießen und die frische Bergluft einzuatmen. Die Blumenvielfalt der Wiesen ist uns hier besonders ins Auge gefallen, so bunte Almwiesen haben wir selten gesehen. Nach dem Junsjoch ging es dann stetig wieder bergab in Richtung Lizumer Hütte. Von weitem denkt man zunächst es ist ein kleines Dorf, jedoch befinden sich in der Nähe der Hütte Kasernen, die nicht nur vom Österreichischen Heer genutzt werden. Hier führen auch die Nachbarn Übungen durch. In der Woche nach unserem Besuch wurden zum Beispiel Belgier erwartet. So kann es sein, dass bestimmte Areale von Zeit zu Zeit für Wanderer gesperrt sind. Informationen dazu erhält man bei den Hüttenwirten. Wir jedenfalls hatten Glück und konnten uns dort frei bewegen.
Torsee

Füße kühlen im Torsee

  Bei der Ankunft an der Lizumer Hütte war es noch sehr früh. Nachdem wir unsere Bettenlager bezogen und einen leckeren Schokoladenkuchen verputzt hatten, haben wir uns mit etwas leichterem Rucksack auf den Weg zum Torjoch gemacht. Schneller als erwartet hatten wir das Joch erreicht (muss wohl an der Energie vom Schokokuchen gelegen haben) und sind dann noch weiter zum Torsee gewandert. An einer Stelle mit etwas weniger Mücken haben wir erst einmal die Füße ins kühle (nein eiskalte!) Nass gesteckt. Auch wenn die Wanderschuhe noch so bequem sind, ist das einfach herrlich! Wieder an der Hütte angekommen, waren dort mittlerweile auch weitere Wanderer eingetroffen. Und eine Jugendgruppe… diese hat von der resoluten Hüttenwirtin dann auch gelernt, was das Wort “Hüttenruhe” eigentlich bedeutet 😉   2. Tag Lizumer Hütte – Weidener Hütte
Hippoldspitze

Querfeldein

Der zweite Tag war laut unserem Tourenplaner Alex eigentlich eine eher einfachere Wanderung bei der wir aber “die schöne Hippoldspitze” mitnehmen können, wenn wir noch ein paar Höhenmeter machen wollen. Alex hatte die Tour im Kompass Webportal geplant und uns die jeweiligen Etappen ausgedruckt. Wie Anfänger haben wir gedacht: das reicht, da ist ja alles drauf. Dieser Tag sollte uns eines besseren belehren. Nach einer Gehzeit von ca. einer Stunde haben wir am Wegesrand eine Gruppe von einheimischen Frauen getroffen. Die wollten “einmal kurz auf die Hippoldspitze” gehen, sind dort vom Weg abgebogen und eine Bergwiese hochgewandert. Es stand dort kein Schild oder sonst ein Hinweis, aber es gab Markierungen. “Immer hinterher!” haben wir gedacht und sind munter drauflos marschiert. Und obwohl wir nach relativ kurzer Zeit schon keine Markierungen mehr gefunden haben, haben wir uns nicht von unserem Vorhaben abbringen lassen. Den Gipfel (und die Einheimischen) immer im Blick sind wir querfeldein den Berg hochgestapft, auch wenn wir immer wieder festgestellt haben, dass die angeblichen Wege wohl eher die Trampelpfade von Rindern sind.  Auch das ziemlich steile und dabei lockere Geröllfeld sind wir irgendwie kreuz und quer hochgekraxelt. Geschafft haben wir es, und wurden mit einem grandiosen Blick belohnt. Und nun komme ich zurück auf die Geschichte mit dem Ausdruck aus dem Kompass-Portal. Dort oben gab es zwar Schilder, aber auf keinem stand unsere Zielhütte. (Später haben wir herausgefunden, dass die Weidener Hütte auch Nafinghütte genannt wird, ich meine mich zu erinnern, dass das eventuell auf einem der Schilder stand…. hm). Nebenan gab es noch einen weiteren Gipfel und wie es danach weiterging, konnten wir nicht wirklich gut erkennen. Für eine korrekte Orientierung hätten wir natürlich eine Wanderkarte benötigt (die wir sonst bisher IMMER dabei hatten). Da wir uns nicht sicher waren und auch plötzlich niemand mehr da war, den wir hätten fragen können (die einheimischen Wanderinnen waren jedenfalls verschwunden), haben wir uns dann entschlossen, denselben Weg wieder zurückzugehen, da wir von dem Weg, auf dem wir ursprünglich unterwegs waren, wussten, dass es der richtige ist. Gesagt, getan. Den Weg 250 Höhenmeter unter uns im Blick sind wir wieder abgestiegen und haben unseren Weg dann weiter fortgesetzt. Ungefähr eine Stunde später kamen uns doch tatsächlich die einheimischen Damen entgegen! Die waren genauso verwundert wie wir. “Ihr hättet oben einfach über den anderen Gipfel gehen können, dann wärt ihr jetzt schon bei der Hütte und müsstet nicht alle Höhenmeter nochmal erklimmen”. Aha! Ein paar Minuten später kam dann auch das Schild “Hippoldspitze, 15 Minuten”.  Naja… die hier haben andere Wanderer dafür dann auch nicht gesehen:
Wer seid ihr denn?

Wer seid ihr denn?

  3. Tag: Weidener Hütte – Rastkogelhütte Der 3. Tag stand ganz im Zeichen des Rastkogel mit seinen 2762 m Höhe. Alex hatte schon so sehr von dem Panorama dort oben geschwärmt, dass wir ganz schön neugierig waren, ob der Rastkogel hält, was man sich von ihm verspricht. Das Wetter war wie bestellt, Sonnenschein und beste Sicht. Der Rastkogel ist einer der höchsten Gipfel in den Tuxer Alpen und die Wanderung dort hinauf wird als mittelschwer angegeben. Wir machten uns auf den Weg und genossen wieder einmal die farbenfrohen Wiesen. Selbst der Kammweg hoch oben ist noch von Blumen gesäumt, das sieht man eher selten. Nach einem stetigen Aufstieg erreichen wir den Rastkogel und wundern uns, dass hier schon ganz schön viel los. Das erklärt sich aber schnell, denn von Feldberg aus fährt eine Bahn, von der aus es dann nicht mehr ganz so weit ist bis auf den Rastkogel. Zum Glück ist es nicht überfüllt und wir können ganz in Ruhe das Panorama genießen. Der Rastkogel wird seinem Ruf als idealer Aussichtsberg gerecht: die Gletscher des Tuxer Hauptkamms, die Stubaier Alpen und die gesamte Karwendelkette entlang des Inns kann man von hier aus betrachten.
Panorama und Bergspaß

Panorama und Bergspaß

Na gut, hier auch noch ein Panorama:Rastkogel_2

 
Kleiner Gilfert mit Friedenssymbol

Kleiner Gilfert mit Friedenssymbol

Auf dem Weg weiter zur Rastkogelhütte kam uns wieder die Aussage von Alex in den Sinn: wenn ihr noch nicht müde seid, solltet ihr kurz vor der Hütte noch einen kleinen Abstecher zum Kleinen Gilfert machen. Der Weg dorthin ist etwas ganz Besonderes. Dort werden die Weltreligionen mit Zeichen dargestellt und oben auf dem kleinen Gilfert befindet sich ein Friedenssymbol, welches die Weltreligionen vereint. Durchaus sehenswert. Laut Alex sollte es ein Katzensprung sein. Wir haben uns auf den Weg gemacht und immer wieder gedacht, dass das Symbol sicherlich hinter der nächsten Biegung oder hinter der nächsten Kuppe zu sehen sein wird. Der Weg hat sich ziemlich lang hingezogen. Irgendwann haben wir dann das Symbol in weiter Ferne gesehen. Und obwohl keiner von uns besonders religiös oder spirituell angehaucht ist, haben wir uns natürlich entschlossen, nun auch noch den Rest des Weges zu bewältigen. Oben angekommen hatten wir wieder mal einen tollen Ausblick, da es aber mittlerweile recht windig und somit frisch geworden war, haben wir uns nicht lange dort oben aufgehalten. Der Weg zurück war derselbe, allerdings schien er uns jetzt sehr viel kürzer. Manchmal ist das komisch.   4. Tag Abstieg nach Tux
Abstieg

In den Wolken

  Am nächsten Morgen mussten wir dann doch einmal unsere Regenjacken anziehen. Für zwei Stunden waren wir in den tiefliegenden Wolken unterwegs. Es war ja “nur” der Abstiegstag, aber von wegen Abstieg, wir mussten doch noch einige Höhenmeter bergauf machen. Den Spruch vom letzten Jahr: “Es geht immer nur an den Höhenlinien entlang, ehrlich!” haben wir an dem Tag auch mehrfach gehört. Für die 25 km haben wir einige Stunden gebraucht. Die Vesper im Hotel Eden war uns jedoch Ansporn genug. Die Gedanken an Salat und Brot, leckeren Kuchen und Cappuccino und die Aussicht auf den entspannenden Sauna-Aufenthalt haben uns angetrieben. Was uns auch angetrieben hat, waren die penetranten Fliegenschwärme, die nach dem Regen im feuchten Wald auf uns gewartet haben. Wieso müssen die Viecher einem eigentlich immer um den Kopf schwirren? Die Pausen unterwegs waren dementsprechend kurz. Im Hotel Eden angekommen haben wir uns dann aber richtig verwöhnen lassen, die oben erwähnte Vesper, Sauna und abends ein leckeres 6-Gänge-Menü in lockerer und familiärer Atmosphäre waren der krönende Abschluss eines wunderbaren Wanderurlaubs. Und hier noch eine kleine Bildergalerie:  




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