Was Du über unseren deutschen Wald noch nicht wusstest

erstellt am: 10. 05. 2020 um 14:26 Uhr

Wann ist ein Wald eigentlich ein Wald? Wie viel Fläche nehmen Deutschlands Wälder ein, wem gehört er eigentlich und wo finde ich den höchsten Baum? Komm mit uns auf eine Reise durch Deutschlands Wälder! Wir haben einige Fakten ausfindig gemacht, die Du bei Deinem nächsten Waldspaziergang sicher im Kopf haben wirst.


Wann ist der Wald ein Wald?

Laut Gesetz ist ein Deutscher Wald eine mit Forstpflanzen bestockte Grundfläche.
 
Also ist es richtig, dass ich meinen Garten als deutschen Wald betiteln darf, wenn vier Bäume in ihm angesiedelt sind? So leicht ist es nicht: Kleinere Flächen im bebauten Gebiet, wie einzelne Baumgruppen, sind ausgenommen.
 
Nähert man sich der Definition von der ökologischen Seite, kommt man zum selben Entschluss: Ein Wald ist ein vernetztes Sozialgebilde, mit unterschiedlichen Schichten, die sich gegenseitig beeinflussen und oft voneinander abhängig sind. Weiterhin charakteristisch für einen Wald ist sein Klima, welches durch die Vorherrschaft der Bäume entsteht. Dieses Klima kann nur bei einer Mindesthöhe, Mindestfläche und Mindestdichte der Bäume entstehen.
 
Das ist in Deinem Garten womöglich nicht ganz der Fall. 😉 Aber das macht gar nichts, denn einen Wald – der sich auch so nennen darf – findest Du auf jeden Fall ganz in Deiner Nähe:

Sonnenaufgang im Nationalpark Harz

Wie groß ist der Wald in Deutschland?

Aktuell sind 32 % der Fläche Deutschlands – ein Drittel also – mit Wald bedeckt. In Zahlen sind das 11,4 Millionen Hektar. Das ist in etwa ein Gebiet so groß wie das Land Bulgarien. Die vierte Bundeswaldinventur startete am 1. April 2021 und wird bis Dezember 2022 andauern. Alle 10 Jahre wird der Wald genau untersucht, Bäume werden gezählt und sein Zustand unter die Lupe genommen.
 
Hier kannst Du die Ergebnisse der dritten Bundeswaldinventur einsehen.
 
Das Bundesland Bayern besitzt das größte Stück vom Waldkuchen. Es verfügt über die größten Waldflächen mit beispielsweise dem Bayerischen Wald und dem Rainer Wald.
 
Den größten Bewaldungsanteil gemessen an der Landfläche haben wiederum Hessen und Rheinlandpfalz mit 42,3 %. Das ist fast die Hälfte der beiden Bundesländer.

Wie setzt sich der deutsche Wald zusammen?

Der deutsche Wald besteht dabei natürlich nicht nur aus einer einzigen Baumart. Ein Mischwald aus Laub- und Nadelbäumen prägt das Bild. Insgesamt findest Du 76 Baumarten in den deutschen Wäldern. Allen voran, die Fichte mit einem Anteil von 25 %. Gefolgt wird die Fichte von einem weiteren Nadelbaum, der Kiefer mit 22,9 %. Auf Platz 3 folgt ein Laubbaum: 15,8 % der Bäume sind Buchen.

Nadel- und Laubbaum sind übrigens nicht ganz ausgeglichen – aber nah dran:

  • Laubbäume 44,5 %
  • Nadelbäume 55,5 %

Von Natur aus wäre der deutsche Wald heute stark vom Laubbaum – in erster Linie der Rotbuche – geprägt. Doch wie kann es dann sein, dass sich Fichte und Kiefer so stark durchgesetzt haben? Dafür ist der Mensch verantwortlich und das bereits seit Jahrhunderten. Bis ins frühe 19. Jahrhundert wurden viele Wälder übernutzt und kahlgeschlagen. Es kam wie es kommen musste: Die Holznot drohte. Erst jetzt fingen die Menschen an, die angeschlagenen Wälder und Kahlflächen in Form einer nachhaltigen Forstwirtschaft wiederaufzubauen: Mit Hilfe der Fichte und der Kiefer, die nun einen Großteil der Wälder bestimmen.
 

Triberg im Schwarzwald

Wem gehört der deutsche Wald?

In Deutschland gibt es circa 2 Millionen Waldbesitzer. Dabei kann man zwischen drei Arten des Waldbesitzes unterscheiden:

  • Der Staatswald befindet sich im Alleineigentum des Bundes, eines Landes oder einer Stiftung.
  • Der Körperschaftswald befindet sich im Alleineigentum einer Gemeinde oder eines Verbandes.
  • Und der Privatwald befindet sich schlichtweg im Privatbesitz vertreten durch die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände. Das sind übrigens ganze 48 % der Wälder.

Wieso sollten wir Wälder in Deutschland schützen?

Im Jahre 1970 gründete Deutschland seinen ersten Nationalpark: den Bayerischen Wald. Damit legte der Staat den Grundstein für weitere Naturschutzgebiete. Insgesamt findest Du in Deutschland 16 Nationalparks und ganze 13 davon werden im Wesentlichen von Wald geprägt: Zum Beispiel die Nationalparks Harz, Bayerischer Wald, Hainich mit dem Thüringer Wald oder auch der Schwarzwald.
 

Der Wald ist schützenswert und ein wichtiger Bestandteil unserer Erde. Neben den Meeren hat der Wald den größten Einfluss auf das Ökosystem. Gerne nennen wir ihn auch die „Grüne Lunge“. Die Wurzeln und der Waldboden speichern Regen und regulieren dadurch den Wasserhaushalt. Blätter und Nadeln filtern Staub aus der Luft und Bäume verwandeln Kohlendioxid in Sauerstoff. Obendrein sichert ein natürlicher Wald die biologische Vielfalt und das Artenreichtum. Wilde Wälder sind ein Zuhause für Tier und Pflanze. Es ist also von höchster Wichtigkeit die deutschen Wälder zu erhalten und zu schützen.

Welche ist die größte Baumart im deutschen Wald?

Unsere heimischen Laubbäume werden bis zu 40 Meter hoch. Nadelbäume wiederum schaffen es manchmal über 50 Meter. Der höchste Baum Deutschlands steht übrigens auch in einem Wald. Und zwar im Mühlenwald nahe Freiburg. Die 66 Meter hohe Douglasie wurde von den Förstern auf den Namen „Waldtraut” getauft.

Douglasienzapfen

Gut zu wissen! Die Douglasie ist keine heimische Baumart. Der Baum in Freiburg wurde 1913 als dreijähriger Sämling zu Versuchszwecken gepflanzt. Ursprünglich ist die Baumart in Nordamerika beheimatet, wird aber seit Jahren in heimischen Wäldern angepflanzt. Neben ihren hervorragenden Wuchseigenschaften, erhoffen sich Wissenschaftler und Förster in der Douglasie eine robuste Baumart vorzufinden, die den veränderten Bedingungen durch den Klimawandel gewachsen ist.

Den höchsten heimischen Baum Deutschlands findest Du in der Sächsischen Schweiz. Es handelt sich um eine Fichte, die 59 Meter über den Boden empor ragt. Förster schätzen, dass der Baum 300 bis 400 Jahre alt ist. Sie hat also womöglich noch den Dreißigjährigen Krieg im 17. Jahrhundert miterlebt.

Wo steht der älteste Baum Deutschlands?

Der womöglich älteste Baum Deutschlands steht in Hessen. Es handelt sich um eine uralte Sommerlinde, die womöglich weit über 1200 Jahre alt ist. Damit wäre sie circa im 8. Jahrhundert gekeimt! Kaum vorstellbar, oder? Gut möglich also, dass der ein oder andere Ritter bereits an ihr vorbeigaloppierte. Das Alter der Linde ist jedoch gar nicht so leicht einzuschätzen, da der Stamm teilweise verrottet ist und lediglich Teile des eigentlichen Baums erhalten geblieben sind.

Schon gewusst?

Rein Biologisch gesehen kann eine Buche übrigens 250 bis 400 Jahre alt werden. Eichen können weit über 850 Jahre alt werden und eine Fichte schafft es auf „nur“ 300 Jahre. Im Durchschnitt ist der deutsche Wald gerade mal 77 Jahre alt. Das ist recht jung, wenn man bedenkt, wie alt ein Baum im deutschen Wald werden kann. Doch nur die wenigsten Bäume schaffen es in der freien Natur unter den widrigen Bedingungen alt zu werden.

Im Emsland steht übrigens der dickste Baum Deutschlands. Die Tausendjährige Linde von Heede – mit einem Stammumfang von 18 Metern. Man benötigt 12-13 Erwachsene, um den Baum zu umfassen.

Linde in Deutschland

Gibt es in Deutschland noch unberührte, naturnahe Wälder – also Urwälder?

Europa – und somit auch Deutschland – hat ein Problem: Es mangelt an Urwäldern – also unberührten Wäldern. Ein Urwald zeichnet sich dadurch aus, dass der Mensch sich nicht in die natürliche Waldentwicklung einmischt. In der Forstwirtschaft wird beispielsweise totes Holz abgestorbener Bäume aus dem Wald befördert – dieses ist aber enorm wichtig für die Entwicklung des Waldes. Tiere, Flechten, Pilze und Pflanzen sind auf das tote Holz angewiesen und nutzen die abgestorbenen Stämme als Lebensraum. Dies sichert die Artenvielfalt und fördert die natürliche Entwicklung des Ökosystems.
 
Ein Urwald verlangt also nichts weiter, als dass man ihn sich selbst überlässt. Solche Wälder findest Du in Deutschland nicht mehr. Weniger als ein Prozent der Waldfläche ist naturbelassen. Und das auch erst seit wenigen Jahrzehnten. Schon im Mittelalter fing der Mensch an, dem Wald massiv zu schaden. Und auch folgende Kriege, setzten der Natur so zu, dass keine ursprünglichen Wälder mehr existieren. Die heutigen Urwälder sind mit 40 Jahren sehr, sehr jung. Du findest sie in der Sächsischen Schweiz, im Naturwaldreservat Riesloch und im Nationalpark Hainich in Thüringen.
 
An dieser Stelle hätten wir Dir auch gerne ein Ranking der schönsten deutschen Wälder präsentiert. Aber mal ehrlich: Wer sind wir, die Schönheit des Waldes bewerten und in einem Ranking festhalten zu können? Jeder Wald ist auf seine Weise schön und schützenswert. Sei Dir dessen bewusst und genieße doch einfach den Wald in Deiner Nähe – glaube uns: Er ist sicher einer der Schönsten! 🙂
 
Viel Spaß im Wald
wünscht Dein Unterwegs-Team





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