Barfuß laufen – Wie anfangen und warum?

erstellt am: 22. 06. 2020 um 8:00 Uhr

Wahrscheinlich denkst Du bei dieser Überschrift an eine grüne Wiese im Sommer und Sandstrände unter nackten Füßen, aber das Barfußgehen hat noch so viel mehr zu bieten als pures Urlaubsfeeling. Was vor ein paar Jahren als eine Art Trend begann, ist mittlerweile für viele Überzeugung: Barfußgehen tut gut! Dem Fuß, dem Rücken, dem Kopf und dem Alltag. Sogar Sportler schwören auf diese "neue" alte Art zu Gehen.

barfuß

Hier erfährst Du alles zum Thema: barfuß laufen. Wo liegen die Vorteile? Ist es wirklich so gesund? Wer sollte es auf keinen Fall tun und wie kommt man als Anfänger sanft ins Barfußlaufen rein. Auch für Kinder ist das Spielen und Gehen ohne Schuhe eine gute Idee!


Unser Fuß - 28 Knochen auf mehreren Ebenen

Jeder Fuß hat 26 Knochen und zwei Sesambeine. Weil wir nicht kleinlich sein wollen, runden wir auf 28 Knochen auf. Damit macht dieses Paar Füße, das uns unser Leben lang über tausende Kilometer trägt, ein knappes Viertel aller Knochen in unserem Körper aus. Dazu kommen 33 Gelenke und 20 Muskeln, sowie 114 Bänder.

 

Diese Übersicht macht nicht nur hinreichend deutlich, wie anatomisch komplex ein Fuß ist, sondern lässt auch darauf schließen, was er alles kann, wenn er nicht in einem Schuh steckt, der ihm die ganze Arbeit abnimmt.

 

Zudem ist ein Fuß nicht platt - soll heißen, selbst wenn wir darauf stehen, liegt er nicht plan auf dem Boden auf. Es gibt Längs- und Quergewölbe, die eine natürliche Dämpfung erzeugen. Der große Zeh übernimmt dabei die Aufgabe des Stabilisators und dirigiert die Balance des gesamten Körpers.

Fußabdruck im Sand

Lieber barfuß als in einem schlecht sitzenden Schuh?

Es ist allgemein bekannt, dass zu langes Sitzen in der immer gleichen Position nicht gesund für unseren Rücken ist. Jeder, der schon einmal länger an einem Schreibtisch gesessen hat, weiß das. Dabei ist es egal, wie hochwertig der Stuhl ist, oder wie perfekt er auf Deinen Körper angepasst wurde. Eine andauernde Belastung ist immer mit Konsequenzen für unsere Gesundheit verbunden.

 

Gleiches gilt für Schuhe. Orthopäden argumentieren gern gegen High Heels und das zu recht, aber prinzipiell ist jeder Schuh auf lange Sicht gesehen nicht optimal für die Gesundheit unserer Füße.

Blaue High Heels

Schuhe:

  • bieten eine Stützfunktion, die der Fuß nun nicht mehr selbst übernehmen muss, wodurch sich Sehnen und Bänder nicht optimal ausbilden oder gar zurückbilden können
  • übernehmen viele Aufgaben der Fußmuskulatur, die dadurch weniger bis falsch beansprucht wird
  • engen den Fuß ein, was zu Durchblutungsstörungen und Fehlhaltungen führen kann
  • verhindern, dass die natürlichen Dämpfungseigenschaften zum Tragen kommen
  • trainieren uns einen "unnatürlichen" Gang an, der sich auf die gesamte Körperhaltung auswirkt

Wer kürzlich im Urlaub am Strand war, kennt das Problem vielleicht. Zwei Tage auf bloßen Füßen über den Sand spaziert und plötzlich tut einem alles weh: Schienbein, Fußgewölbe und vielleicht sogar die Achillessehne. Ist nicht schön! Aber eigentlich vollkommen natürlich. Unsere Füße haben verlernt ohne Stütze zu funktionieren und sind deswegen ein bisschen unfit.

 
Unsere Füße werden durch andauerndes Schuhetragen:

  • eine geringere Fuß-Muskelkraft aufweisen
  • weniger empfindsam
  • durch verkürzte, bzw. unzureichend gedehnte Bänder und Sehnen weniger flexibel

Wo also liegen die Vorteile des Barfußgehens

Das Barfußlaufen ist - wie Fans so gern sagen: eine natürliche Form der Bewegung.
Wir haben sie nur schlicht verlernt!

Barfuß unterwegs sein:

  • stärkt die Fußmuskulatur
  • hilft dem gesamten Körper dabei eine "neue" Balance zu finden
  • entlastet Rücken und Hüften
  • stärkt das Immunsystem und die Durchblutung
Läufer

Was gibt es zu beachten

Wer schon lange im Alltag nicht mehr barfuß unterwegs war und selbst in Haus und Garten Schuhe trägt, der sollte mit dem Barfußgehen langsam starten. Das ist also der erste Tipp:

  • immer mit der Ruhe

Wenige kleine Trainingseinheiten in der Woche reichen für den Anfang völlig aus. Es dauert eine Weile, bis Fuß und Körper sich an diese Art zu Gehen gewöhnen. Bei Schmerzen sollte man vorerst abbrechen und etwas später erneut sanft starten.

  • einen neuen Gang entwickeln

Mit Schuhen tendieren wir dazu, große Schritte zu machen und mit der Ferse zuerst aufzukommen. Das können wir uns mit nackten Füßen nicht erlauben. Stattdessen sollte man beim Barfußlaufen eher mit dem Mittelfuß aufkommen und so die natürlichen Dämpfungseigenschaften der Fußanatomie nutzen. Die Schrittfrequenz erhöht sich dadurch automatisch. Du wirst also mehr und kleinere Schritte machen. Außerdem wird sich das Körpergewicht und somit deine Haltung verlagern. Da Du wahrscheinlich in Deinem Leben länger mit als ohne Schuhe gelaufen bist, fühlt sich dies am Anfang nicht immer natürlich an, von daher ist Geduld gefragt. Außerdem:

  • erlaube Deinem Körper sich neu zu orientieren

Verkrampfe Dich nicht auf eine bestimmte Haltung, sondern gib dem Bedürfnis deines Körpers nach, sich dem Laufen auf nackten Füßen anzupassen.

  • die Durchblutung fördern und den Fuß schützen

Es gibt viele Menschen, die das ganze Jahr über auf bloßem Fuß durch die Welt gehen, und tatsächlich ist dies im Winter wie im Sommer möglich, denn auf Dauer wird die Durchblutung erhöht und die Abwehrkräfte des gesamten Körpers gestärkt. (Siehe hierfür auch die Erkenntnisse von Sebastian Kneipp.) Um die Füße zu schützen, bieten sich Barfußschuhe an.


Barfußschuhe und Barfußparks

Barfußschuhe sind eine gute Alternative zu nackten Füßen. Sie haben eine besonders dünne Sohle, die die Haut der Fußsohlen vor Verletzungen schützt, den Fuß aber ansonsten kaum stützt. Es fühlt sich also wie barfuss laufen an, mit dem Vorteil, dass es nicht so aussieht, und man ein bisschen sorgenfreier unterwegs ist. Das Tragen von Socken ist nicht vonnöten. Wer dennoch Angst vor Schweißfüßen hat - hier entlang!

 

In Barfußparks kann man sich als Anfänger oder bekennender Barfußgeher an bisher unbekannte Untergründe wagen, durch Matsch laufen oder seine Balance trainieren. Diese Parks finden sich mittlerweile in ganz Deutschland.


Naturtalente: Kinder

Barfuß zu Gehen ist für unsere Kleinen das natürlichste der Welt. Da die Verletzungsgefahr aber außer Haus doch ein bisschen hoch ist, gibt es auch für Kinder wunderbare Barfuß- bzw. Minimalschuhe. Diese haben eine dünne Sohle und bieten den Zehen viel Platz. Der Fuß wird nicht eingeengt, es gibt keinen Absatz und trotzdem einen gewissen Schutz vor allzu spitzen Steinchen.

 

Optimaler lässt sich die natürliche Entwicklung von Kinderfüßen kaum unterstützen!

Kind barfuß

ACHTUNG!

Für wen das Laufen ohne stützenden/schützenden Schuh gar nichts ist und wie es mit bereits vorhandenen Fehlhaltungen aussieht:

 

Diabetikern und unter Arthrose und ähnlichem leidenden Menschen ist vom Barfußlaufen abzuraten. Diabetiker neigen dazu ein geringes Schmerzempfinden und eine schlechte Durchblutung (vor allem in den Beinen) aufzuweisen. Sie würden also wahrscheinlich nicht sofort bemerken, wenn durch eine Überbelastung Schmerzen auftreten, und Verletzungen heilen weniger schnell und gut. Bei strukturellen Problemen, die zur Linderung bereits auf stützende Schuhe oder spezielle Einlagen angewiesen sind, kann zu langes Laufen auf nackten Füßen oder in Barfußschuhen zu einer Verschlechterung des Zustandes führen.

 

Entgegen dazu ist bei Fußfehlstellungen, wie einem Hallux Valgus, das Laufen ohne einengende Schuhe und die damit verbundene Stärkung von Bindegewebe, Muskulatur und Sehnen absolut zu empfehlen und kann zu einer deutlichen Verbesserung führen.


Joggen und Wandern

Das geht! Und ist gesund! Aber eher etwas für Dich, wenn du bereits etwas mehr Erfahrungen im Barfußlaufen hast. Als Läufer, oder Jogger, der bisher immer mit Schuhen trainiert hat, gilt umso mehr, dass man barfuß Laufen lernen muss! Barfuß verlangt Dein Körper nach einem vollkommen anderen Gang, vor allem wenn du sportlich unterwegs bist und Muskeln und Bänder unter Höchstleistung nutzt.





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