Ab nach Island – Ein Reisebericht von Nico und Jasmin

erstellt am: 14. 02. 2014 um 9:30 Uhr

Habt ihr schon einmal Elfen gesehen? Nein? Dann habt Ihr wahrscheinlich noch nicht auf Island danach gesucht. Ihr glaubt nicht an Lichtwesen, Trolle und verborgene Gestalten? Das sehen die meisten Isländer anders. Etwa 80 Prozent der Isländer halten es tatsächlich für möglich, dass es sie gibt und für 5 Prozent ist die Existenz der scheuen Zeitgenossen sogar eine Selbstverständlichkeit. Alles Aberglaube? Nico und Jasmin wollten den Elfen auf die Spur kommen und haben sich auf nach Island gemacht, um danach zu suchen. Worum geht es in dem Projekt? Ohne Wissenschaftliche Hintergedanken, sondern mit unvoreingenommener Naivität, haben sich die beiden auf die Suche begeben. Man sagt, die Gesichter der Wesen erscheinen in Felsen, Wasser und Eisbergen und genau das wollten die Zwei im Bild festhalten. Darüber hinaus hofften sie einen der lokal prominenten Elfenspezialisten wie Sigubjörg Karlsdottir oder Magnus Skarphendinsson treffen zu können. Aus all dem entstand der folgende Reisebericht besonderer Art. Ein Reisebericht für jeden, der noch an Abenteuer glaubt und noch Träume hat. Wer steckt hinter dieser Idee? Zum einen Nico Viets (BA in Medien- und Informatinsmanagement), 31 Jahre alt, aufgewachsen in Frankenbostel. Beruflich tätig im Bereich Aufnahmeleitung bei Film & Fernsehen. Zum anderen Jasmin Decker, 26 Jahre alt (frisch gebackene Kommunikationsdesignerin) aus Fulda. Zur Zeit leben sie beide zusammen in Hamburg. Ihre Affinität für Fotografie und Film üben sie nur zu gerne in der Natur bei Wind und Wetter aus und konnten es daher kaum erwarten, sich diesen jahrelang gehegten Traum endlich zu erfüllen. Und nun viel Spaß beim Lesen! Liebe Elfen, Fiese Elfen Ein Reisebericht von Nico Viets & Jasmin Decker (01.Sep.2013 – 15.Sep.2013) Wenn man sich auf die Suche macht um die sagenumwobenen Elfen Islands zu finden, rechnet man nicht wirklich damit, dass man ihnen auch begegnet. Aber man hofft es natürlich. Man öffnet nicht nur seine Augen sondern auch sich selbst.  
Auf gehts!

Auf gehts!

Tag 1. Ab nach Island… Auf dem Weg zum Flughafen sagt man sich doch immer: “Irgendwas hab ich bestimmt vergessen.” Ja, haben wir, aber zum Glück war es nur das Sprühfläschchen Sagrotan. Fangen die Elfen und Trolle jetzt schon an uns zu ärgern? Das wichtigste haben wir aber dabei: Pässe, Tickets, Führerschein. Als Henkersmahlzeit haben wir uns noch einen Döner geschenkt… da wussten wir noch nicht, dass es nicht der letzte Döner des Tages ist. Ab in den Flieger von HH nach Düsseldorf und dann in schnell beeilt zum nächsten Flieger gen Island. Als wir unsere Reiseflughöhe erreicht haben und die Damen von AirBerlin anfangen Trockene Sandwiches zu verteilen erinnert sich das asiatische pärchen in der Reihe vor uns.” Oh… wir haben doch auch noch was dabei!” und sie packen eine saftige Dönerrolle aus. riecht wie “extra knobi und extra zwiebeln…! Wir kontern mit Tomatensaft. Nachdem unsere Nasen auf Grund von überreizung ihre Aktivität einstellten, schärften sich unsere übrig gebliebenen Sinne und wir erblickten unsere ersten Nordlichter aus den Flugzeugfenstern. was für ein Anblick 🙂 Nach holpriger stürmischer Landung schnallen wir uns unsere 19 Kilo Gepäck auf den Rücken und raus gehts durch den Wind zum Autovermieter. Unser LADA NIVA, den wir übrigens Olga taufen, hat den Scharm und Geruch eines russischen Busbahnhofs und die Eleganz und das Feingefühl einer Ukrainischen Gewichtheberin. Egal. Olga stampft und vibriert uns über die dunklen Straßen nach Grindavik. Zwischen Windböen und Schauern bauen wir unser Nachtlager auf und freuen uns auf die erste Nacht unter isländischem Himmel. Dass uns die Elfen bereits einen ersten Streich gespielt hatten, sollen wir erst zwei Tage später merken. Spruch des Tages: Thank you for choosing Air Berlin with Zwiebeln, Knobisauce und mit Scharf!    
Island

Island

Tag 2. Lagunen… Höhlen… Batterien… Der Wind, der das Zelt schüttelt und rüttelt weckt uns an unserem ersten Morgen auf Island. Wir müssen erstmal richtig ankommen. Und das Bedeutet: Proviant und sonstiges Material einkaufen, dass nicht mit in den Flieger ging (es ist gar nicht so einfach in Island gewöhnlichen Spiritus für unseren Kocher zu finden). Und ganz wichtig ist natürlich erst einmal runter zu kommen und den Stress und die Rückenschmerzen, die wir in den letzten Monaten fleißig kultiviert hatten, abzuschütteln. Wo geht das wohl besser als in der Blauen Lagune. Über Stunden lassen wir uns durch das heiße Wasser treiben, uns durchkneten und die Seele baumeln. Als wir danach zu unserem Auto zurück kommen, stellen wir fest: der nächste Streich der Elfen; Sie hatten das Licht am Auto eingeschaltet während wir planschten. Batterie leer. Zum Glück befinden wir uns noch im belebten Teil der Insel und müssen nur 1 Stunde auf Hilfe warten. Alles nicht so tragisch… wir sind ja jetzt total entspannt 😉 Und während wir auf dem Weg von der Blauen Lagune die ersten Lava Höhlen finden und hinabklettern, freuen wir uns auf das, was die Insel und die Elfen noch alles für uns bereithalten….. Nachtlager: Hveragerdi…. im Schutze einiger Sträucher und Büsche schlagen wir unser Lager auf. Gute Nacht Island, Elfen und Autobatterien…..  
Tag 3 der Islandreise

Tag 3 der Islandreise

Tag 3. High Speed… High Tech… und liebe Elfen… Der erste Blick aus dem Zelt verspricht einen wunderschönen Tag mit nicht einer Wolke am blauen Himmel, der hier etwas blauer zu sein scheint als bei uns. Doch schon zwei Stunden später, als wir auf dem Vulkankrater Kerid herumklettern machen wir Bekanntschaft mit dem Isländischen Wetter. Sonne… Wind… Regen… Sonne… Regenbogen… Wolken… Regen… Regenbogen… Sonne… und das wiederholte sich mehrmals pro Stunde. Glücklicherweise sind wir gut ausgerüstet. Nachdem wir verträumt den Blick über die Landschaft schweifen ließen brauchen wir Kontrastprogramm. Wir setzen uns in das Boot eines Vikingers; ein Speedboot… mit dem wir bei 85 km/h auf dem wilden Hvita Fluß immer wieder nur um Haaresbreite an dessen Felswänden vorbei schießen, übers Wildwasser springen, fast aus dem Boot geschleudert werden, 360 Grad wenden schüttelt uns und der Helm wird uns vom Druck des Fahrtwindes fast vom Kopf gerissen. Adrenalinschub…. noch eine Stunde danach bleibt uns wie eingemeißelt ein Grinsen auf dem Gesicht. Quasi um die Ecke befindet sich das Weltberühmte Thermalfeld auf dem einst der große Geysir in Regelmäßigen Abständen sein heißes Wasser an die Oberfläche spuckte. Jetzt tut das sein kleiner Bruder Strokkur, dessen Anblick wir uns mit einer Busladung Spanier teilen. Trotzdem der richtige Moment um mal ein paar Fotos vom Stativ zu schießen, denken wir uns. Erst jetzt merken wir dass sich die Tasche mit Stativ und unserer mini-Steadycam im Flieger vom Rucksack gelöst haben muss; alles weg 🙁 Wir beschließen uns nicht entmutigen zu lassen… auch wenn dass möglicherweise der nächste Streich der Elfen war. Aber es gibt nicht nur böse sondern auch gute Elfen. Während wir so durchs Thermalgebiet schlendern und zwischendurch noch durch die dort installierte Webcam in die Heimat winken (Technik die begeistert) sehen wir ein einsames Stativ herumstehen. Fast zwei Stunden lang kommen und gehen Spanier, Japaner und Amerikaner…. wir bleiben… und auch das Stativ bleibt. Ein Geschenk der guten Elfen, die uns damit am selben Abend traumhafte Aufnahmen am Gullfoss ermöglichen. Danke liebe Elfen!!! Nach abenteuerlicher Kletterrunde am Gullfoss mit schwerem neuen Stativ gehts durch die Nacht nach Seljalandsfoss. In absoluter Dunkelheit stellen wir unser Zelt auf. Wir hören Schafe und, wie wir glauben, den Wind in den Baumkronen eines nahegelegenen Waldes… am nächsten morgen werden wir überrascht sein!!!!  
Einfach nur schön!

Einfach nur schön!

Tag 4. Somewhere over the Rainbow. Typisch isländisch werden wir geweckt, von einer Herde Schafe, die unser Zelt umzingeln: Guten Määäähgen. Nachdem selbst die ambitioniertesten Kommunikationsversuche scheitern und die Wollknäul an uns vorbei ziehen merken wir erst wo wir unser Zelt aufgestellt hatten: Auf einer Schafweide direkt am Fuße des Seljalandfoss. Er und die vielen anderen kleinen und großen Wasserfälle neben denen wir schliefen waren Urheber des nächtlichen Rauschens. Einer schöner als der Andere, klein, fein, verborgen in Schluchten, groß und alle einzigartig schön. Zum Frühstück nutzen wir die Vorteile des zunehmenden Tourismus und speisen einen Hot Dog an der wasserfalleigenen Wurstbude. Schmeckt irgendwie nach traurigem Hammel. Mit vergangenem Appetit folgen wir den unzähligen Regenbögen zum Skogafoss, der plötzlich hinter einer Kurve auftaucht. Bis nach ganz oben klettern wir, abseits des Weges und erblicken das Gesicht eines Elfen aus Fels, Moos und Gräsern, das unermüdlich auf die niderstürzenden Wassermassen blickt. Trotz reizüberflutung beschließen wir das dritte Ziel des Tages zu erreichen: Das Flugzeugwrack einer 1973 notgelandeten Douglas C-117-D. Eine gute Stunde wandern wir durch den Sander Richtung Küste, durchqueren einen Fluss und sind nach 5 Regenschauern und 5 Regenbögen angekommen. Ganz allein sind wir mit diesem aussergewöhnlichen Fotomotiv. Genau so atemberaubend ist das Bergpanorama das sich uns bietet. Glücklicherweise wollen wir gerade unseren Rückweg antreten als ein Superjeep über die Dünen brettert un unsere Dreisamkeit stört. Auf dem Weg zurück zur Ringstrasse lernen wir noch, dass eine Abkürzung nicht immer eine Abkürzung ist und auch mal doppelt so lang sein kann. Wir folgen der Straße gen Osten und sind zum richtigsten Zeitpunkt am Felsen Dyrholaey. Wir genießen den atemberaubensten Blick am schönsten Leuchtturm bei schönstem Sonnenuntergang und merken, dass uns schon am 4 Tag die Superlative ausgehen um diese Insel zu beschreiben. Die sternenklare Nacht verbringen wir auf einem Campingplatz an der Ringstraße. Friedlich werden wir vom schnarchen unseres Nachbarn in den Schlaf gewogen und träumen von Regenbögen.  
Eis soweit das Auge reicht...

Eis soweit das Auge reicht…

Tag 5. Eis Eis Baby Während unser Nachbar noch schnarcht hüpfen wir hellwach in den neuen kalten Tag. Die sternenklare Nacht gab uns, mit Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt, die Gelegenheit die Grenzen unserer Schlafsäcke auszutesten; alles noch dran, nix abgefroren! Das Tagesziel isl der Gletschersee Jökulsarlon. Während wir noch die gewaltigen Klippen des Südens bewundern, erblicken wir plötzlich und zum ersten mal den Vatnajökull, den größten Gletscher Europas. Der Anblick ist atemberaubend. Nicht eine einzige Wolke versperrt uns den Blick. Wir verlassen die Ringstrasse und fahren über einen holprigen Pfad zum Fuße des Svinafellsjökull. Eine verhältnismäßig kleine Gletscherzunge auf der eine Wandergruppe trotzdem aussieht wie eine winzige Flohfamilie auf einem verdammt großen weißen Hund. Wir klettern am Rande der Eismassen, wir ritzen unsere Namen in die Felswand, wir schießen 100 Fotos, wir Sonnen uns unter wolkenlosem Himmel. Unser antikes Gefährt bringt uns weiter richtung Osten nach Breidarlon, dem kleinen Bruder von Jökulsarlon. Eine traumhafte Gletscherlagune die wir uns nicht mit vielen anderen Touristen teilen müssen. Nur ein Helikopter jagt im Tiefflug über unsere Köpfe hinweg und wird in der Ferne zu einem schwarzen Pünktchen vor einer gigantischen Kulisse aus Eis und Schnee. Wir fischen uns ein paar Stücke Eis aus dem glasklaren Wasser und lutschen ein 4000 Jahre altes Eis. Leckaaa!!!!! An Jökulsarlon sehen wir den Robben zu und genießen einen atemberaubenden Sonnenuntergang. Eisblöcke werden an den schwarzen Strand gespült. Aber warum riecht es hier nach Orange und Wassermelone? Unser Abendessen kochen wir uns direkt am Strand bevor wir nach Höfn weiter fahren, wo wir unser Nachtlager aufbauen. Der Tag war… im wahrsten Sinne des Wortes… COOL!!!  
Wer hier nicht vom Reisefieber gepackt wird...

Wer hier nicht vom Reisefieber gepackt wird…

Tag 6. Foto vs. Realität In Höfn genießen wir wieder die Errungenschaften der Zivilisation und entspannen uns im örtlichen Freibad, wo wir uns in verschiedenen Hotpots mehrfach durchgaren lassen. Ziel des Tages ist Seydisfjördur, der östlichste Punkt unserer Reise und einer der östlichsten Orte Islands mit unglaublichen 717 Einwohnern. Wir folgen der Ringstraße die uns in die Ostfjorde führt. Links und rechts der Strasse reichen die schroffen Felswände bis in die Wolken und erinnern uns an Szenen aus “Herr der Ringe” und lässt uns glauben wir wären auf dem Weg nach Mordor. Eine Felsformation sieht aus wie die Überreste einer alten Festungsmauer an deren Ende zwei Türme aufragen. In der Nähe treffen wir auf ein einsames Rentier beim grasen. Und wieder erkennen wir, dass es sich lohnt einfach mal wahllos abzubiegen. Wir stellen unsere Olga auf einer steilen Straße ab, natürlich nicht ohne die marode Handbremse mit einem Stein hinterm Reifen zu unterstützen, und starten auch hier eine kleine Klettertour bei der wir einen versteckten, kleinen aber wunderschönen Wasserfall finden. Weiter auf der Ringstrasse, die hier nicht mehr asphaltiert ist, kommen wir an eine Abzweigung, an der ein ziemlich verbogenes Schild gen Seydisfjördur weist. Aber welche Strasse ist die richtige? Wir entscheiden uns natürlich für die Falsche und machen erste Bekanntschaft mit dem Hochland und Olga darf zeigen was unter ihrer russischen Haut steckt. Wir finden zurück auf die Route 1 und cruisen entlag des Lagarfljöt, dessen, für isländische Verhältnisse, baumreiche Landschaft uns an Alaska oder Kanada erinnert. Über Serpentinen schrauben wir uns die Berge hoch und erleben wieder einmal einen atemberaubenden Sonnenuntergang. Im letzten Licht des Tages erreichen wir unser Etappenziel, wo uns ein freundlicher Schotte bescheinigt: “Cool Car. You’re traveling with style!” Während wir, eingekuschelt in unsere Schlafsäcke die Bilder des Tages betrachten, merken wir, dass unsere Fotos nur schwerlich die imposanten Dimensionen dieser überwältigenden Landschaften und Panoramen abbilden können. Realität 1-0 Fotografie.  
Am 7. Tag

Am 7. Tag

Tag 7. The Olga has landed !!! Für den heutigen Tag haben wir uns das Hochland vorgenommen. Der Tank ist voll, der Reservekanister auch. Nach 150km Route 1 weist ein unscheinbares Schild gen Askja: 81 km. Ab hier trennen wir uns von Opel Corsas, VW Polos und Ford Fiestas; jetzt ist die Zeit für richtige 4×4 Autos gekommen. Dieser Tag ist Olgas Tag. Ab gehts auf die Hochlandpisten. Zu Anfang gehts gefühlte Ewigkeiten geradeaus auf einer mit Schlaglöchern und Felsen übersäten Schotterpiste quer durch eine schwarze mondgleiche Wüste bei bestem Wetter. Schon Bald kommt, worauf wir und Olga uns schon seit beginn der Reise freuen: Die erste Furt. Und ab dafür, durch die Fluten und weiter. An diesem Tag reisen wir nicht nur durchs Isländische Hochland sonder zum Mond, zum Mars und der Rest sieht auch aus wie fremdartige Planeten aus Science Fiction Filmen und Endzeit-Dramen. Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von sagenhaften 25 km/h nähern wir uns Askja. die letzten Kilometer legen wir zu Fuß zurück. Wir würden uns nicht wundern, wenn uns jemand im Raumanzug über den Weg läuft; so stellen wir uns eine fremde Welt vor. Der Geruch von Schwefel leitet uns zum Explosionskrater Viti, dessen türkises, 30 Grad warmes Wasser noch fantastischer aussieht als auf den Fotos die uns hierher gelockt hatten. Wir können dank Reservekanister den Rückweg antreten. Auf anderer Route. durch noch mehr Flüsse und durch noch härteres Gelände. Olga frisst sich durch Sanddünen, Schlaglöcher und nimmt jede Steigung mit Links. Auch als uns ein Sandsturm, der schon den ganzen Tag als dunkle Wolke in der Ferne lauerte, erreicht, schnauft Olga weiter richtung Zivilisation. Die sollen wir heute aber nicht mehr erreichen. Um uns wird es Nacht und die Piste scheint kein Ende zu nehmen. Der Wind wird immer Stärker und Olga immer schwächer. Die Gänge machen was sie wollen und fliegen bei jedem neuen Schlagloch raus. Es ist mittlerweile so dunkel, dass wir die Hand vor Augen nicht sehen können und die Sturmböen schütteln uns. Wir kommen mit letztem keuchen und ohne wirklich funktionierendem Getriebe am Dettifoss an und beschließen die Nacht im Auto zu verbringen. Es wird die letzte Nacht mit Olga sein…  
Weiter gehts...

Weiter gehts…

Tag 8. Als Olga Oleg wurde Zerknautscht werden wir wach. Was nicht heißen soll, dass wir wirklich geschlafen haben. Windböen haben die Nacht hindurch das Auto, das heute Nacht unsere Herberge war, durchgeschüttelt und gesandstrahlt. Aber endlich können wir wieder etwas sehen; und was wir sehen ist der Dettifoss, der mächtigste Wasserfall Europas. Nur 200 Meter von uns entfernt stürzen die Wassermassen des Jökulsa a Fjöllum donnernd in die Tiefe und scheinen die Erde unter unseren Füßen zum beben zu bringen. Nachdem wir wieder unseres Atems beraubt wurden, versuchen wir Olga wieder zu erwecken; für Ihre letzte Fahrt. Mit Mühe schleppt sie sich bis zu einer Werkstatt nach Myvatn. Der wortkarge aber freundliche Isländer Karl bescheinigt uns nach 3 Meter rückwärtsrollen bereits: “You are going nowhere with this car!” Glücklicherweise schlummert dort, nur wenige Meter von der erschöpften Olga, unter einer Schlammschicht, das Herz von Oleg, ein junger agiler Lada Niva, der uns ab jetzt begleiten soll. Wir werfen Olga einen letzten sehnsüchtigen Blick voller Erinnerungen zu, wissen das mit ihr alles Gut wird und biegen um die Kurve Richtung Thermalfeld Namaskard. Nachdem wir wieder Schwefel geschnuppert haben gehts nach Dimmuborgir. eigentlich wollten wir noch in den Hotpot, der sich in einer Höhle unweit des Lavafeldes befindet, aber leider sind Teile der Hölendecke eingestürzt und der Sprung ins Wasser wäre lebensgefährlich. Also krabbeln wir wieder ans Tageslicht und Wandern durch Dimmuborgir, wo die Lavalandschaft mit der Natur eine fabelhafte Symbiose eingeht… so hatten wir es mal ineinem Reiseführer gelesen. Stimmt. Nach dieser Symbiotischen erfahrung umkreisen wir das türkis schimmernde Wasser des Myvatn. Karibesche Gedanken umschweifen uns und die unzähligen Krater die aus dem See empor steigen führen uns abermals vor Augen, dass wir hier nicht Irgendwo, sondern an einem der schönsten Orte der Erde sind. Kurz vor Dämmerung erreichen wir Akureyri. Mit 17.000 Einwohnern für uns mittlerweile eine Großstadt. Heute abend verzichten wir auf YumYum und geniesen Isländische Gastfreundschaft. Mit vollem Magen campieren wir am Berg über den langsam erlöschenden Lichtern der Stadt.   Tag 9. Hottehü im Zuckerrausch Am Morgen saugen wir noch ein bisschen Zivilisation auf, indem wir uns Akureyri ansehen. Wir schlendern durch Ateliers und urige Geschäfte, kaufen eine gewaltige Menge Ansichtskarten und entdecken die Islenska Hamborgarafabrikkan, die den Wahrscheinlich besten Burger der Insel anbieten. Mit runden Burgerbäuchen gehts wieder on the Road. Tagesziel Hvammstangi. Auf dem Weg dorthin besuchen wir das Museumsdorf in Glaumbaer. Lustige kleine Häuschen mit Wänden und Dächern aus Graßsoden. Nach einem Exkurs durch Isländische Architektur und Geschichte gehts weiter und wir umkreisen die Landzuge Vatnsnes. Abseits der Ringstraße verringert sich der Verkehr auf Null und wir haben alle Schlaglöcher ganz für uns allein. Die Einsamkeit teilen wir uns mit ein paar Schafen, die seltsamerweise immer (fast immer) in Dreiergruppen unterwegs sind. Nach der millionsten Bergkuppe taucht vor uns und mitten auf dem, was der Isländer Straße nennt, eine Herde Islandpferde auf. Die meisten stürmen davon aber eines ist so neugierig, dass es seinen Kopf durchs Fenster steckt um an unsere Müsliriegel zu kommen. Aber wir bestechen den Vierbeiner natürlich gerne und dürfen dafür auch noch reichlich Streicheleinheiten verabreichen. Im Sonnenuntergang und im perfekten Licht der blauen Stunde machen wir die wohl kitschigsten Fotos der Reise; Pferde im Sonnenuntergang und was sich sonst noch so die gemeine Wendyleserin wünscht. In dunkler Nacht und bei klitzekleinem Nordlicht kommen wir in Hvammstangi an, wo wir unser Zelt aufschlagen. Die Pferde schlafen bestimmt auch schon, ausser das eine mit dem Müslizuckerschock.   Tag 10. I am Icelandic !!! Als wir aus dem Zelt Krabbeln kizelt die frühe Morgensonne unsere Nasen. Es sollte das letzte mal sein, dass wir heute die Sonne sehen. Nachdem wir noch immer keine Elfen und Trolle gefunden haben, aber sehr wohl ihre Anwesenheit gespürt haben (Bspw. die Sache mit dem Stativ) müssen wir heute die sein, die Gutes tun. Ein Schwedisches Mädel hats am Verdauungstrakt und benötigt all unsere Medizinische Fachkenntnis. Jahrelanges “Emergency Room”, “Scrubs” und “Familie Dr. Kleist” gucken zahlen sich nun endlich aus und wir spendieren einen Teil unseres umfangreichen Medikamentenvorrats. Los gehts gen Saefellsnes, einer Halbinsel im Westen Islands. Kurz vor Stykkisholmur wollen wir eigentlich nur eine kurze Pause machen, als wir in der Ferne ein Schiffswrack entdecken. Wir packen unsere Kamera ein und machen uns, trotz einer erfurchtgebietenden Schlechtwetterfront, die aus Süden auf uns zu rollt, auf den Weg. Wir durchqueren sumpfige Wiesen, die von unzähligen Bächen durchzogen sind. Mit drei feuchten und einem verknaxten Fuß erreichen wir die Küste und kommen bis auf ein paar hundert Meter ans Wrack heran. Wir freuen uns über tolle Fotos. Ganz besonders, weil wir dieses Wrack noch nirgendwo vorher gesehen hatten. Die meisten Motive kennt man schon aus Reiseführern oder aus dem Internet, wo immer wieder Bilder der Gleichen Wasserfälle und Gletscher kursieren; Aber dieses Motiv war neu, und deshalb etwas ganz Besonderes. In letzter Sekunde schaffen wir es zum rettendem Auto bevor der Sturm losbricht. Böen und Regensalven reißen den kleinen Oleg fast von der Straße. Unsere Fotosession am Kirjufell muss wohl ausfallen. Als wir dort ankommen und uns am Wasserfall unterhalb des Berges befinden, erleben wir abermals ein Schauspiel, dass wir so noch nicht gesehen haben. Der Starke Wind bläst das Wasser wieder und wieder den Wasserfall hinauf, so dass er quasi aufwärts fließt. Hier ist eben alles anders. Weiter gehts entlang der Nordküste Snaefellsnes wo wir eine Begegnung mit einem Wal haben, obwohl wir auf Whalewatching verzichten wollten. Auf dem felsigen Strand liegt ein fast 6 Meter langer toter Grindwal mit schweren verletzungen. Alles andere als Appetitlich. So hatten wir uns unsere erste Begegnung mit einem Wal nicht vorgestellt. Wir umkreisen den Snaefellsjökull dessen Anblick uns leider dank dichter Wolkendecke verwehrt bleibt. Südlich des Vulkans beschließen wir dem Wetter zu entkommen und steigen in eine Höhle hinab. Es ist die Höhle, die Jules Verne in seinem Buch “Reise zum Mittelpunkt der Erde” zum Startpunkt seiner Expedition macht. Nach einer Stunde Dunkelheit gehts wieder an die stürmische Luft. Bei diesen Bedingungen ein Zelt aufzustellen ist alles andere als kompfortabel. Deshalb entschließen wir uns, für die Nacht eine Hütte zu mieten. Aus dem Haupthaus der kleinen Hüttenstadt mitten im Nirgendwo, hüpft uns eine kleine 12jährige Elfe entgegen. Im leichten Sommerkleid trotzt sie dem Sturm und tut als wäre es das normalste Wetter der Welt. Auf die Frage, ob ihr denn nicht kalt ist, antwortet sie: “I am Icelandic !”  
Was eine Kulisse...

Was für eine Kulisse…

Tag 11. Gale Warning Wir erwachen in einer mollig warmen Hütte und erledigen dass, was wir schon seit Tagen vor uns her schieben: Karten schreiben. Das Wetter hat sich etwas gebessert, aber es weht immer noch stark aus südlicher Richtung und schüttelt den kleinen Oleg kräftig durch. Die Windgeschwindigkeiten liegen bei ca. 15 m/s. In Borganes stocken wir unseren Proviant auf und freuen uns auf unsere nächstes Ziel; den Hraunfossar und den Barnafoss. Auf dem Weg dorthin nutzen wir das Aufreißen der Wolkendecke und die idyllische Kulisse des Hvita-River um eine Fotosession für unseren Sponsor “Lestra” zu machen. An dieser Stelle nochmal DANKE für die warmen Nächte. Wir eilen weiter zu den Wasserfällen, denn das nächste Regengebiet kündigt sich schon mit einer schwarzen Wolkenwand an. Beim Hraunfossar sprudelt ein unterirdisch fließender Arm des Flusses in unzähligen kleinen Wasserfällen auf einer Länge von rund 700 Metern aus dem Rand eines Lavafeldes. Quasi um die Ecke donnert der Barnafoss durch ein kleines Felsloch. Hier wird uns wieder nachhaltig vor Augen geführt, wie wichtig ein anständiges Schuwerk ist. Eine Amerikanerin rutscht mit ihren stylischen Nike-Sneakern auf dem feuchten Felsen aus und legt sich elegant waagerecht in die Luft und erinnert mich dabei kurz an die Zeit als bei Tele 5 noch Wrestling lief und Hulk Hogan einen Legdrop mit einem flying Elbow kombinierte. Er schlug damals allerdings nicht auf massivem Fels auf. Autsch. Geistesgegenwätig brachte sie noch ihren Körper zwischen Fels und Kamera, die glücklicherweise unbeschadet blieb. Mit den ersten Regentropfen klettern wir zurück in Olegs Bauch und Fahren Richtung Pingvellir. Offiziell ist die Schotterpiste keine F-Road, aber mit einem Ford Fiesta möchten wir hier nicht fahren. Knietiefe, riesige Wasserlöcher halten uns und Oleg bei Laune, währen sie durch Starkregen immer voller werden. Knallharte Hochlandpistenluft inkl. Flussdurchquerung schnuppern wir nochmal auf dem Weg zu den Lavahöhlen Surtshellir. Leider gibts hier keine Führungen mehr, die Beleuchtung ist abgebaut und den Abstieg alleine zu wagen wäre zu gefährlich. Es siegt die Vernunft und wir bebnügen uns mit dem Blick von oben in die fast einen Kilometer langen Höhlengänge. Durchgeschüttelt erreichen wir den Natinalpark Pingvellir. Auf einem Campingplatz stellen wir in Olegs Windschatten unser Zelt auf, während es immer stürmischer wird. Wir liegen bereits in unseren Schlafsäcken aber zur Sicherheit checken wir nochmal das Wetter. Als sich auf unserem Smartphone die Seite Vedur.is aufbaut, sehen wir sofort einen roten Kasten in der Kopfzeile; Text: Gale Warning !!! Angekündigt sind Windgeschwindigkeiten über 40 m/s. Na dann gute Nacht…   Tag 12. Kaltes klares Wasser Die Nacht ist alles andere als gemütlich. Unser Zelt wird pausenlos geschüttelt, fast auf uns runter gedrückt und strömender Regen prasselt auf unser Dach. Die beliebteste frage der Nacht: “Schläfst Du schon?” Die beliebteste Antwort: “Nö!” Irgendwann haben wir uns daran gewöhnt und sind uns nun sicher, dass unser Zelt Stand hält. Das Zelt unserer Nachbarn ist am nächsten Morgen nur noch ein kümmerlicher Haufen Stoff und Alugestänge. Gefühlte fünf Minuten nach dem Einschlafen klingelt der Wecker, denn heute wartet ein erlebnis der besonderen Art auf uns. Abtauchen zwischen den Kontinenten. Glücklicherweise hat sich das Wetter mittlerweile beruhigt. Wir treffen auf unseren Tauchguide Dan. Er hilft uns beim anziehen… beim anziehen unsereDrysuits. Das ganze Prozedere dauert fast eine halbe Stunde, während der wir etwas über unsere Tauchlocation erfahren. In die Silfraspalte fließt das Wasser eines in der Nähe liegenden Gletschers. Es fließt unterirdisch durch Vulkangestein, benötigt dafür etwa 50 Jahre und wird so fein gefiltert, dass daraus, mit einer Sichtweite von fast 100 Metern, das klarste Taucherlebnis der Welt wird. Und eines der kältesten. Das Wasser hat gerade mal 3 Grad. Beim Sprung ins Wasser gibts einen Kurzen Schock und es fühlt sich so an als hätte ich wieder das Spaghettieis zu schnell herunter geschlungen. Aber der Brainfreeze ist schnell vergessen, wenn man die atemberaubende Unterwasserwelt erblickt. Es ist als wäre man auf einem anderen, ziemlich kalten, ziemlich blauen Planeten; aber mit anderen Planeten kennen wir uns ja schon aus. Nach einer Stunde eisiger Kälte steigen wir mit unseren Flossen aus dem Wasser und wärmen uns an Kakao und frühstücken eine Hand voll Kekse. Da sich das Wetter nun wirklich stabilisiert hat Wandern wir noch eine Runde durch den Nationalpark Pingvellier. Aber offensichtlich haben wir’s mit dem isländischen Wetter immer noch nicht kapiert. Auf halber Strecke meldet sich der Sturm der Nacht zurück. Eine halbe Stunde später scheint wieder die Sonne, aber wir sind nass bis auf die Haut. Das ist der krönende Abschluss einer Reise der Superlative, einer Reise, auf der uns Elfen und Trolle ärgerten aber auch beschenkten, einer Reise die in uns noch mehr Demut und Respekt gegenüber der Natur geweckt hat, während der wir erfuhren, wie wenig man zum Leben benötigt und wie glücklich man ohne all das ist, was man nicht benötigt. Der krönende Abschluss war übrigens nicht die Tatsache, dass wir klitschnass waren, sondern, dass wir nur mit dem nötigsten bekleidet nach Reykjavik fuhren, wo wir noch zwei Tage lang die wohl bewegendste Reise unseres Lebens ausklingen ließen. ENDE  




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Hosting Deutschland | am 7. Juli 2016 um 01:47 Uhr

hallo nico, danke fur den tollen bericht!! spricht etwas dagegen, die tour mit der trolltunga zu kombinieren? also am tag 6 nach westen abzuzweigen und dann in zwei etappen bis odda zu wandern bzw. das ganze in die andere richtung von odda nach finse zu machen? nach odda ist es von bergen aus nicht so weit. lg jasper




Nico | am 11. Juli 2016 um 19:26 Uhr

Ich bin etwas verwirrt, denn unser Bericht ist über Island und nicht Norwegen. Lustigerweise planen wir aber gerade eine Norwegentour inkl. Trolltunga. 🙂 Zufälle gibt’s…..



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